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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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gehalten hatte. »Doch nicht etwa für Säuglinge?«, fügte Cal hinzu. Der Gedanke erfüllte ihn mit Grauen – das Ganze wirkte wie die Kinderstation der Hölle.
    »Für Koprolithen-Säuglinge«, erklärte Drake, als sie zu Elliott aufschlossen, die gerade eine doppelflügelige Pendeltür aufstieß. Eine der Türen hing nur noch an einem Scharnier und begann, laut zu quietschen. Sofort fing Elliott die Tür ab und bremste deren Bewegung.
    Cal und Drake folgten ihr in den angrenzenden Flur, dessen Wände mit verzogenen Regalen gesäumt waren. Auf den Brettern lag eine Vielzahl merkwürdiger und obskurer Gerätschaften, deren braun verrostetes oder grünspaniges Metall korrodiert und in die Oberfläche der Regalbretter gedrungen war. Cals Blick blieb an einer Maschine hängen, mit verrotteten Luftbälgen und vier Glaszylindern, die aus dem oberen Bereich des Geräts herausragten. Daneben stand eine Art Fußpumpe oder Blasebalg.
    Als Cal aufschaute, entdeckte er ein hölzernes Wandregal, in dem alle möglichen Sorten tödlich spitzer Instrumente lagen, viele davon in ihren Halterungen festgerostet. Neben dem Regal hing eine Bildtafel. Obwohl sie hochgradig stockfleckig war, konnte der Junge rechteckige Bilder und bizarre Beschriftungen erkennen. Aber er hatte keine Ahnung, wozu das Ganze diente, und auch keine Zeit, sich in Ruhe einen Reim darauf zu machen.
    Der Weg führte durch weitere enge Flure mit trüben Wasserpfützen auf dem Boden und einem Gewirr aus breiten Röhren an der Decke, von denen alte Verkleidungen und dicke Spinnweben herabhingen.
    Schließlich bogen Elliott, Cal und Drake in einen L-förmigen Raum ein, der bis zur Decke mit schweren Glaszylindern gefüllt war. Während der Junge und Drake auf Elliotts Zeichen warteten, weckte einer der gut einen Meter dicken Glasbehälter Cals Aufmerksamkeit.
    Zunächst war er sich nicht ganz sicher, was der Glaszylinder enthielt, doch dann erkannte er, dass es sich um das Querschnittpräparat eines menschlichen Kopfs handelte – von der Schädeldecke bis zum Kinn präzise in der Mitte durchgeschnitten, sodass das Gehirn und alles andere im Inneren des Kopfes zu sehen waren. Irgendwie erschien Cal der Anblick nicht real; er konnte sich kaum vorstellen, dass das jemals ein Mensch gewesen sein sollte. Und dann machte der Junge den Fehler, sich hinüberzubeugen, um das Glasgefäß von der anderen Seite zu betrachten. Als das Licht seiner Laterne die gelbe Flüssigkeit durchdrang, in der der Kopf schwamm, blickte Cal direkt in das starre Auge eines Mannes. Auf seiner kreidebleichen Haut zeichneten sich dunkle Bartstoppeln ab, so als hätte er sich am Morgen nicht rasiert.
    Cal schnappte keuchend nach Luft. Das Ganze war nun doch sehr real!
    Der Anblick wirkte so schaurig, dass Cal sich sofort abwandte. Doch dadurch fiel sein Blick auf andere Glaszylinder, deren Exponate nicht weniger makaber waren: schwebende Embryonen, außerdem mehrere vollkommen intakte Säuglinge. Cal sah einen Embryo, der an seinem Daumen nuckelte. Wenn da nicht die fast durchscheinende Haut mit den winzigen blauen Adergeflechten gewesen wäre, hätte man meinen können, er würde nur schlafen – so lebendig wirkte er.
    »Dieser Ort ist voller Geister der Vergangenheit«, sagte Drake, der nachempfand, was Cal in diesem Moment spürte.
    »Ja«, erwiderte der Junge schaudernd.
    »Aber keine Sorge, wir gehen sofort weiter«, versicherte Drake ihm und stieß dann eine Tür zu einem größeren Korridor auf, der dem grabmalartigen Korridor mit den seltsam geneigten Wänden ähnelte. Sie liefen diesen Flur entlang, bis Drake Cal ein Zeichen gab und stehen blieb. Cal hörte, dass die Geräusche um sie herum sich verändert hatten, und er spürte den Hauch einer Brise im Gesicht. Er nahm an, dass sie die andere Seite des Bunkers erreicht hatten. Während er sich schnaufend auf seinen Gehstock lehnte, dankbar für die Gelegenheit, sein Bein einen Moment ausruhen zu können, versuchte er, nicht an das zu denken, was er gerade gesehen hatte.
    Drake lauschte eine Weile in die Dunkelheit hinein und blinzelte durch das Sichtgerät über seinem Auge, ehe er seine Höhlenlampe auf niedrigster Stufe einschaltete. Vor ihnen lag ein natürlich geformter, kreisartiger Höhlenbereich von etwa dreißig Metern Durchmesser mit einem zerklüfteten Felsboden. Von diesem Bereich gingen zehn Lavaröhren ab, die in unterschiedliche Richtungen führten.
    »Versteck dich in einer der Röhren, Cal«, flüsterte Drake und

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