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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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jedes Mal in ihre Gesichter schlich, wenn sie einen weiteren Bericht über einen Hybriden sahen, der irgendwo aufgespürt worden war. Oder wenn die Medien uns aufforderten, die Nachbarn im Auge zu behalten und stets nach dem verborgenen Feind Ausschau zu halten. Wir bekamen Magenkrämpfe davon. Wollten nur noch das Zimmer verlassen.
    »Du kannst sie bei mir waschen, wenn du nicht möchtest, dass deine Eltern sie so sehen«, sagte Hally. Ihre Stimme war jetzt sanfter, nicht mehr so überschäumend fröhlich, aber umso mitfühlender. »Ich habe etwas da, was du überziehen kannst, während sie trocknet, kein Problem. Du könntest deine Bluse wieder anziehen, bevor du gehst, und niemand müsste je davon erfahren.«
    Addie zögerte. Die Chancen standen gut, dass unsere Mom sich in diesem Moment von der Arbeit auf den Heimweg machte. Wir würden mit Sicherheit da sein, ehe sie es wäre, aber unsere Bluse würde auf keinen Fall trocken sein, bevor sie ankam, und das sagte ich Addie auch.
    ‹Ich könnte lügen›, sagte Addie. ‹Ich könnte behaupten, ich sei hingefallen und die Bluse sei deswegen dreckig. Ich könnte …›
    ‹Wieso gehen wir nicht einfach mit?›, sagte ich.
    ‹Du weißt, wieso.›
    Hally machte einen Schritt auf uns zu. Wir waren beinah gleich groß, die eine ein Spiegelbild der anderen – beziehungsweise ihr Gegenstück. Hallys dunkle, fast schwarze Haare gegenüber unserem Straßenköterblond. Ihre olivenfarbene Haut gegenüber unseren hellen, sommersprossigen Armen. »Addie? Stimmt etwas nicht?«
    Schon wieder diese Frage. Alles in Ordnung mit dir? Stimmt etwas nicht?
    »Nein«, sagte Addie. »Nein, alles in Ordnung.«
    »Du kannst also mitkommen?«, fragte Hally.
    ‹Komm schon, Addie›, sagte ich. ‹Geh mit. Niemand wird davon erfahren. Niemand redet je mit ihr. Was soll schon passieren? ›
    Ich spürte, wie sie schwankte, und erhöhte den Druck. Addie gefiel dieses Mädchen vielleicht nicht, das Robby über Will ausfragte und ohne mit der Wimper zu zucken über das Thema Frieden finden redete, mir aber schon. Zumindest faszinierte sie mich. ‹Es ist Freitag. Zum Abendessen wird sowieso niemand zu Hause sein.›
    Addie kaute auf unserer Unterlippe, dann musste ihr bewusst geworden sein, was sie tat, und sie sagte rasch: »Also … na schön.«

Kapitel 4
    Addie musste zum Münztelefon rennen, um Mom zu sagen, dass wir zum Abendessen nicht zu Hause sein würden. Daher waren die meisten anderen Schüler schon weg, als wir am vereinbarten Treffpunkt ankamen. Hally stand allein neben dem Eingangsportal der Schule und bemerkte uns erst, als wir direkt neben ihr waren. Sie fuhr zusammen, als hätten wir sie aus einem Tagtraum gerissen.
    »Bist du so weit?«, fragte sie, sobald sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
    Addie nickte.
    »Super. Dann mal los.«
    Die stille Nachdenklichkeit, in die sie einen Moment zuvor noch versunken gewesen war, löste sich in nichts auf. Plötzlich sprudelte sie nur so vor Energie. Addie gelang es kaum, ein Wort einzuwerfen, während Hally in einer Tour plapperte, wie froh sie wäre, dass endlich Freitag sei, wie schön es wäre, dass die Sommerferien vor der Tür stünden, und wie anstrengend das erste Highschooljahr gewesen sei.
    Ja, sagte Addie. Ja, abgesehen von den Mücken und der hohen Luftfeuchtigkeit. Ja, aber es habe auch Spaß gemacht, oder?
    Weder sie noch Hally erwähnten den verunglückten Ausflug ins Geschichtsmuseum.
    Wir waren davon ausgegangen, dass Hallys Haus größer sein würde, besonders nach dem ganzen Trara mit dem schmiedeeisernen Tor, das die Nachbarschaft schützte. Es war natürlich größer als unseres, aber kleiner als die der anderen Mädchen, bei denen wir nach der Schule gewesen waren. Aber egal ob groß oder klein, mit seinen alten Backsteinen, den schwarzen Fensterläden und dem schlanken Baum mit den rosafarbenen Blüten, der im Vorgarten stand, wirkte das Anwesen sehr beeindruckend. Der Rasen war getrimmt, und es sah so aus, als sei die Haustür erst vor Kurzem gestrichen worden. Addie spähte durch eines der Fenster hinein, während Hally nach den Schlüsseln kramte. Der Esszimmertisch schimmerte in einem dunklen Mahagoni. Die Familie Mullan war offensichtlich nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen, um Hally und ihren Bruder auf unsere Schule schicken zu können.
    »Devon?«, rief Hally, als sie die Tür aufstieß. Niemand antwortete und sie verdrehte die Augen. »Ich weiß nicht, warum ich mir überhaupt die Mühe mache.

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