TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
keine frischen. Sie waren allein. Als Rose ausstieg, ergriff eine Windböe die Burka und ließ sie um ihren Körper flattern. Es war kühler hier oben, die Luft roch angenehm frisch. Einen kurzen Moment genoss Rose den Wind in ihren Haaren, bevor sie sich zu Joe umwandte.
»Und nun?«
»Bleibt hier beim Wagen, während ich mich ein wenig umsehe.«
»Aber wenn doch niemand hier ist … «
Joe blickte sie ernst an. »Dann heißt das nicht, dass nicht jemand eine kleine Überraschung hinterlassen hat.«
»Oh. Wir warten hier.«
Mahler fragte Joe nicht um Erlaubnis, sondern folgte ihm. Rose wandte sich zu ihrer Freundin um. »Was wird mit den Kindern geschehen, wenn wir sie lebend finden?«
Cassandra hob ihre Haare an und genoss den kühlen Wind in ihrem Nacken. »Wir werden versuchen, Verwandte zu finden, die sie bei sich aufnehmen. Wenn das nicht klappt, werden sie wohl in eines der RAWA -Häuser gebracht. Dort können sie leben und Schreiben und Lesen und alle anderen wichtigen Dinge lernen.«
»Bekommen sie dort auch die Liebe, die sie brauchen?«
»Rose, es geht hier darum, dass sie eine Möglichkeit bekommen zu überleben! Du wirst niemanden finden, der sie bei sich aufnimmt und sie dann auch noch liebt. Die Leute hier sind arm, sie können es sich nicht leisten, fremde Kinder durchzubringen, und erst recht nicht, sie auch noch zur Schule zu schicken. Bei der RAWA haben sie immerhin ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und bekommen eine Schulbildung.«
»Das weiß ich alles. Sie tun mir nur so leid … «
Cassandra legte den Arm um ihre Schultern. »Mir auch, das weißt du. Warten wir erst mal ab, ob wir sie überhaupt finden.«
Angespannt beobachteten sie das Haus. Wie lange dauerte das denn? Solch eine winzige Hütte müsste man doch in wenigen Minuten durchsucht haben. »Ich halte das nicht mehr aus, ich gehe hin.«
»Rose, das ist nicht … «
»Du kannst ja hierbleiben.«
»Wohl kaum.« Kopfschüttelnd folgte Cassandra ihr.
Rose hatte mit nichts anderem gerechnet. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, war sie froh, dass ihre Freundin bei ihr war. Sie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn die Kinder tatsächlich tot waren. Rasch lief sie auf das Haus zu. Vermutlich würde es nicht auf eine Minute mehr oder weniger ankommen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie sich beeilen sollten. Rose zog die Tür auf und fuhr erschrocken zurück, als Joe direkt vor ihr auftauchte. Dicht gefolgt von Mahler trat er hinaus und blinzelte gegen die Sonne.
»War dort … ?«
»Nein, niemand.« Er strich über seine Haare. »Ich kann später versuchen, anhand der Satellitenbilder herauszufinden, wo die Kinder geblieben sind.«
»Und wenn sie irgendwo draußen herumirren … «
»Ich möchte sie auch finden, Rose. Allerdings hätten wir sie gesehen, wenn sie irgendwo in der Nähe wären. Hatte die Agentin etwas gesagt, wann sie die Informantin das letzte Mal gesehen hat?«
»Nein, aber ich schätze, es war höchstens einen Tag vor ihrem eigenen Verschwinden.«
»Also ist es mindestens vier Tage her.«
Rose’ Mundwinkel bogen sich nach unten. »Ja.« Die Wahrscheinlichkeit, die Kinder noch lebend zu finden, war verschwindend gering. Natürlich hatte sie das vorher gewusst, es aber vorgezogen, auf ein gutes Ende zu hoffen. Oder zumindest so gut, wie es überhaupt noch möglich war, nachdem Mogadir die Eltern getötet hatte. »Gab es irgendwelche Hinweise, dass sie … ?«
»Nein.« Joe legte seine Hand auf ihren Arm. »Wir gehen noch mal um das Haus, vielleicht entdecken wir Spuren.«
Während Joe und Mahler die Hütte umrundeten, blieben Rose und Cass vor der Tür stehen. Eingehend betrachtete Rose den Boden. Viele Fußabdrücke vermischten sich vor dem Haus. Ihre eigenen, die der Bewohner der Hütte und vermutlich auch die von Mogadirs Männern. Einige Spuren waren deutlich zu sehen, andere verwischt. Tiefe Furchen zogen sich durch den sandigen Boden, wo scheinbar jemand weggezerrt worden war. Rose schluckte hart, als sie daran dachte, was Jade ihr erzählt hatte. Dicht an der Hauswand entdeckte sie schließlich etwas: einen kleineren Fußabdruck, wie von einem Kind. Er wurde von den anderen Spuren fast verdeckt, nur ein kleines Stück war davon zu sehen. Rose hockte sich daneben und fuhr den Abdruck mit dem Finger nach. Eindeutig kleiner als die anderen Füße. Sie folgte der Schrittrichtung und fand kurz darauf eine weitere Spur.
»Ist da etwas?« Cassandras Stimme erklang dicht hinter
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