Turner 02 - Dunkle Vergeltung
rechts drehte, sah ich geschwollene rosa Füße, die in nackte Beine übergingen; sie wurden vom Saum eines Frottee-Bademantels gekrönt, der mich in meinem leicht verwirrten Zustand an elisabethanische Halskrausen erinnerte. Ich drehte den
Kopf nach links und sah einen Körper, der verzweifelt versuchte, sich in Sicherheit zu schleppen, obwohl zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich der größte zu erwartende Schaden längst angerichtet war.
»Mit Ihnen ist alles in Ordnung«, sagte die Frau über mir. Keine Frage. Kurzes dunkles, nach hinten gebundenes Haar. Braune Augen, in denen grüne Schimmer aufblitzten und versanken. Sie klang ziemlich sicher. Ich musste ihr wohl glauben.
»Mr. Aleché war einverstanden, seine Hunde zurückzupfeifen. Stimmt doch, Mr. Aleché?«
Hoch über Frottee und Tischplatte, in dem strahlend blauen Himmel dort oben, ertönte ein »Ja«.
»Einen seiner Hunde scheint’s erwischt zu haben«, sagte ich mit einem weiteren kurzen Blick nach links.
»Der andere sieht auch leicht mitgenommen aus.«
»Eine wahre Schande.«
Über ihr Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Bislang hatte ich immer gedacht, das sei nur so eine Redewendung.
»Und damit Sie sich nicht wundern, Mr. Aleché sagt, dies sind die beiden Männer, die Sie suchen. Er scheint den Eindruck zu haben, ich wüsste, was los ist, und sei auf die eine oder andere Weise Ihr Partner bei dieser Angelegenheit.«
Sie streckte den Arm in einem Winkel von neunzig Grad aus, lud mich ein, ihn zu ergreifen und mich mit seiner Hilfe in eine sitzende Stellung zu bringen. Wir verschränkten die Hände, und während ich mich auf ihren
kräftigen Unterarm und Bizeps verließ, gelang es mir, mich aufzurichten.
»Mr. Aleché hat sich zudem freundlicherweise einverstanden erklärt, quasi als Wiedergutmachung, für sämtliche medizinische Kosten für ihren Kollegen und Fahrdienstleiter aufzukommen. Und er hofft, Sie nehmen seine Entschuldigung für den völlig unangebrachten Übereifer seiner Angestellten an.«
Dann ist es also vorbei, würden die meisten Menschen jetzt denken. Doch noch als sie mir aufhalf, erkannte ich, dass sie es besser wusste, sah sie klar und deutlich: die Haltung, die Füße solide aufgesetzt, den Körperschwerpunkt möglichst niedrig gehalten, Augen, die alles registrierten, auch wenn sie nicht den Anschein erweckten.
»Sie sind ein Bulle.«
»Ziemlich offenkundig, hm?« Wieder dieses Lächeln. »Außerdem bin ich Ihre Tochter.« Sie streckte eine Hand aus. »J.T. Burke.«
Jede Menge Worte, das reinste Gänsegeschnatter, viel Geräuspere von Sam Hamill auf dem Revier, Worte dahingehend, dass ich ihm und dem MPD mal wieder einen feinen Schlamassel eingebrockt hätte; man solle sich nicht zu den Hunden legen, wenn man keine Flöhe bekommen will, und es wäre das Beste, wenn ich bis Sonnenuntergang die Stadt verlassen habe.
»Und, keine Spur von Judd Kurtz?«, fragte Tracy Caulding, die, nachdem Sam mit mir fertig war, wegen
ihrer eigenen Besprechung noch dageblieben war und mir im Anschluss daran auf den Parkplatz folgte.
»Ich bezweifle, dass wir die je finden werden. Ich hoffe, es war für Sie da drinnen nicht zu schlimm.«
»Nicht anders als zu erwarten. Was, zum Teufel, ich mir eigentlich dabei gedacht hätte, und ich soll die Sache glattbügeln, damit sie nicht auf ihn zurückfällt. Dann hat er gesagt: ›Falls du Hilfe dabei brauchst - bei der Arbeit Probleme auftauchen, wenn irgendwer versucht, dir Kummer zu bereiten - dann rufst du mich einfach an, hörst du?‹«
»Ich vermute, er hat nicht hinzugefügt, er würde sich freuen, mich demnächst wieder an Bord zu haben?«
»Ich glaube nicht, dass etwas in der Art erwähnt wurde. Passen Sie auf sich auf, Turner.«
Wir gaben J.T.s Mietwagen, einen Buick, bei einer Niederlassung an der Lamar Avenue ab und holten uns Kaffee zum Mitnehmen in einem griechischen Imbiss nebenan. Die Becher waren geformt wie ein Fez; unerklärlicherweise waren Karnickel darauf abgebildet. Keine kuscheligen kleinen Häschen, sondern gewaltige Hasen mit Hinterläufen wie Kängurus.
»Offensichtlich hält man ziemlich viel von dir auf dem Revier«, sagte J.T., als wir uns wieder in den Verkehr einfädelten.
»Ich bin hier an der Grenze so was wie eine Legende.«
»Muss nett sein.« Sie starrte schweigend aus dem Fenster. »Nach einer Weile fängt alles an gleich auszusehen, stimmt’s? Die gleichen Straßen, die gleichen
Opfer, immer die gleichen unmöglichen Geschichten und
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