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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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abgeschoben.«
    »Warum?«, fragte Addie. »Er hat doch noch zwei Jahre.«
    Kitty zuckte mit den Schultern, die so schmal waren, dass sie die kurzen himmelblauen Hemdärmel kaum ausfüllten. »Sie wollten ihn nicht. Jedenfalls wollten sie ihn nicht als Hybrid. Vielleicht nehmen sie ihn zurück, wenn die Ärzte es schaffen, ihn zu heilen.« Sie schob sich eine Gabel Kartoffelbrei in den Mund, schluckte ihn runter und sah uns an. »Das sollten sie zumindest tun, wenn er geheilt wird.« Aber es lag ein Zittern in ihrer Stimme, das sich in dem flackernden Blick des blonden Jungen ebenso widerspiegelte wie im Zittern von Lissas Kinn und dem Zittern, das einer jeden Bewegung eines jeden Kindes an diesem Tisch innewohnte. Eine unterschwellige Angst.
    Ein ganzer Tisch voller Kinder und Jugendlicher, und wir alle taten so, als wüssten wir von nichts, als vertrauten wir unseren Wärtern. Als hätten wir keine Angst.

    Dieser Tag stellte sich als Spieletag heraus. Alle bildeten kleine Grüppchen, von denen jede ihr eigenes Brett- oder Kartenspiel bekam. Kitty sah uns hinterher, daher bedeutete Addie ihr, Lissa und uns in eine Zimmerecke zu folgen.
    Wir wählten unsere Spielfiguren und würfelten, um herauszufinden, wer zu spielen beginnen durfte. Die Tür öffnete sich genau in dem Augenblick, als Addie die Hand nach dem Würfel ausstreckte. Zuerst kam die Krankenschwester herein. Dann Devon. Ein wenig zittrig, ein wenig blass um die Nasenspitze, aber es war Devon.
    Lissas Kopf fuhr hoch, ihre Hand schoss vor und packte unser Handgelenk. Um uns daran zu hindern, uns vom Fleck zu rühren? Oder um sich selbst davon abzuhalten?
    Die Schwester, die mit Devon hereingekommen war, sprach leise mit der, die schon im Raum gewesen war, dann drehten sie sich beide um und blickten in unsere Richtung. Nein, nicht bloß in unsere Richtung. Sie sahen uns an. Addie und mich.
    Eine von ihnen stupste Devon an, der vorwärtsstolperte.
    ‹Was ist los mit ihm?›, sagte Addie. In ihren Strudel aus Angst hatte sich ein unerwarteter Klecks Wut gemischt, dunkelrot. ‹Sie haben etwas mit ihm gemacht.›
    »Addie?«, rief eine der Krankenschwestern. Wir ließen Devon nicht aus den Augen. »Addie, komm bitte mal her.«
    Addie bewegte sich nicht. Ihre Stimme klang gepresst. ‹Was haben sie mit ihm gemacht?›
    ‹Ich glaube nicht …›
    Und dann schien Devon uns zum ersten Mal wahrzunehmen. Sein Blick fokussierte, seine Schritte beschleunigten sich. »Addie …«, sagte er.
    »Addie!«, wiederholte die Krankenschwester, schärfer diesmal. »Komm her.«
    »Geh«, flüsterte Kitty. Aber Lissa löste ihren Griff um unser Handgelenk nicht und Devon rief noch immer nach uns.
    Bloß dass es nicht Devon war. Ich erkannte Ryan erst, als er weniger als einen Meter entfernt war, aber ich erkannte ihn, selbst wenn Addie es nicht tat.
    »Addie«, sagte er und fiel neben uns auf die Knie. »Addie. Nicht … wenn, wenn sie …« Er runzelte die Stirn, als bereite es ihm Schwierigkeiten, sich die richtigen Worte auf die Zunge zu legen. »Es ist eine Lüge, Addie …«
    Eine Hand zog uns hoch – riss uns von Lissa und Ryans gemurmelten, bruchstückhaften Sätzen weg.
    »Hast du mich nicht gehört?«, fragte die Krankenschwester.
    Addie versuchte angestrengt, einen Blick nach hinten zu werfen und Ryans letzte Worte aufzuschnappen. »Nein, ich …«
    »Nun, Dr. Wendle erwartet dich. Komm mit.« Zu Lissa, die uns mit angsterfüllten Augen nachsah, sagte sie: »Kümmere du dich um deinen Bruder. Er ist ein bisschen benommen von der Medizin, aber ihm wird es schon bald wieder besser gehen. Keine Sorge.«
    »Was für Medizin?«, fragte Lissa.
    Aber die Schwester hörte sie nicht oder tat zumindest so. Sie zog uns von den anderen weg, von Kittys weit aufgerissenen braunen Augen und den schwarz-weißen Würfeln und dem bunten Brettspiel, das längst vergessen war.
    Das Letzte, was wir hörten, ehe die Tür zufiel, war Ryans Stimme. Er hatte endlich die Worte gefunden, nach denen er gesucht hatte.
    »Glaub ihnen nicht, Addie. Glaub …«
    Und das war alles.

    Dr. Wendle lächelte, als wir zur Tür hereinkamen. Ich hatte angenommen, wir würden wieder in sein Büro gehen, aber stattdessen standen wir in einem sehr viel kleineren Zimmer. Hier waren die Wände in einem matten Graublau gestrichen und der Fußboden reflektierte das grelle Licht der Deckenleuchten. Dr. Wendle stand neben etwas, das entfernt an einen Zahnarztstuhl erinnerte.
    »Da bist du ja, Addie«, sagte er,

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