Twin Souls - Die Verbotene: Band 1
dürfen«, sagte sie an ihrer Schulter.
»Hey«, erwiderte Lissa sanft. »Ich war diejenige, die dich da mit reingezogen hat.«
Es geschah in diesem Moment, während unser Kinn noch auf Lissas Schulter ruhte, dass wir durch das kaputte Fenster guckten und eine Schwester auf der anderen Seite des Innenhofes sahen. Die uns anstarrte. Wir konnten sie nicht gut genug erkennen, um ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber das Hochreißen ihres Handgelenks, des schwarzen Funkgeräts, war unmissverständlich. Es war der unübersehbare Ruf nach Verstärkung.
Addie schreckte zurück.
Lissa stutzte, dann fuhr sie herum und ihr Blick folgte unserem. »Du musst in dein Zimmer zurück«, sagte sie, um im nächsten Augenblick über die Absurdität ihres eigenen Vorschlags zu lachen. Als ob das helfen würde, wenn man den Zustand der Fenster bedachte, den Zustand unserer Hände und Beine.
‹Schiebt das Bett vor die Tür›, sagte ich, und Addie sprang auf, Lissa mit sich ziehend. Augenblicklich durchzuckte uns der Schmerz. Unsere Hand blutete noch immer. Aber wir hatten jetzt keine Zeit, uns darum Gedanken zu machen.
»Hilf mir, das hier zu bewegen.« Addie packte ein Ende des Bettes und versuchte ein erneutes, schmerzhaftes Stechen in der Hand zu ignorieren. »Beeil dich.«
Der Stahlrahmen war schwerer, als er aussah, und quietschte jeden Zentimeter des Wegs über den Boden. Wir waren kaum stark genug, das Bett zu verschieben, und als es endlich die Holztür blockierte, atmete Addie schwer. Sie ließ das Bettgestell los, um sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen, und ich versuchte, den blutigen Handabdruck nicht zu beachten, den wir auf dem Metall hinterlassen hatten.
»Jetzt das andere«, sagte Addie, und bald darauf hatten wir das zweite Bett neben das erste geschoben.
»Was jetzt?«, fragte Lissa.
Was jetzt? Die Betten standen vor der Tür, aber das hinderte sie nur daran hereinzukommen – und auch nur für eine gewisse Zeit. Addie stürmte zum Fenster. In unser Zimmer zurückzukehren hätte uns nicht weitergebracht. Die Tür war ebenfalls abgeschlossen. Unter uns ging es zwei Stockwerke in die Tiefe, auf den heißen, steinharten Beton. Wir hätten vielleicht das Fenster des Zimmers zerschmettern können, das auf der anderen Seite von Lissas lag, und versuchen, auf diesem Weg zu fliehen, aber als Addie gerade einen der Nachtische anheben wollte, hörten wir das unverkennbare Geräusch von jemandem, der im Begriff war, Lissas Tür aufzuschließen.
Nach unten war ein Ding der Unmöglichkeit. Zur Seite würde nichts bringen.
Eine undeutliche Erinnerung regte sich in meinem Geist, etwas, das ich gesehen hatte – wir gesehen hatten –, an das ich mich erinnern musste. Etwas Wichtiges.
»Addie«, sagte Lissa, als das Hämmern begann, das Rufen. Macht auf! Weg von der Tür! »Addie!«
Da fiel es mir wieder ein. Der erste Tag. Bevor wir einen Fuß in die antiseptischen Hallen der Nornand Klinik gesetzt hatten. Wir hatten jemanden auf dem Dach gesehen.
‹Nach oben›, sagte ich. ‹Können wir nach oben klettern?›
Addie steckte ihren Kopf aus dem Fenster und verrenkte unseren Nacken. Ja, ja, es war vielleicht möglich. Über uns, nicht besonders weit vom Fenster entfernt, gab es einen kleinen Vorsprung. Und wenn wir vorsichtig waren, wenn wir sehr, sehr vorsichtig waren, konnten wir ihn erreichen und von dort auf das Dach gelangen.
Es war zehnmal verrückter als die Aktion, uns von unserem Zimmer in Lissas zu hangeln, aber jetzt, da wir wussten, was sie mit Lissa vorhatten, wie konnten wir dableiben und darauf warten, dass sie sie mitnahmen?
»Komm mit.« Addie machte einen Satz und schnappte sich Lissas Hand. »Wir gehen rauf.«
»Rauf?«, rief sie.
»Aufs Dach«, sagte Addie grimmig, als das Hämmern lauter wurde, rhythmischer, wie von einer Art Rammbock. Die Betten bewegten sich kreischend auf uns zu. Stück für Stück.
»Und was machen wir, wenn wir erst mal auf dem Dach sind?«, fragte Lissa mit weit aufgerissenen Augen. »Wir werden dort festsitzen.«
Addie erzählte ihr so rasch sie konnte von den Männern, die wir an unserem ersten Tag gesehen hatten. »Sie sind irgendwie da hochgekommen und ganz bestimmt nicht, indem sie Fenster zerbrochen haben. Also muss es noch einen anderen Weg zurück nach unten geben.«
»Was ist, wenn sie eine Leiter hatten?«, fragte Lissa. »Was ist, wenn sie sich uns in den Weg stellen? Und wir können meinen Bruder nicht einfach hierlassen …«
Die Tür stand
Weitere Kostenlose Bücher