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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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in ein Zimmer drei Meter weiter zu hangeln. Diese Gewissheit gab es für uns nicht.
    Wir hielten den Atem an und ließen mit einer Hand das Fenster los, um die Kante von Lissas zu ergreifen. Hier hatten wir nicht genug Glas entfernt, und eine Scherbe schnitt in unsere Haut, aber wir ließen nicht los. Wir schwangen einen Fuß auf die Fensterkante und stießen uns fest, ganz fest, mit dem anderen ab und purzelten in Lissas Zimmer, zerschlagen und blutend, aber mehr oder weniger in einem Stück.
    Lissa schnappte nach Luft. Sie hatte Tränen auf den Wangen und einen offen stehenden Mund und die Brille saß schief auf ihrer Nase. Sie starrte uns an, als wir heiser fragten: »Geht es dir gut? Geht es dir gut? Hat er dir wehgetan?«

Kapitel 24
    Lissa hatte rote Abdrücke auf den Armen, wo der Wachmann sie gepackt hatte, und eine Schnittwunde an der Hand, wovon auch immer, aber davon abgesehen schien es ihr gut zu gehen, und wir konnten uns nicht vorstellen, was ihr zugestoßen sein könnte, dass sie so gekämpft, so geschrien hatte. Bis sie sich in unsere Arme warf und weinend sagte: »Sie werden es als Nächstes bei mir machen. Sie werden mich als Nächste aufschneiden.«
    »Was?« Addie packte sie an den Schultern.
    Lissa zitterte am ganzen Körper. »Der Mann von der Komission. Er hat gesagt … O mein Gott, Addie, du blutest ja. Das Fenster.«
    »Vergiss das Fenster«, sagte Addie. Ich hatte noch nie gehört, dass unsere Stimme so hart, so entschlossen, so kalt geklungen hätte. Noch nie in unserem ganzen Leben. »Was hat er gesagt? Was genau?«
    »Er hat gesagt, wir wären eine gute Kandidatin für eine Operation«, sagte Lissa.
    Unsere Hände und Beine pochten überall dort vor Schmerz, wo das Glas sie zerschnitten hatte, aber außer der klaffenden Wunde an unserer Hand schien keine allzu tief zu sein. Addie ließ sich erschöpft auf eines der Betten fallen, sie befleckte die Laken mit unserem Blut. »Das können sie nicht machen«, sagte sie, und ihre Stimme überschlug sich fast. »Warum ihr? Warum nicht wir? Wir waren – ich war dienige, die …«
    Lissa hatte sich nicht gesetzt. In ihren Augen schimmerten keine Tränen mehr, sie wurden von einer Art Hitze getrocknet, die in ihrem Blick und ihrer Stimme brannte, als sie sagte: »Addie, Addie, schau mich an.«
    Das taten wir. Wir schauten sie an und sahen ihre Brille mit dem breiten schwarzen Rahmen und den glitzernden weißen Strasssteinen, ihr dichtes, lockiges Haar, ihre langen Finger und kleinen Füße und ihre kecke Nase.
    »Addie«, sagte Lissa, und jetzt klang sie müde, so furchtbar müde. »Mein Vater findet keinen anständigen Job, weil niemand ihm Arbeit geben will. Die Eltern meiner Mutter schicken uns Geld, weil sie genug haben, um damit um sich zu werfen, aber ich habe noch nie jemanden von dieser Seite der Familie kennengelernt. Sie haben uns nie kennenlernen wollen.« Sie kam zu uns und setzte sich auf die Bettkante, zerknüllte das Bettlaken und drückte es an unsere Hand, um die Blutung zu stillen. Addie zuckte zusammen, zog die Hand aber nicht weg. »Addie«, sagte Lissa. »Verstehst du denn nicht? Sie denken, unser Leben sei wertlos, weil wir Hybride sind, aber für uns ist es noch schlimmer als das. Wenn sie dich operierten, würde das vielleicht noch jemanden interessieren. Falls deine Eltern sich beschweren und eine Menge Wind machen würden, bestünde eine winzige Chance, dass ihnen vielleicht jemand zuhört.« Sie holte zitternd Luft. »Aber wenn es um uns ginge? Oder Devon und Ryan? Niemand würde sich für uns einsetzen.«
    Niemand würde sich für ein hybrides Kind einsetzen, das zur Hälfte Ausländer war. Die Regierung konnte mit ihnen machen, was sie wollte, und niemand würde einen Ton sagen. Sie konnte die Mullens zerstören, sie aus ihrem Haus werfen, ihnen auch noch den letzten Cent wegnehmen, sie alle wegen einer Nichtigkeit ins Gefängnis stecken, und niemand würde stutzig werden, niemand würde es infrage stellen. Es würde beinah erwartet werden. Ich konnte das Geraune schon hören, das um sich greifen würde, die Erleichterung. Eine Familie wie die … Da konnte ja etwas nicht mit rechten Dingen zugehen.
    »Nun, es ist falsch«, sagte Addie. »Das alles ist schrecklich falsch.«
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann Addie das letzte Mal jemand anderen als unsere Eltern oder Lyle umarmt hatte. Nicht freiwillig. Nicht absichtlich. Aber jetzt legte sie die Arme um Lissa. »Ich hätte dich da nicht mit reinziehen

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