TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
dass sie woanders sein muss.«
»Ihr müsst sie finden!«
»Das haben wir vor. Wir haben eine Expertin dabei, die sich hier auskennt und Kontakte hat. Sie wird uns bei der Suche helfen.«
»Gut. Ich kann euch auf einem Stadtplan zeigen, wo wir uns getrennt haben.« Es war zwar dunkel gewesen, aber ungefähr würde sie die Stelle wiederfinden. »Oder ich führe euch hin.«
Hawk beugte sich so dicht vor, dass seine Nasenspitze fast ihre berührte. »Du wirst so schnell es geht ausgeflogen und in ein Krankenhaus gebracht.«
»Aber … «
»Jade, du kannst uns nicht helfen, wenn du dabei zusammenbrichst. Ich würde dich nach Ramstein begleiten, aber ich muss hierbleiben, bis wir Kyla gefunden haben.«
»Das weiß ich.« Es war auch besser so. Sie wusste nicht, ob sie seine Nähe ertragen konnte. Erleichtert atmete sie auf, als er sich wieder zurücklehnte.
»Gut. Kannst du mir sagen, was passiert ist? Warum habt ihr nicht Bescheid gesagt, bevor ihr verschwunden seid?«
Jade blickte sich vorsichtig um. Ein Vorhang war auf einer Seite vor ihr Bett gezogen, die andere gab den Blick auf einen langen Raum frei, in dem noch weitere Betten standen. Keines von ihnen war belegt. »Wo sind wir überhaupt?«
»Die deutsche KSK war netterweise bereit, uns zu beherbergen. Dies ist ihre Krankenstation.«
»Ist noch jemand hier?«
Hawk trat ein paar Schritte zurück und blickte am Vorhang vorbei. »Nein, wir sind allein.«
»Gut.« Jade holte tief Luft und versuchte, die Geschehnisse der letzten Tage in ihrem Kopf zu sortieren. »Welcher Tag ist heute?«
Hawk blickte sie erst verwirrt an, verstand dann aber, was sie wissen wollte. »Der 19.«
Sie war fast vier Tage in Gefangenschaft gewesen. Es war ihr viel länger vorgekommen. Irgendwann waren die Grenzen zwischen Tag und Nacht verschwommen, und es war einfach nur eine endlose Qual gewesen. Jade zwang sich, nicht daran zu denken. Sie war hier, sie war frei, alles andere war zweitrangig.
»Wir bekamen am 15. abends eine Nachricht, dass unsere Tarnung aufgedeckt wurde und wir in höchster Gefahr wären. Sie war anonym, aber das ist keine Seltenheit. Viele Afghanen trauen sich nicht, öffentlich mit Amerikanern oder allgemein westlichen Menschen in Verbindung zu treten. Schon gar nicht, wenn sie gegen einen der Warlords aussagen wollen.« Jade beugte sich vor und trank noch einen Schluck. Erschöpft ließ sie sich wieder auf die Liege zurücksinken. »Da wir gerade eine entscheidende Information bekommen hatten, nahmen wir die Warnung sehr ernst. Wir entschieden uns, trotz der Ausgangssperre aus der Stadt zu verschwinden.«
»Aber die Nachricht war eine Falle.«
»Ich weiß es nicht, es könnte durchaus sein, dass sie echt war, nur leider zu spät kam. Bereits außerhalb unserer Unterkunft haben wir Verfolger hinter uns gehört. Einen haben wir ausgeschaltet, aber wie wir schnell gemerkt haben, waren es mehrere.« Jade verfluchte sich dafür, dass sie damals so naiv gewesen war zu glauben, dass nur ein Mann hinter ihnen her war. »Kyla wurde angeschossen, in die Schulter. Sie konnte nicht weiterlaufen und hat sich in einem Haus verkrochen, während ich die Verfolger abgelenkt habe.« Sie verzog das Gesicht. »Hat sehr gut funktioniert, ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen und bin erst in einem Lastwagen wieder aufgewacht. Sie haben mich in die Berge gefahren … « Jade brach ab und verstummte. Mehr konnte sie darüber nicht erzählen. Nicht jetzt – vielleicht auch nie.
Hawk schien das zu spüren. »Was hattet ihr erfahren?«
»Mogadirs Gruppe plant einen Anschlag auf die Wolesi Jirga.«
»Auf das Unterhaus?«
Jade nickte. »Ja. Er will die Parlamentswahlen im September stören, indem er sämtliche Abgeordneten auslöscht. Einige aussichtsreiche Kandidaten sind bereits getötet worden, aber das geht ihm wohl zu langsam. Deshalb will er auf die Auszählung der Stimmen warten und die Abgeordneten dann alle auf einmal ausschalten. Bis zu einer neuen Wahl oder dem Aufrücken von Ersatzkandidaten wird viel Zeit vergehen. Wahrscheinlich erhofft er sich davon, dass er sein Opiumgeschäft weiter ausbauen kann, solange im Land Chaos und Korruption herrschen. Wenn eine feste, frei gewählte Regierung an der Macht ist, könnte seine Freiheit stark eingeschränkt werden. Es haben bereits etliche Politiker angekündigt, etwas gegen den stark expandierenden Drogenanbau im Land zu unternehmen. Auch die Schmuggelrouten besonders im Grenzgebiet zu Pakistan sollen zerstört
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