TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
Rose?«
Innerlich seufzte Rose auf. Ihre Freundin war unverbesserlich. »Cass, das ist Joe Spade – Joe, meine Freundin Cassandra Tilden. Sie war es, die mit ihren Kontakten zur RAWA die erste Spur von Jade gefunden hat.«
Joe nickte ihr zu, deutlich unsicher, was er von Cass halten sollte. Rose unterdrückte ein Lachen. Sie kannte keinen Mann, der anders auf ihre Freundin reagierte.
Joe räusperte sich. »Unser Fahrer ist von der KSK , sein Name ist … «
»Henning Mahler, ich weiß.« Sie warf ihm im Rückspiegel ein Lächeln zu. »Ich habe ihn bereits kennengelernt.«
Dem Leutnant gelang es, ein ausdrucksloses Gesicht zu bewahren, doch seine Ohren färbten sich rot. Ein neues Opfer des Charmes ihrer Freundin. Rose schüttelte den Kopf. »Hast du noch etwas über den Verbleib der zweiten Agentin gehört?«
»Nichts Genaues.« Auch Cassandra war nun ernst geworden. »Es könnte sein, dass sie in der Nacht bei einer Familie in den Bergen untergekommen sind. Die Tochter ist Mitglied bei der RAWA . Sie hat sie selbst nicht gesehen, da sie mit ihrem Mann nicht zu Hause war, aber ihre Mutter hat ihr erzählt, dass sie einem Mann und einer Frau Unterschlupf gewährt haben. Die Frau schien sich nicht gut zu fühlen, hat nur ganz wenig gegessen und ist dann eingeschlafen.«
»Und der Mann?«
»War angeblich ihr Ehemann. Er nannte sich Hamid und sie Shahla. Er schien sich sehr um sie zu kümmern.«
Aufregung breitete sich in Rose aus. »Sind sie noch dort? Oder wissen sie zumindest, wo sie hingegangen sind?«
»Nein, sie sind irgendwann am frühen Morgen verschwunden. Sie haben eine Decke mitgenommen und dafür ein Bündel Dollarnoten dagelassen.«
Rose sah, wie Joe sich gerade aufrichtete. »Was ist?«
»Es ist üblich, dass amerikanische Einheiten, sei es Militär oder Agenten, Geld dabeihaben, um sich zur Not Hilfe erkaufen zu können. Es könnte also tatsächlich unsere Agentin gewesen sein. Die Frage ist, warum sie das Geld dort gelassen hat, ohne dafür Hilfe zu erbitten.« Er wandte sich an Cassandra. »Hat sie mit jemandem gesprochen?«
»Nein, er soll wohl die ganze Zeit geantwortet haben.«
»Hatte er einen Akzent?«
»Nein, zumindest haben sie keinen bemerkt.«
Joe nickte. »Okay. Können Sie mir den genauen Standort des Hauses auf einer Karte zeigen?«
»Natürlich.«
Rose hörte ungläubig zu. Es war gut, dass Joe hier war, er schien wesentlich mehr über diese Dinge zu wissen als sie. »Hast du etwas über die Kinder erfahren?«
Cassandras Augen verdunkelten sich, jeglicher Rest von Humor wich aus ihrem Gesicht. »Die RAWA hat herausgefunden, wo die Hütte liegt. Etwa eine Stunde von hier in den Bergen. Es gibt keine direkten Nachbarn, daher wissen wir nicht, was aus den Kindern geworden ist. Da sich noch Rebellen in der Gegend herumtreiben können, geht niemand von der RAWA das Risiko ein, dort hinzufahren. Sie kämpfen im Untergrund und mit Worten, nicht offen und mit Waffen.«
»Das weiß ich.« Rose biss auf ihre Lippe. Die Vorstellung, was den Kindern zugestoßen sein könnte, machte sie rasend. Wenn sie doch nur …
»Wir fahren hin.« Joes Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
»Wie bitte?«
Joe wandte sich an Leutnant Mahler. »Sind Sie dabei?«
Unschlüssigkeit zeichnete sich auf dessen Gesicht ab. »Meine Befehle … « Er stockte und schaute in den Rückspiegel. »Es geht um Kinder?«
»Ja. Ihre Eltern wurden von Mogadir gefoltert und ermordet, und es könnte sein, dass die Kinder noch im Haus sind.« Oder tot. Rose wagte nicht, es zu sagen, aber der Soldat schien sie auch so zu verstehen.
»Wo müssen wir hin?«
Cass lächelte ihn strahlend an. »Wenn Sie mir eine Karte geben, kann ich Ihnen den Weg zeigen.«
Rose sah gerade noch Joes Gesichtsausdruck, bevor er wieder die ausdruckslose Maske überstreifte. Er schien irritiert zu sein, dass Cassandra den deutschen KSK -Mann mit Aufmerksamkeit überschüttete, während sie ihn völlig ignorierte. Rose beugte sich vor und legte ihre Hand auf Joes Schulter. »Danke.«
Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wenn die Kinder noch dort sind, werden wir sie finden.«
Nach einer scheinbar endlosen Fahrt über staubige Pisten, die kaum mehr als ein Herdenpfad waren, kamen sie schließlich schaukelnd vor einer einfachen Lehmhütte zum Stehen. Die letzten Kilometer waren sie niemandem mehr begegnet, und in der kargen Landschaft konnte ihnen niemand auflauern. Mehrere Tage alte Fahrspuren bedeckten den Boden, jedoch
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