TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
merkte, dass sie nicht mehr mitlief, und anhielt. Sein Mund öffnete sich, aber sie konnte den Fluch nicht hören, den er sicher ausstieß. Er packte sie an den Armen, zog sie hoch und warf sich mit ihr hinter den Felsblock. Kyla sah Sterne, als sie hart auf den Boden schlug. Dann war er über ihr und drückte sie tiefer in den Sand. Schockiert blickte Kyla ihn an. Er wollte doch nicht …
»Bleib still liegen, atme ruhig und gleichmäßig weiter.« Er warf die Decke über sie und schob sie dichter an den Felsblock heran. »Wickel die Decke um deinen Körper, damit sie nicht wegfliegt.«
Hitze überflutete ihren Körper, als sie die Decke unter ihre Beine steckte. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Es roch nach heißem Sand und Fels, nach Schweiß und Blut. Ihr Herz hämmerte in ihren Ohren, überdeckte fast das Heulen des Windes. Hamid schob seine Tasche unter ihren Kopf und rückte dichter an sie heran, sodass sie zwischen ihm und dem Felsen eingeklemmt war. Sein heißer Atem strich über ihren Nacken.
»Halt dir den Schleier vor das Gesicht, damit der Sand nicht in Mund und Augen gerät.«
Wie betäubt tat Kyla, was er ihr riet. Eigentlich hatte sie geglaubt, schon zu wissen, was Angst war, doch dies hier war viel größer und elementarer. Ihre nicht von dem Felsen geschützten Beine und Füße wurden trotz der Decke von den Sandkörnern schmerzhaft attackiert, ihre Lunge fühlte sich an, als würde sie bersten. Überall rieb und knirschte Sand, in ihren Augen, zwischen den Zähnen, unter der Burka.
Auch Hamid hatte das Tuch vor sein Gesicht gezogen. Sein Arm schlang sich fester um sie, als sie sich unruhig bewegte. Er musste in ihr Ohr schreien, damit sie ihn verstand. »Entspann dich, es ist gleich vorbei.« Entspannen? Der Kerl war eindeutig nicht ganz richtig im Kopf. Sein Lachen zeigte ihr, dass sie laut gedacht hatte. »Schließ die Augen, atme tief durch. Es wird dir nichts geschehen.«
Kyla presste den Stoff dichter vor ihr Gesicht, schmiegte sich tiefer in Hamids Umarmung und schloss die Augen. Langsam atmete sie ein und aus, bis sie spürte, wie die Furcht abebbte. Allmählich blendete sie die Geräusche des Sturms aus. Sie konnte sich sogar fast vorstellen, sie wäre zu Hause in ihrem Bett. Warm und weich lag die Decke über ihr, ein harter Männerkörper hinter ihr.
Mit einem Seufzen glitt sie allmählich in einen Dämmerschlaf hinüber, aus dem sie abrupt erwachte, als sie eine Hand auf ihrer Hüfte spürte. Desorientiert öffnete sie die Augen, doch sie sah nur düsteres Halbdunkel. Der Sturm! Kyla lauschte, doch sie konnte nichts hören. Es war totenstill bis auf die ruhigen Atemzüge hinter ihr.
»Der Sandsturm ist weitergezogen. Möchtest du dich noch etwas ausruhen?« Hamid . Es war seine Hand, die warm und schwer auf ihrer Hüfte lag.
Zu gerne hätte sie Ja gesagt, doch sie wusste nicht, ob sie dann jemals wieder hochkommen würde. So schüttelte sie den Kopf und richtete sich langsam auf. Auf einen Ellbogen gestützt, schob sie die Decke beiseite. Sofort rieselte Sand herunter, bildete einen kleinen Haufen über ihrer Hand.
»Roll die Decke lieber von der Felsseite her auf, sonst begräbst du uns.« Ein Lächeln schwang in seiner Stimme mit.
Dieser Mann hatte eindeutig einen sehr merkwürdigen Humor, trotzdem tat sie, was er vorschlug. Vorsichtig schälte sie die Decke unter sich heraus und schob sie dann mitsamt der Sandlast in seine Richtung. Ihre Hände berührten sich, als er ihr die Decke abnahm und sie weiter aufrollte. Von dem Gewicht des Sandes befreit, gelang es ihr, sich aufzusetzen. Sie wollte tief durchatmen, begann aber sofort zu husten, als der Sand aus Nase und Mund in ihre Luftröhre gelangte.
»Langsam, du musst erst den ganzen Sand loswerden.«
»Warum … « Sie hustete erneut. »… sagst du mir so was immer erst hinterher?«
»Weil du zu schnell für mich bist?«
»Sehr witzig.« Sie wischte mit dem Schleier über ihr Gesicht. Ein Griff in ihre Haare bestätigte ihr, dass sie voller Sand waren. Es gab nichts, was sie im Augenblick dagegen tun konnte. »Hast du wirklich nichts mehr zu trinken?«
Ein seltsamer Ausdruck zog über Hamids Gesicht, dann blickte er auf seine Uhr. Schließlich sah er auf und musterte sie eine Weile. Wortlos öffnete er seine Tasche und zog eine Wasserflasche heraus. Der Speichel lief ihr bei dem Anblick im Mund zusammen. Nur ein oder zwei Schlucke, dann würde sie etwas anderes als Sand schmecken und konnte
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