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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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abtauchen konnten. Wir zwei verbrachten mehr und mehr Zeit allein in unserem Körper.
    , sagte sie zum Beispiel, und ich behielt die Zeit so fest im Kopf, wie ich konnte, während ich mich zwang, einzuschlafen. Es war nicht gerade leicht. Man konnte nur abtauchen, indem man vollkommen losließ. Sich vor Augen zu halten, in zwei Stunden wiederzukommen, war, als umklammere man eine Boje und versuche sich gleichzeitig auf den Meeresgrund sinken zu lassen.
    Aber Stück für Stück gelang es uns. Zehn Minuten. Zwanzig Minuten. Eine Stunde. Drei Stunden. Ich tauchte kurz nach dem Frühstück ab und wachte hungrig zum Mittagessen auf. Ich verschwand in unserem Schlafzimmer, während wir noch unseren Schlafanzug trugen, und erwachte an der frischen Luft, in Kleidern, die ich mich nicht erinnerte angezogen zu haben.
    Zuerst berichteten Addie und ich uns alles, was wir getan hatten, während die andere schlief. Aber schon bald hörten wir damit auf. Das meiste davon war sowieso nicht wichtig, zumal die anderen mich und Addie inzwischen unterscheiden konnten und nicht von uns erwarteten, dass die eine wusste, was die andere getrieben hatte.
    Zum ersten Mal in unserem Leben gab es für uns ein wenig Privatsphäre. Ich konnte mit Ryan allein sein. Ohne dass Addies Gefühle sich in meinem Hinterkopf ballten. Ohne den Geschmack ihrer Missbilligung in meiner Kehle.
    , fragte ich sie eines Tages. Ich wollte nicht. Aber ich musste.
    Sie ließ sich mit ihrer Antwort lange Zeit. Aber schließlich sagte sie:
    Vertrauen war alles, was wir hatten, um die Sache durchzustehen. Nichts in unserem Leben hatte uns darauf vorbereitet. Niemand hatte uns beigebracht, wie wir damit umgehen sollten.
    Monate zuvor, während jener ersten Nacht in Anchoit, hatten Ryan und ich uns geküsst, den Boden unter den Füßen verloren im Flur von Peters Wohnung. Es gab sicher einiges über erste Küsse zu sagen. Aber es gab noch mehr über diejenigen zu sagen, die darauf folgten. Wir küssten uns anfangs stürmisch – angetrieben von einem Gefühl der Heimlichkeit, der gestohlenen Zeit. Dann ausgiebig, sanft, in dem Wissen, dass es keine Eile hatte. Wir lebten im Kreis der Lichterketten, auf einem Dachboden versteckt, der uns wie eine eigene Welt erschien.
    Ich erzählte Ryan von unserer alten Wohnung in der Stadt. Von der Feuertreppe, die für uns eine Zuflucht gewesen war. Von den Lehrern in der Schule, die nur Addies Namen aufgerufen hatten, selbst als meiner noch auf der Anwesenheitsliste gestanden hatte, weil die Klasse sonst so unruhig wurde, dass sie sie nur schwer in den Griff bekamen.
    Eines Morgens fragte Addie:
    Der Frage waren kein Name und keine Erklärung vorausgegangen, und es dauerte einen Moment, bis mir klar war, auf wen sie sich bezog.
    , sagte ich.
    Wir frühstückten gerade und sie schwieg eine lange Zeit.
    Und von da an behielt ich es im Hinterkopf.
    Zwei Wochen vergingen. Dann drei. Es wurde Oktober. Zu Hause in Lupside würden die Blätter nun ihre Farbe verändern, glutrot von den Ästen segeln. Auf dem Weg von unserer Wohnung zum Fotoladen gab es keine Bäume, aber die üblichen Feiertagsdekorationen tauchten in den Schaufenstern auf: Minikürbisse, schwarze Hexenhüte, erschrocken aussehende Katzen.
    Eingeigelt von den schiefen Dachbodenwänden schien es keinen Grund zu geben, einen Gedanken an das Verstreichen der Zeit zu verschwenden.
    Zuerst existierten Ryans Ideen nur auf dem Papier: Wörter und Diagramme. Einmal bemerkte ich, wie er seine Notizen ansah und leise in sich hineinlachte.
    » Was ist? « Ich rutschte näher und versuchte, seine Handschrift zu entziffern.
    Er hob den Kopf. Ich streckte die Hand aus und strich seine Haare glatt, während er meine Frage beantwortete. » Ich werde Werkzeuge brauchen. Und Zubehör. Wahrscheinlich ein Schweißgerät. Wo soll ich nur ein Schweißgerät herkriegen, Eva? «
    Meine Hand hielt inne. Ich starrte ihn an, und die Absurdität des Ganzen überwältigte mich, und ich musste ebenfalls lachen. Ich lachte jetzt öfter als je zuvor in meinem Leben. Ich lachte, so oft ich konnte, schwelgte

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