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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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als wären wir ein verloren gegangener Penny. Er streckte die Hand nach uns aus und Addie zuckte zurück. »Was ist denn? Oh, es wird nicht so etwas sein wie heute Morgen, versprochen.« Er zeigte auf den Stuhl. »Alles liegt offen zutage, siehst du?«
    »Devon«, sagt Addie. »Devon, er …«
    »War ein bisschen benommen? Keine Bange, das war bloß ein Beruhigungsmittel. Er wird schon bald wieder der Alte sein.«
    Addie wich einem weiteren Versuch aus, unseren Arm zu packen. »Wieso haben Sie ihm ein Beruhigungsmittel gegeben?«
    Wieso hat Eli – oder Cal oder wer immer er war – in seiner eigenen Haut gebrodelt, bis ich Angst hatte, er würde in tausend Stücke zerspringen oder zerreißen? Was haben Sie mit Jaime Cortae gemacht?
    Und wieso haben Sie den anderen Kindern erzählt, er wäre nach Hause zurückgekehrt?
    Dr. Wendle hatte ein Lachen, das klang wie ein Keuchen. Er rückte seine Brille zurecht, schob sie höher auf seiner kurzen Nase. »Es sollte ihm helfen, ein wenig zu entspannen. So wie sie einem beim Zahnarzt Lachgas geben, das kennst du doch sicher?«
    Ihn entspannen wozu?, wollte ich fragen, aber Dr. Wendle gestattete uns keinerlei Fragen mehr. Er klopfte auf den Stuhl. »Setz dich. Es wird nur einen Moment dauern und dann kannst du zurück zu deinen Freunden.«
    Ein Nierenschälchen aus Metall stand auf der Anrichte, darin blinkte eine Spritze.
    »Addie? Schneller, bitte.«
    Addie ging Schritt für widerstrebenden Schritt auf den dunkelblauen Stuhl zu und kletterte darauf, dann lehnte sie sich gegen die Kopfstütze. Was blieb uns anderes übrig?
    »Ich habe deine Patientenakte überprüft«, sagte Dr. Wendle. »Du hast eine Impfung verpasst, die du schon vor Jahren hättest bekommen sollen.«
    »Wogegen?«, fragte Addie. Unsere Nägel gruben sich in die gepolsterten Armlehnen des Stuhls.
    »Tetanus. Ich bin überrascht, dass deine Schule nicht verlangt hat, sie nachzuholen.«
    ‹Tetanus?›, fragte Addie.
    ‹Keine Ahnung. Ich erinnere mich nicht.›
    Natürlich hatten wir bis jetzt stets alle erforderlichen Impfungen bekommen. Masern. Mumps. Diese Art Dinge. Das Versäumen einer Kinderimpfung wurde mit saftigen Geldstrafen geahndet. Aber die meisten hatten wir als Baby oder Kleinkind erhalten, es lag zu viele Jahre zurück, als dass wir uns daran hätten erinnern können. Die Tetanusimpfung musste eine nicht vorgeschriebene gewesen sein.
    Addie beäugte die Nadel in Dr. Wendles Hand. »Sind Sie sicher?«, sagte sie. »Könnten wir nicht … könnten wir nicht zuerst meine Eltern anrufen?«
    »Es steht hier in deiner Akte«, sagte er, obwohl er keinen Blick auf die Akte verschwendete. »Es ist keine große Sache, Addie. Nur ein kleiner Pikser.«
    Es war nicht die Nadel, vor der wir Angst hatten.
    »Aber ich …«
    »Halt still«, sagte Dr. Wendle. »Es ist nur eine Spritze und noch dazu eine wichtige. Weißt du überhaupt, was Tetanus anrichtet?«
    Wussten wir nicht. Und bevor wir weiter protestieren konnten, hatte er bereits die Nadel angesetzt und stieß sie uns in die Ellenbeuge.
    Addie schrie auf, aber Dr. Wendles freie Hand packte unseren Arm und hielt uns fest, während er den Kolben herunterdrückte. Wir verstummten, als er geschäftsmäßig die Nadel herauszog und einen Baumwolltupfer gegen unsere Haut presste.
    »Da«, sagte er. »Kein Grund sich aufzuregen, siehst du?«
    Wir brachten kein Wort heraus. Unser Blick klebte an dem kleinen roten Punkt auf der Innenseite unseres Ellbogens. Dann bedeckte Dr. Wendle ihn mit einem Pflaster und das war’s.
    »Alles fix und foxi«, sagte er mit einem Lächeln.
    Wir saßen einen Moment einfach nur da und starrten ihn an. Er war so klein, dass wir dafür kaum den Kopf heben mussten. Die empfindliche Haut in unserer Ellenbeuge pochte.
    Er hustete und deutete auf die Tür. »Ich werde eine Schwester rufen und sie bringt dich dann zurück zur Gruppe.«
    »Wie bitte?«, sagte Addie. »Was ist mit … mit dem Test?«
    »Ich befürchte, der ist noch nicht für dich bereit«, sagte er. »Du wirst vor dem Abendessen vielleicht noch einmal kommen müssen.« Er hatte sich schon wieder seinen Instrumenten zugewandt. »Jetzt stell dich bitte vor die Tür. Die Schwester wird gleich hier sein.«
    Wir starrten ihn noch einen Moment länger an. Dann, langsam, tat Addie, worum er sie gebeten hatte, ging zur Tür und trat auf den Flur hinaus. Wie er versprochen hatte, tauchte wenige Augenblicke später eine Krankenschwester auf.
    Wir liefen wie betäubt neben ihr

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