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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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holen. Eine Träne fiel. »Um eine der Seelen zu töten. Damit die Leute keine Hybride mehr sind …«
    Hybridität war genetisch bedingt. Jeder wusste das.
    Aber der Rest der Welt … der Rest der Welt war so mehrheitlich hybrid, und hier gab es so, so wenige Hbyride, und wir hatten immer gedacht … wir hatten immer gedacht, es sei nur eine Frage der Gene, eine Frage der Abstammung, so wie man es uns im Biologieunterricht beigebracht hatte, aber so war es ganz und gar nicht …
    »So ist das nicht«, sagte Dr. Lyanne. »Die meisten Menschen in diesem Land würden ihre rezessive Seele sowieso verlieren. Die Impfungen … unterstützen den Prozess nur …«
    »Sie sind krank«, rief Addie. »Sie sind Gift. Sie vergiften uns. Uns alle.« Wir starrten Jenson mit tränenverhangenem, aber unverwandtem Blick an. »Und wenn es nicht funktioniert – wenn es jemanden wie Eli oder Cal oder uns gibt –, dann kommen Sie und sammeln uns ein und versuchen es noch einmal. Und manchmal bekommen Sie sogar die Möglichkeit zu entscheiden, wer Ihrer Meinung nach sterben sollte.«
    Es gab dominante und rezessive Seelen. Bereits vor der Geburt festgelegt. In unserer DNA verankert. Ein natürlicher Prozess, wie unsere Vertrauensleherin nicht müde geworden war zu betonen. Unabänderlich. Unbestreitbar.
    Sicherlich nichts, über das Ärzte entscheiden sollten, hier auf den kühlen Fluren, im Schein der blendend grellen Lichter.
    »Wer war derjenige, der entschieden hat, Eli sei nicht gesellschaftsfähig?«, fragte Addie Dr. Lyanne. »Wer hat entschieden, er sei nicht gut genug? Wer hat Cal gesagt, er müsse seinen Platz einnehmen und für den Rest seines Lebens auf einen falschen Namen hören? Sie?«
    Ich glaubte, Dr. Lyanne zusammenzucken zu sehen. Addie musste es auch bemerkt haben, denn sie richtete sich noch ein wenig gerader auf.
    »Hast du sonst noch etwas zu sagen?«, fragte Jenson, und sein Gesichtsausdruck verbarg dermaßen sorgfältig jede Regung, sodass er beinah gelangweilt wirkte.
    »Wer weiß davon?«, fragte Addie leise. »Meine Eltern ganz sicher nicht – das weiß ich. Niemand außer Ihnen und Ihren Leuten weiß davon, habe ich recht?«
    Wir funkelten Jenson an und er funkelte zurück.
    Kurz darauf rief er den Sicherheitsdienst.
    Wir wurden als Erste in unserem Zimmer eingesperrt, daher sahen wir nicht, was danach geschah. Wir hörten nur Lissa kreischen und eine Tür zuschlagen – und Lissa hörte nicht auf zu kreischen.
    »Lissa?«, sagte Addie. Wir hämmerten gegen die Tür, dann gegen die Wand, die uns von ihr trennte. »Lissa? Lissa!«
    Sie antwortete nicht. Sie schluchzte, und wir konnten sie durch die Wand hören, aber sie antwortete nicht, und wir wussten nicht, was passiert war, wir wussten nicht, was los war.
    »Lissa?«
    Der Türnknauf rappelte in unserer Hand, ließ sich aber nicht drehen.
    »Macht die Tür auf!«, schrie Addie. »Was habt ihr gemacht? Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    Niemand kam. Lissa weinte weiter. Wir liefen vom einen Ende des Zimmers zum anderen und wieder zurück, hin und her, und es gab keine Möglichkeit, keinen Ausweg. Keinen Weg, zu ihr zu gelangen.
    ‹Bis auf das Fenster›, sagte ich.
    Addie zögerte nicht. Nicht eine Sekunde. Sie hob den kleinen Nachttisch aus Holz an und zerschmetterte die Fensterscheibe in tausend Stücke. Glas flog überallhin, es regnete hinunter in den Hof. Wir streckten uns und konnten Lissas Fenster gerade so erreichen, also zerschmetterten wir auch das, mit einem mächtigen Schwinger, der uns den Nachttisch beinah aus den Händen riss. Es gab keine Fliegengitter. Diese Fenster waren nicht dazu gedacht, geöffnet zu werden.
    Es gab auch keine Alarmvorrichtung, obwohl mir das erst in den Sinn kam, als wir bereits aus dem Fenster kletterten. Der Wind zersauste unsere Haare. Das meiste von dem Glas an den Seiten und der Unterkante des Fensterrahmens waren wir losgeworden, aber unsere Beine und Hände bluteten, als wir endlich eine Stelle gefunden hatten, wo wir unseren Fuß an der Außenseite des Gebäude platzieren konnten.
    Der Himmel schimmerte in zartem Rosé, nur eine gigantische, locker-luftige Zuckerwatte in dunklem Himbeerrot genau in der Mitte störte das Bild.
    Wir sahen nicht nach unten. Wir befanden uns im zweiten Stock und ein Teil von mir lachte hysterisch. Das hier war direkt aus einem von Lyles Abenteuerbüchern geklaut. Aber in Abenteuerbüchern starben die Leute nicht, wenn sie von einem Fensterbrett fielen, während sie versuchten, sich

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