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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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Er antwortet sowie nie«, sagte sie an Addie gewandt.
    Mir fiel der Junge ein, den wir gestern hinter den schwarzen Eisenstäben am Tor hatten stehen sehen. Da er zwei Jahrgänge weiter war, wurde über ihn nicht so viel getratscht wie über Hally, aber die Lehrer erwähnten ihn von Zeit zu Zeit, und wir wussten, dass er eine Stufe übersprungen hatte.
    Hally schlüpfte aus ihren Schuhen und Addie folgte ihrem Beispiel. Sie löste die Schnürsenkel und stellte unsere Oxfords fein säuberlich nebeneinander auf die Fußmatte. Als wir schließlich wieder aufblickten, stand Hally in der Küche vor der offenen Kühlschranktür.
    »Limo? Tee? Orangensaft?«, rief sie.
    »Limo bitte«, sagte Addie.
    Die Küche war wunderschön, mit blitzblank polierten dunklen Holzschränken und einer Anrichte aus Granit. Eine kleine, in satten Farben bemalte Statuette stand in einer Ecke, rechts und links von ihr hielt je eine halb heruntergebrannte Kerze Wache. Eine winzige Clementine lag zu Füßen der Figur.
    Addie starrte sie verblüfft an, und ich war selbst zu neugierig, um sie daran zu erinnern, wie unhöflich das war. Hallys Aussehen war die eine Sache – dafür konnte sie nichts. Aber die Andersartigkeit der Familie auf diese Weise zur Schau zu stellen …
    »Ich habe mir überlegt, wir bestellen uns einfach was«, sagte Hally. Addie wandte sich ihr zu, gerade noch rechtzeitig, um die Limonadendose auffangen zu können, die Hally uns zuwarf. Sie war so kalt, dass wir sie beinah hätten fallen lassen. »Es sei denn, du bist eine geniale Köchin oder so.«
    »Ich komme zurecht«, sagte Addie.
    ‹Lügnerin. Was wir kochen, schmeckt grauenvoll.›
    »Aber was bestellen klingt gut«, fügte sie hinzu.
    Hally nickte, ohne uns anzusehen. Sie hatte den Kopf leicht gedreht, ihr Blick war auf einen Punkt in der Ferne gerichtet. Addie warf einen weiteren verstohlenen Blick auf den kleinen Altar. War es Hallys Mutter oder Vater gewesen, der die Kerzen und die Statuette so liebevoll arrangiert hatte?
    »Devon?«, rief Hally wieder. Aber es kam immer noch keine Antwort. Ich meinte zu sehen, wie sie die Lippen zusammenpresste.
    »Ich bin deinem Bruder noch nie begegnet«, sagte Addie, die den Blick von dem Altar abwandte, als Hally ihre Aufmerksamkeit wieder auf uns richtete.
    »Echt nicht?«, sagte Hally. »Na ja, warum auch? Dann wirst du ihn eben heute kennenlernen. Er müsste eigentlich längst zu Hause sein … Ich wüsste nicht, aus welchem Grund er später kommen sollte.«
    Addie stellte ihre Limonade auf die Anrichte und zupfte am Saum unserer Bluse. »Äh, solange er noch nicht da ist, könnte ich …«
    »Ach ja, richtig«, sagte Hally. Sie blinzelte, und ihre Miene hellte sich auf, das gewohnt breite Grinsen war zurück. »Komm mit in mein Zimmer. Dort kannst du dir etwas von meinen Sachen aussuchen. Der Fleck sollte sich leicht rauswaschen lassen.«
    Addie folgte ihr die Treppe hinauf. Die Stufen waren von einem dicken cremefarbenen Teppich bedeckt, der sich bis in den Flur im ersten Stock erstreckte. Unsere Socken, ging mir auf, hatten sich ebenfalls voll Wasser gesogen. Sie wirkten zu schmutzig für dieses Haus, dieses strahlend helle Weiß. Addie warf einen prüfenden Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass wir keine Abdrücke auf dem Teppich hinterließen. Hally schien sich deswegen überhaupt keine Gedanken zu machen. Sie sprang voraus, auf das Zimmer am Ende des Flures zu, das anscheinend ihres war, und ließ Addie ein paar Schritte hinter sich zurück.
    ‹Guck mal›, sagte ich flüsternd, obwohl es nicht so war, als hätte jemand anders mich hören können. ‹Sie haben einen Computer.›
    Wir konnten ihn in einem der Räume sehen, an denen wir auf dem Weg zu Hallys Zimmer vorbeikamen; ein großes, kompliziert aussehendes Ding, das einen ganzen Schreibtisch in Beschlag nahm. Wir hatten ein- oder zweimal Computer in der Schule benutzt, und Dad hatte vor langer, langer Zeit einmal erwähnt, einen kaufen zu wollen, sobald sie günstiger würden, aber dann hatten wir keinen Frieden gefunden und Lyle war krank geworden und das Thema Computer hatte sich erledigt.
    Addie blieb kurz stehen, um ihn und damit auch den Rest des Zimmers anzusehen. Ein Schlafzimmer, wurde mir klar. Das Zimmer eines Jungen mit einem ungemachten Bett und … Schraubenziehern auf dem Schreibtisch. Noch merkwürdiger war der auseinandergenommene Computer in der hinteren Ecke – zumindest hielt ich es für einen Computer. Ich hatte bisher noch nie

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