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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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zwei ramponierte Sessel nebeneinander platziert, und in einem von ihnen saß der Kater vollkommen reglos, als hätte er schon die ganze Zeit auf sie gewartet.
    Sarah ließ das Licht der Lampe durch den Raum schweifen und schnappte überrascht nach Luft. An ihrer breitesten Stelle maß die Höhlenkammer etwa fünfzehn Meter, allerdings war die hintere Wand vollständig eingestürzt und der Haufen aus Steinen und Erde reichte bis fast zu den Sesseln. Wasser tropfte ununterbrochen von der Decke, und als Sarah sich an der Wand vorbeidrücken wollte, trat sie in eine schmutzige Pfütze, die überraschend tief war und sie aus dem Gleichgewicht brachte.
    Fluchend und mit einem Bein wadenhoch im kalten Wasser, griff Sarah nach dem nächstbesten Gegenstand, der ihr hoffentlich Halt bot – eine der Deckenstützen. Doch statt auf solides Holz zu treffen, bekam ihre Hand nur eine durchweichte Masse aus fasrigen Holzsplittern zu fassen, und Sarah taumelte gegen die Wand, wobei ihr Bein noch tiefer in die Pfütze rutschte. Viel schlimmer war jedoch die Tatsache, dass die Stütze sich verschoben hatte und zwischen den krummen Holzplanken an der Decke eine Lücke entstanden war. Ein Schauer Erde prasselte auf sie herab, als sie sich aufrichten wollte und gleichzeitig zu ducken versuchte.
    »Herrgott noch mal!«, fauchte Sarah. »Welcher Idiot hat das hier gebaut?«
    Wütend stieg sie aus der Pfütze und wischte sich die Erde aus den Augen. Wenigstens hatte sie ihre Schlüsselringlampe nicht fallen gelassen, die sie nun dazu nutzte, um ihre Umgebung genauer zu inspizieren. Vorsichtig bewegte sie sich durch die Höhle und kontrollierte die Holzstempel, die sich in unterschiedlichen Verfallsstadien befanden.
    Sie presste die Lippen zusammen und fragte sich, was sie geritten hatte, in dieses Loch zu steigen. Dann drehte sie sich zu dem Kater um, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte, während sie von einem Unglück ins nächste gestolpert war. Er hockte geduldig in seinem Sessel, den Kopf hoch erhoben, und musterte sie. Sarah hätte schwören können, dass seine Mundwinkel gezuckt hatten, als würde er sich über ihre Eskapaden mit der Pfütze und der Holzstütze amüsieren.
    »Wenn du das nächste Mal versuchst, mich irgendwohin zu locken, werde ich es mir zweimal überlegen!«, knurrte Sarah wütend.
    Vorsicht! Erschrocken hielt sie inne. Sie durfte nicht vergessen, mit wem sie es hier zu tun hatte. Obwohl der Kater recht friedlich wirkte, konnten Jäger ziemlich unberechenbar sein, vor allem wenn sie verwildert waren. Daher empfahl es sich, nichts zu unternehmen, was ihn beunruhigen konnte. Behutsam näherte sie sich dem leeren Sessel, wobei sie darauf achtete, keine hektischen Bewegungen zu machen.
    »Hättest du was dagegen, wenn ich mich setze?«, fragte sie mit sanfter Stimme und hielt dem Kater ihre schlammverschmierten Hände entgegen, als wollte sie ihm zeigen, dass sie nichts Böses im Schilde führte.
    Während sie sich langsam in den Sessel sinken ließ, drängte sich ihr ein Gedanke auf, den sie aber noch nicht richtig fassen konnte. Sie schaute sich in der Höhle um und fragte sich, was genau sie irritierte, als der Kater einen Satz auf sie zumachte. Da Sarah noch immer nicht wusste, ob sie dem Tier vertrauen konnte, wich sie zurück, entspannte sich dann aber, als sie erkannte, dass er nur den Kopf an der Rückseite ihres Sessels rieb.
    Beim Blick auf die Rückenlehne bemerkte sie, dass jemand etwas über den Sessel drapiert hatte. Langsam nahm sie den Gegenstand in die Hand. Er sah aus wie ein feuchter Stofflappen. Sie lehnte sich zurück und breitete den Stoff aus, der sich als schlammverkrustetes Rugby-Trikot mit schwarzen und gelben Streifen entpuppte. Vorsichtig schnupperte sie daran.
    Trotz des muffig-feuchten Geruchs, der schwer in der Luft hing, drang eine einzelne, kaum wahrnehmbare Duftnote zu ihr durch – nur ein winziger Hauch. Sarah schnupperte erneut am Trikot, um sicherzugehen, und musterte dann den Kater eingehend. Sie runzelte die Stirn, als ihre Ahnung, die zunächst nur vage und unbestimmt gewesen war, zunehmend Gestalt annahm und sich dann – wie eine an die Wasseroberfläche aufsteigende Luftblase – plötzlich Bahn brach. Jetzt war sie sich absolut sicher.
    »Das hier hat ihm gehört, stimmt’s?«, sagte sie und hielt dem Kater das Trikot unter die Nase. »Mein Sohn Seth hat das getragen … und das bedeutet … dass er auch diese Höhle ausgehoben haben muss! Du lieber Himmel, ich habe ja

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