TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
und schien mit sich zu kämpfen, ob er noch etwas sagen sollte. Schließlich drückte er nur kurz ihre Hand und ging mit großen Schritten davon.
»Ich kann mich nur anschließen, sei bitte vorsichtig.«
Rose, die Clint hinterhergesehen hatte, wandte sich wieder zu Rock um. »Natürlich werden wir vorsichtig sein, ich habe nicht vor, so zu enden wie die Agentin.«
»Verdammt, sag so etwas nicht, allein der Gedanke macht mich krank!«
Es lag so viel Gefühl in Rocks Stimme, dass Rose ein Schauder überlief. »Ich kenne mich hier aus, und außerdem habe ich Joe dabei.«
»Mir wäre es lieber, ich wäre an seiner Stelle.«
»Du bist ein wenig zu auffällig für diesen Job.« Sie strich über seine Wange. »Aber ich hätte dich auch gerne bei mir.«
Diesmal war es Rock, der sich herunterbeugte und sie küsste. Lang und ausgiebig, so als würde er fürchten, dass es das letzte Mal wäre. Schließlich löste er sich von ihr und trat einen Schritt zurück. »Nun fahr los, bevor ich dich irgendwo einsperre, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte.«
»Das hattest du nicht vor!«
»Führ mich nicht in Versuchung … «
Rose verstand den Hinweis. Nach einem letzten Blick wandte sie sich um und lief zu ihrem Quartier, um die Burka überzuziehen.
35
Es war ein seltsames Gefühl, nach so langer Zeit wieder in diesem einengenden Kleidungsstück gefangen zu sein. Das Stirnband scheuerte an ihrer Stirn, ihre Wimpern verfingen sich ständig in dem Netzgitter vor ihren Augen. Die Welt um sie herum drang nur noch gedämpft zu ihr durch, die Farben und Konturen verwischten, Gerüche waren nur ein leichter Hauch. Wie gerne hätte Rose den Schleier heruntergerissen, tief eingeatmet und die Gebäude und Menschen genauer betrachtet. Sie seufzte lautlos. Immer ein paar Schritte hinter Joe folgte sie ihm von den Außenbezirken, in denen der KSK -Soldat sie abgesetzt hatte, in das Viertel, in dem die beiden Agentinnen gewohnt hatten. Die Veränderungen an Joe waren wirklich bemerkenswert. Er sah nicht nur aus wie ein Afghane, sondern er bewegte sich auch so. Als wäre er beim Aussteigen aus dem Jeep ein anderer geworden.
»Wir kommen gleich in die Straße. Wo möchtest du anfangen?« Joe sprach sie auf Persisch an. Nicht ganz perfekt, aber doch so gut, dass ihn niemand für einen Amerikaner halten würde. Er kam eindeutig zurecht, keine Frage. Und er war automatisch in die vertraulichere Anrede verfallen.
Rose passte sich der Sprache an. »Am besten in der Wohnung, falls sich Kyla dorthin zurückgeflüchtet hat. Danach suchen wir die Ruine, wo sie sich laut Jade versteckt hat. Wenn wir dort auch keine Spur finden, durchsuchen wir jedes Haus in der Straße und befragen die Anwohner.«
»Alles klar. Falls sich jemand erkundigt, bin ich dein Bruder.«
Rose lächelte hinter dem Schleier. »Neben meinen vier Schwestern wäre es sehr nett gewesen, dich als Bruder zu haben.«
Ein seltsam trauriger Gesichtsausdruck zog über Joes Gesicht, der kurz darauf wieder verschwunden war. »Bist du bereit?«
Rose holte noch einmal so tief Luft, wie es der Schleier zuließ und straffte ihre Schultern. »Ja.«
Joe drückte aufmunternd ihre Finger, bevor er erneut vor ihr herging. Seine Geschwindigkeit hatte er ihren kleineren Schritten angepasst. In der Nähe des Hauses, in dem die Agentinnen gewohnt hatten, blieben sie für eine Weile stehen und beobachteten den Eingang und die Umgebung. Erst als sie nichts Auffälliges entdeckten, betraten sie den dunklen Flur, der eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte. Die »Wohnung« bestand aus einem kleinen Raum, in dem Küche, Schlaf- und Wohnzimmer vereinigt waren, sowie einem winzigen Badezimmer. Es war eindeutig schon jemand vor ihnen hier gewesen, Kleidung, Papiere und Einrichtungsgegenstände lagen größtenteils zerstört durcheinander, die Matratzen waren aufgeschlitzt, die Decken zerfetzt. Es war nicht erkennbar, ob jemand etwas gesucht oder nur seine Zerstörungswut ausgelebt hatte. Kyla war auf keinen Fall hierher zurückgekehrt. Im Grunde hätte Rose das auch verwundert, denn es war klar, dass die Verfolger hier als Erstes nach ihr suchen würden.
Joe stand an der Tür, einen wachsamen Ausdruck im Gesicht. »Gehen wir? Mir gefällt das hier nicht.«
»Ich bin fertig.«
»Gut. Bleib dicht bei mir.«
Unbehaglich blickte Rose sich um. Joe schien sie mit seiner Vorsicht anzustecken. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, dass hier nach vier Tagen noch jemand nach der Agentin Ausschau
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