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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Atemschutzmaske in einem unförmigen Gefahrstoffschutzanzug. Abgesehen von der Tatsache, dass zwei unverkennbare Micky-Maus-Ohren aus seinem geschlossenen Helm herausragten, wirkte die Abbildung ausgesprochen realistisch, und auf den ersten Blick sah es so aus, als stünde dort tatsächlich jemand vor dieser Wand. Die Gestalt hielt ein Transparent hoch, auf dem zu lesen war:
     
    DAS ENDE IST IN SICHT
    IN DEINEM AUGENLICHT
     
    »Verdammt richtig!«, bölkte Mrs Burrows, deren Gedanken gerade zum schrecklich vorzeitigen und vollkommen unerwarteten Tod von Mrs L zurückkehrten, als die Frau in dem zitronengelben Morgenmantel sie erneut anfuhr.
    »Können Sie nicht endlich mal den Mund halten?«, beschwerte sie sich in arrogantem Ton. »Müssen Sie denn so schrill sein?«
    »Ja, das muss ich – das hier ist verdammt ernst!«, knurrte Mrs Burrows. »Außerdem bin ich nicht annähernd so schrill wie dein beschissener Morgenmantel, du Schnepfe«, fuhr sie fort und fuhr sich mit der Zunge kampfbereit über die Lippen. Denn auch wenn das Ende der Welt drohte, ließ sie noch lange nicht zu, dass jemand in diesem Ton mit ihr sprach.

32
    Drake musste sich eingestehen, dass er nicht den blassesten Schimmer hatte, wo Will steckte.
    Er hätte sich ohrfeigen können, dass er nicht bemerkt hatte, wie der Junge davonspaziert war. Chester hatte als Einziger Wills Lichtzeichen gesehen, während sie überstürzt in einer Lavaröhre Zuflucht gesucht hatten. Von einer ziellos abgefeuerten Gewehrsalve in Bedrängnis gebracht, hatte Drake das Signal des verirrten Jungen nur kurz erwidern können. Seine größte Sorge hatte in jenem Moment darin bestanden, die anderen aus der Schussweite der Grenzer zu schaffen und in Sicherheit zu bringen.
    Will kannte sich in den Tiefen noch nicht aus und Drake wiederum kannte den Jungen nicht gut genug, um zu ahnen, wohin dieser sich gewandt haben würde – so wie er es bei Elliott jederzeit vorhersagen konnte. Nein, Drake wusste wirklich nicht, wo er mit der Suche nach dem verschwundenen Jungen beginnen sollte.
    Während sie durch den gewundenen Tunnel schlichen – mit dem hinkenden Cal im Schlepptau und Elliott als Vorhut –, bemühte Drake sich erneut, sich in Wills Lage zu versetzen. Er versuchte, all sein Können und Wissen auszublenden, das er im Lauf der Jahre angesammelt hatte, und sich in die Denkweise eines blutigen Anfängers einzufühlen. Denk wie jemand, der keine Ahnung hat, ermahnte er sich.
    Ein weiteres Mal probierte er, Wills wahrscheinliche Gedankengänge nachzuempfinden: Überrumpelt und zu Tode erschreckt, musste der erste Impuls des Jungen darin bestanden haben, die anderen einzuholen. Als ihm jedoch klar wurde, dass dies unmöglich war, hatte er sich möglicherweise für die naheliegende Lösung entschieden und die Große Prärie durch die nächste Lavaröhre verlassen. Möglicherweise, aber nicht zwangsläufig.
    Drake wusste, dass der Junge nichts bei sich hatte, kein Wasser und keinen Proviant. Daher hatte er vermutlich versucht, den Gewehrsalven zu trotzen und zu seinen Sachen zurückzulaufen – was ihm aber auch nicht viel genutzt hätte. Denn Drake hatte beschlossen, Wills Jacke und Rucksack mitzunehmen, damit sie den Styx nicht in die Hände fielen.
    Also: War der Junge in eine Lavaröhre geflüchtet? Falls ja, bedeutete das nichts Gutes. Welche der vielen Tunnelöffnungen hatte er dann gewählt? Die schiere Menge der untereinander verbundenen Gänge im Inneren des Labyrinths vergrößerte das Problem zusätzlich. Bei einer so gigantischen Fläche konnte Drake nicht einmal im Traum daran denken, einen Rettungstrupp loszuschicken – die Suche hätte Wochen, wenn nicht Monate gedauert und kam ohnehin nicht infrage, solange weiterhin die Gefahr bestand, dass sie einer Grenzer-Patrouille in die Arme liefen.
    Frustriert ballte Drake die Fäuste.
    Das Ganze war gar nicht gut. Er konnte sich überhaupt kein Bild machen.
    Komm schon, drängte er sich selbst, was könnte der Junge sonst gemacht haben?
    Vielleicht …
    … vielleicht hatte Will sich ja nicht in die nächstgelegene Lavaröhre geflüchtet, sondern war in der Prärie geblieben und der Peripheriewand gefolgt, hoffte Drake. Die Felswand hätte ihm zumindest einen gewissen Schutz vor den Gewehrsalven der Styx-Soldaten geboten.
    Vielleicht war er ja zu optimistisch, doch Drake setzte auf letztere Möglichkeit, während er Elliott und Cal nun weiter in Richtung der Prärie führte. Er zählte darauf, dass Will sich dazu

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