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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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abgesehen von der Namensänderung? Genau wie sie und ihr Bruder Tarn trug er doch das Blut der Macaulays in sich, einer der ältesten Gründungsfamilien der Kolonie. Wie hatte er sich während der Jahre an der Erdoberfläche nur so zum Schlechten wandeln können? Wer oder was konnte ihm das angetan haben? Wenn es stimmte, was in dem Brief stand, dann schien es, als wäre Seth – oder Will – vollkommen verrückt geworden, wie ein aufsässiger Köter, der sich gegen sein Herrchen wendet.
     
    Plötzlich kreischte ein Vogel hoch über ihr in den Bäumen. Sarah zuckte zusammen und duckte sich noch tiefer hinter die niedrigen Zweige einer Konifere. Sie lauschte angestrengt, doch außer dem Wind, der in den Blättern der Bäume rauschte, und der hupenden Alarmanlage eines Wagens einige Straßen weiter war nichts zu hören. Erneut warf Sarah einen prüfenden Blick auf das Gemeindeland und schlich sich dann vorsichtig zum hinteren Teil des Gartens der Familie Burrows. Als sie glaubte, ein Licht zwischen den geschlossenen Wohnzimmervorhängen hervorscheinen zu sehen, blieb sie abrupt stehen, stellte dann jedoch zufrieden fest, dass es sich nur um einen verirrten Mondstrahl handelte, der durch die Wolkendecke hindurchbrach. Ihr Blick wanderte zu dem Fenster im Obergeschoss, hinter dem sich Wills Zimmer befunden hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass das Haus vollkommen verlassen vor ihr lag.
    Leise schlüpfte sie durch die Öffnung in der Hecke, in der früher einmal das Gartentor gehangen hatte, und überquerte rasch den Rasen bis zur Hintertür des Hauses. Erneut hielt sie mit gespitzten Ohren inne und schubste schließlich mit dem Fuß einen Ziegelstein neben der Türmatte zur Seite. Es überraschte sie nicht im Geringsten, dass der Reserveschlüssel noch immer dort lag – die Burrows waren ein leichtsinniger Haufen. Sarah nahm den Schlüssel und ließ sich selbst in das Haus ein.
    Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, hob sie den Kopf und prüfte schnüffelnd die Luft, die muffig und abgestanden roch. Nein, hier hatte schon seit Monaten niemand mehr gewohnt. Obwohl sie Mühe hatte, im dämmrigen Hausinneren etwas zu erkennen, verzichtete sie darauf, das Licht einzuschalten – es war einfach zu riskant.
    Sie schlich sich durch den Flur zur Küche. Während sie sich geschickt vortastete, stellte sie fest, dass sämtliche Arbeitsflächen und Schränke leer waren. Daraufhin kehrte sie in den Flur zurück und schlüpfte ins Wohnzimmer. Plötzlich stieß ihr Fuß gegen etwas … eine Rolle Luftpolsterfolie. Sämtliche Möbel waren abtransportiert worden. Das Haus war vollkommen leer.
    Dann stimmte es also doch. Im Brief hatte gestanden, dass die ganze Geschichte furchtbar schiefgelaufen war. Und hier, hier in der tintenschwarzen Dunkelheit, hatte sie nun die Bestätigung dafür, dass die Familie auseinandergebrochen war. Sarah hatte gelesen, dass Dr. Burrows zufällig auf die Kolonie unter Highfield gestoßen war und dass die Styx ihn in die Tiefen befördert hatten. Höchstwahrscheinlich war er inzwischen tot. Denn niemand schaffte es bis weit ins Innere der Erde und überlebte das Ganze. Sarah hatte keine Ahnung, wo Mrs Burrows oder ihre Tochter, Rebecca, sich nun befanden, und es war ihr auch egal. Der Einzige, um den sie sich Sorgen, große Sorgen machte, war Will.
    Als sie in den Flur zurückging, fiel ihr Blick auf etwas auf dem Boden vor der Haustür. Sie bückte sich, tastete den Teppich ab und fand eine Reihe von Briefen, die über den Boden verstreut lag. Rasch sammelte sie sie ein und stopfte sie in ihre Umhängetasche. Als sie fast alle Briefe zusammengetragen hatte, hörte sie plötzlich ein Geräusch … eine Wagentür, die ins Schloss fiel … gedämpfte Schritte … und dann eine äußerst leise raunende Stimme.
    Sie erstarrte und rührte sich nicht von der Stelle, während ihre Nerven wie elektrisiert vibrierten. Die Geräusche hatten gedämpft geklungen – Sarah konnte nicht sagen, aus welcher Entfernung sie zu ihr gedrungen waren, aber sie durfte kein Risiko eingehen. Angestrengt lauschte sie in die Stille hinein, aber es war nichts mehr zu hören. Wahrscheinlich jemand, der am Haus vorbeigegangen war, oder einer der Nachbarn, sagte sie sich nach einer Weile und steckte auch den letzten Brief ein. Höchste Zeit, dass sie sich aus dem Staub machte.
    Sie huschte durch den dunklen Flur, schlüpfte durch die Hintertür und wollte sie gerade zuschließen, als eine tiefe Männerstimme nur Zentimeter von

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