TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
eine totale Niete. Kyla verzog den Mund. Bisher hatte sie sich wirklich noch nicht mit Ruhm bekleckert. Erst ließ sie sich anschießen und dann auch noch gefangen nehmen. Ihr Fluchtversuch war gescheitert, und sie hatte keine Möglichkeit, mit dem Oberkommando Kontakt aufzunehmen. Immerhin hatte sie erfahren, wofür sie hergekommen war. Doch was nützte es, wenn sie die Informationen an niemanden weitergeben konnte?
»Könnte ich Sie überreden … ?«
»Nein.«
»Sie wissen doch gar nicht, was ich sagen wollte!«
Seine Kleidung raschelte, als er sein Gewicht verlagerte. »Du wolltest versuchen, mich zu kaufen.«
»Würde mir das denn gelingen?«
»Nein.«
»Jeder hat irgendeinen Preis.«
»Meiner ist zu hoch für dich.«
Verdammt, warum hatte sie den Einzigen erwischt, der nicht bestechlich war? Die meisten Menschen waren hier so arm, dass sie ihr für eine großzügige Belohnung geholfen hätten. Nur Mr Macho war immun dagegen. Was höchst ärgerlich war, ihr aber auch imponierte. Ein Mann mit Prinzipien – in einer anderen Lage hätte sie das sicher anziehend gefunden. So hatte er ihr jedoch mit wenigen Worten jede Hoffnung genommen, unbeschadet aus dieser Situation herauszukommen. Trotzdem weigerte sie sich, aufzugeben. Wenn sie erst einmal aus diesem Kellerloch heraus waren, würde sie sicher eine Möglichkeit finden, ihren Bewacher auszutricksen und zu entkommen. Seltsamerweise widerstrebte ihr der Gedanke, ihn vielleicht verletzen zu müssen, um ihre Freiheit zu erlangen. Wahrscheinlich hätte er diese Bedenken nicht, wenn ihre Situation vertauscht wäre.
Jade wusste nicht, wie lange sie schon allein im Innenhof stand. Obwohl es ihr wie eine Ewigkeit vorkam, konnte es nicht allzu lange gewesen sein, denn die Sonne schien immer noch direkt auf sie nieder. Jade hielt ihre Augen fest geschlossen. Sie wollte nicht sehen, wie sie von den Wachen angestarrt wurde, außerdem würde die grelle Sonne ihren Augen schaden. So merkte sie auch erst, dass sie nicht mehr allein war, als ein Schatten über sie fiel. Erschreckt riss sie die Augen auf und blinzelte ein paarmal, um sich an das helle Licht zu gewöhnen. Langsam wanderte ihr Blick an dem Mann hinauf, der vor sie getreten war. Blank geputzte Stiefel, eine helle, eng anliegende Hose, eine militärisch aussehende Jacke, darüber ein glatt rasiertes Kinn, ein gepflegter Schnurrbart, eine lange Nase und dunkle Augen unter breiten Brauen. Die Haare waren kurz geschnitten und von einer Kappe halb verdeckt. Sie musste nicht sehen, wie ehrerbietig ihn die Wächter behandelten, um zu wissen, dass dies der Kommandant war, der letztendlich über ihr Schicksal entscheiden würde.
»Bindet sie los.«
Seine Stimme war leise und sanft, trotzdem sprangen die Männer sofort herbei und befreiten sie. Die Schultergelenke protestierten schmerzhaft, als ihre Arme herabfielen. Jade biss sich auf die Lippe, um jeden Laut zu verhindern. Für einen Moment wurde ihr schwarz vor Augen, doch es gelang ihr, sich an dem Holzgestell festzuhalten. Eine Hand in einem schwarzen Lederhandschuh griff nach ihrem Ellbogen und zog sie in die Höhe. Gänsehaut überlief Jade, als das Leder sie berührte. Sie wusste, dass ihre Reaktion deutlich zu sehen war, doch sie konnte nichts dagegen tun.
»Helft ihr.«
Die Hand verschwand und wurde durch andere, grobere ersetzt. Ihre verbrannte Haut begann dort zu schmerzen, wo sie festgehalten wurde. Wieder malträtierten die Steine ihre Fußsohlen, als sie zu einem der Gebäude geführt wurde. Sie konnte nicht sagen, ob man sie zu ihrer Zelle zurückbrachte, aber sie war froh, in den Schatten zu kommen. Schauer schüttelten ihren Körper, als sie die kühle Luft an ihrer heißen Haut spürte. Helle Punkte tanzten vor ihren Augen, eine Folge des grellen Lichts, dem sie draußen ausgesetzt gewesen war. Im Halbdunkel des langen Flurs, durch den sie geführt wurde, konnte sie nicht viel erkennen. Der Kommandant ging vor ihr, die Absätze seiner Stiefel hallten auf dem Steinboden wider. Die beiden Wächter führten sie mit festem Griff hinter ihm her, ihre Schritte leiser und unregelmäßiger. Ihre nackten Füße berührten kaum den Boden, sie trugen sie einfach hinter ihrem Kommandanten her.
Schließlich hielten sie vor einer mit Ornamenten geschmückten Holztür, die nicht in das triste Grau des Gebäudes zu passen schien. Die Tür wurde von innen aufgerissen, ein junger Mann in zu großer Uniform salutierte und ließ sie eintreten. Jade wurde zu
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