Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Treppe hinauf. Wir waren beinah vor Henris Tür angekommen, als Addie eine letzte Frage stellte: » Dieses Treffen – Sie würden uns doch sagen, wenn sie versuchten, etwas vor uns zu verheimlichen, oder? «
Dr. Lyanne runzelte die Stirn. » Wen meinst du mit sie ? «
» Peter « , sagte Addie.
» Warum sollte Peter etwas vor euch verheimlichen? «
Es war nicht so, als hätten wir gedacht, dass Peter uns böswillig Dinge vorenthielt. Es war eher so, dass er uns nur das erzählte, von dem er glaubte, wir müssten es wissen, und Peters Meinung nach brauchten wir nicht allzu viel zu wissen. Er hatte die Nalles-Rede am Lankster Square mit keinem Wort erwähnt und über Dinge dieser Art wusste er ganz sicher etwas.
Was hatte Peter uns sonst noch alles vorenthalten?
Dr. Lyanne seufzte. » Peter verbirgt nichts. Es gibt Dinge, die man besser mit so wenig Leuten wie möglich diskutiert, sonst … «
» Und die wären? «
» … sonst will jeder seinen Senf dazugeben und man kommt niemals zu einer Entscheidung. «
» Woher wollen Sie wissen, dass Sie alle wichtigen Argumente gehört haben, wenn Sie nicht allen die Gelegenheit geben, sich zu äußern? « , verlangte Addie zu wissen. » Peter erzählt uns nicht alles. Das weiß ich. Vielleicht kann er es nicht. Okay. Das verstehe ich. Aber alles … alles wirklich Wichtige. Alles Große, das uns betrifft oder Jai… das uns betrifft – das würden Sie uns doch sagen, oder? «
Dr. Lyanne sah uns eine Weile an, ihre haselnussbraunen Augen erwiderten unseren Blick fest. Dann beugte sie sich etwas herunter, sodass wir auf einer Höhe waren, und sagte leise: » Wir diskutieren Pläne, euch Kindern weiter Sicherheit zu gewähren. Wir reden ein wenig über die Powatt-Anstalt. Das ist alles. Keine Geheimnisse, Addie. « Sie richtete sich wieder auf. » Gut? «
Addie zögerte, doch dann nickte sie.
Kapitel 11
Irgendwie, ohne dass Addie und ich darüber gesprochen hätten, fiel es mir zu, Hally und Lissa von Sabines Plan zu erzählen. Wir brauchten nicht lange auf eine Gelegenheit zu warten. Bald nachdem Emalia aufgebrochen war, um zu Henri zu gehen, kamen Ryan und Hally nach unten.
» Sie haben uns rausgeworfen « , sagte Hally mit hochgezogenen Augenbrauen.
Ich war zu beschäftigt damit, Ryan verstohlene Blicke zuzuwerfen, um die entsprechende Erwiderung zu geben. Er musste die Botschaft in meinen Blicken gelesen haben, denn er nickte mir kurz zu.
» Wir müssen dir etwas erzählen, Hally « , sagte ich, und sie lachte, als dächte sie, es wäre vielleicht irgendein schönes Geheimnis. Als ob wir immer noch so etwas wie schöne Geheimnisse hätten.
» Und – was ist es? « , fragte Hally, sobald ich die Schlafzimmertür hinter uns geschlossen hatte. Ihr Lächeln wurde ein klein wenig zögerlicher, aber wenigstens war es nach wie vor da. Wenn Lissa die Kontrolle gehabt hätte, wäre das Lächeln bereits vollständig weggewischt gewesen.
Ich sah Ryan an, und er sah mich an, also holte ich tief Luft und erklärte alles.
Hally war nicht besonders glücklich darüber. Kitty war im Wohnzimmer, deswegen konnte sie sich nicht lauthals aufregen, aber der Ausdruck auf ihrem Gesicht sagte genug.
» Machst du mit? « , fragte Ryan. Der Fernseher half, unsere Stimmen zu kaschieren, und er sprach gerade laut genug, um gehört zu werden.
Hally machte den Mund auf, dann wieder zu. Sie schüttelte den Kopf und sagte bedächtig: » Ihr zieht das ernsthaft in Erwägung? «
» Ja « , sagte Ryan.
» Denn es wäre genau das, was wir jetzt gebrauchen können « , fuhr Hally uns an, » wenn einer von uns – oder wir alle – wieder geschnappt werden. «
Ich sagte nichts. Die Mullan-Geschwister stritten nicht oft, zumindest nicht mit echter Wut dahinter, aber über einen Monat mit denselben Leuten eingesperrt zu sein würde jeden mürbemachen. Addie und ich hatten schnell gelernt, uns lieber rauszuhalten.
Aber ich konnte nicht anders, als mich zu fragen: Hätte Hally zwei Monate zuvor gezögert, den Plan in die Tat umzusetzen? Sie war die Unvorsichtige gewesen, diejenige, die ihre Brüder überredet hatte, zu Addie Kontakt aufzunehmen. War dies ein Teil dessen, was Nornand ihr genommen hatte? Ihren Feuereifer? Ihren von ganzem Herzen kommenden Enthusiasmus? Ihre Furchtlosigkeit?
» Hally « , sagte Ryan leise. » Wie wahrscheinlich ist es, ganz ernsthaft, dass jemand uns auf der Straße wiedererkennt? Wir sind tausend Meilen von Nornand entfernt, von Lupside sogar noch weiter.
Weitere Kostenlose Bücher