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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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Jungen mit einer Hand von seinem Stuhl und griff mit der anderen nach einem Funkgerät. »Dr. Lyanne, Sie werden gebraucht. Es ist Eli. Hören Sie mich? Dr. Lyanne, antworten Sie!«
    Ein statisches Rauschen. Dann: »Bin unterwegs.«
    Eli wand sich in der Umklammerung des Mannes, seine Arme schlugen um sich wie Dreschflegel – ein Wirrwarr aus blasser Haut, roten Haaren und blauer Nornand-Uniform. »Hör auf!«, schrie er immer wieder, doch die Worte drangen nur abgehackt aus seinem Mund. Wen meinte er? »Hör auf. Hör auf.« Einer seiner Turnschuhe knallte gegen Mr Conivents Schienbein. Der grunzte und hätte beinah losgelassen. Eli befreite mit einem Ruck einen Arm. Aber seine Bewegungen waren zu unkoordiniert, zu willkürlich, als dass er viel hätte ausrichten können. Halb zerrte und halb trug ihn der Mann aus dem Zimmer.
    Die Tür fiel donnernd zu. Eisernes Schweigen herrschte. Aber nur für einen Moment.
    Das Geflüster begann wie das Rascheln in einem Kornfeld. Sämtliche Aufgaben waren im Nu vergessen. Köpfe wurden zusammengesteckt, Schultern hochgezogen, Augen fest auf die Tür gerichtet. Der Aufpasser war fort. Alle erwachten zum Leben. Auf der anderen Seite des Raumes sprachen Devon und Lissa leise miteinander und beide sahen zu Addie und mir hinüber.
    Die Hand auf unserem Arm – wir hatten völlig vergessen, dass sie da war – verstärkte ihren Druck. »Du musst so tun, als sei er nicht da, wenn er das macht«, sagte das dunkelhaarige Mädchen. »Außer er wird gewalttätig. Dann darfst du weglaufen. Aber wir dürfen nicht mit ihm reden, wenn er so ist.«
    »Warum nicht?«, fragte Addie.
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Weil er krank ist«, sagte sie. »Und die Ärzte bemühen sich, dass es ihm besser geht. Wir könnten alles wieder schlimmer machen.«
    »Das hier ist besser?«, sagte Addie. »Wie war er denn vorher?«
    Das Mädchen erhielt keine Gelegenheit, zu antworten, denn genau in dem Moment kreischte Eli los.
    Trommelnde Schritte kamen aus allen Richtungen. Gedämpfte Rufe und Befehle drangen durch die Tür. Der Junge schrie erneut und dieses Mal klang seine Stimme anders. Gebrochen.
    »Er ist jetzt Eli«, sagte das Mädchen. Sie zupfte an ihren Haaren und wickelte sich nervös eine lange dunkle Haarsträhne nach der anderen um die Finger.
    Addie zog die Augenbrauen hoch. »Wie meinst du das? War er denn vorhin nicht Eli?«
    Das Feenmädchen presste die Lippen zusammen.
    »Sie sagen, er sei Eli«, mischte sich ein Junge ein, der an einem Tisch rechts von uns saß. »Sie tun so, weil Eli vorher immer der Dominante war.« Er sah die anderen um Bestätigung heischend an. Aber sie wichen seinem Blick aus und er sackte ein wenig in sich zusammen.
    »Halt die Klappe«, sagte das blonde Mädchen. Dasjenige, dessen Haare zu langen, dünnen Zöpfen mit schwarzen Schleifen an den Enden geflochten waren. Bridget, hatte Lissa in unser Ohr geflüstert, als wir nach dem Frühstück hintereinanderher den Flur entlanggelaufen waren. »Halt sofort die Klappe.«
    Die Tür ging auf, ehe noch jemand etwas sagen konnte. Dr. Lyannes Blick schweifte durch den Raum, sie sah jedem in die Augen, der den Blick nicht abwandte.
    »Es ist alles in Ordnung«, versicherte sie. Strähnen ihrer hellbraunen Haare lösten sich aus dem Pferdeschwanz, aber sie ignorierte es. Ihre Stimme war ruhig, kontrolliert. »Setzt euch wieder an eure Aufgaben.«
    Mr Conivent schlüpfte hinter ihr ins Zimmer, und die beiden wechselten ein paar leise Worte, bevor sie sich aneinander vorbeischoben. Wir hörten nur den letzten Rest ihres Gesprächs: »… darum kümmern, bevor sie kommen.«
    »Also gut«, sagte Mr Conivent zu uns. »Ihr habt gehört, was Dr. Lyanne gesagt hat. Zurück an eure Aufgaben.«
    Wir arbeiteten vollkommen schweigend bis zehn Uhr, als eine Krankenschwester kam, um Devon abzuholen. Lissas Finger zuckten nervös. Sie schien sich davon abhalten zu müssen, den Arm ihres Bruders zu packen. Stattdessen wechselten die beiden einen Blick, ehe Devon seinen Bleistift hinlegte, aufstand und den Raum verließ.
    Kein Aufbegehren. Kein Protest. Nur ein stiller, leiser Abgang.
    Während wir bis ins Mark erschüttert zusahen.

Kapitel 17
    Mittagessen gab es um exakt zwölf Uhr dreißig. Um zwölf Uhr fünfzehn befahl uns Mr Conivent, unsere Sachen wegzuräumen und uns vor der Tür aufzustellen. Die Krankenschwester führte uns zurück in den Frühstücksraum, und wir fanden uns auf dem Platz gegenüber von dem dunkelhaarigen

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