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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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flankierten uns zu beiden Seiten. Wie Menschen. Wie Soldaten.
    War Lissa in einem dieser Räume? Was war mit Ryan? Hatten sie ihn ebenfalls woanders untergebracht? Addie überprüfte den Chip, der noch immer in unserer Socke steckte, aber er war dunkel und kalt. Wo immer Ryan auch sein mochte, er war nicht in der Nähe.
    Falls das hier der zweite Stock war, dann war es ein Flügel, den wir noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatten. Die Wände sahen anders aus – irgendwie stärker. Vielleicht war es nur das fahle Licht. Die Türen jedoch waren eindeutig aus Metall und nicht aus Holz, wie die in der Nähe des Hybrid-Flügels, und es gab überhaupt keine Fenster.
    Addie hielt den Blick starr auf eine der Türen gerichtet, als könne sie Lissa zwingen, sich auf der anderen Seite zu manifestieren, wenn sie die Tür nur lange genug ansähe. Links von ihr hing etwas, das wie ein kleiner Lautsprecher mit zwei schwarzen Tasten aussah. Eine weitere Taste, rot und wie ein Dreieck geformt, befand sich etwas weiter davon entfernt. Bis auf die Markierung B42, die oben am Türrahmen angebracht war, und eine schmale, rechteckige Platte auf Augenhöhe war die Tür nackt. Eine Tastatur war anstelle eines normalen Schlosses über dem Türknauf installiert.
    ‹Ich glaube, die Platte ist ein Fenster›, sagte ich.
    Addie nickte. Sie packte den Metallgriff der Platte. Er fühlte sich kühl in unserer Hand an. Wir würden jedes Zimmer überprüfen, falls es sein musste, falls wir dadurch Lissa und Hally finden konnten.
    Aber hier waren so viele Räume. Worauf würden wir vorher noch stoßen?
    Wir schluckten.
    ‹Bereit?›, fragte Addie.
    ‹Bereit.›
    Sie zog. Die Platte glitt geräuschlos beiseite und enthüllte eine Glasscheibe, die darunter verborgen lag.
    Zuerst sahen wir nichts außer einem hellen Lichtpunkt, umgeben von Dunkelheit. Als wir die Augen zusammenkniffen, erkannten wir, dass es ein Nachtlicht war – das Nachtlicht eines kleinen Kindes in der Form eines Segelbootes. Es erhellte die Zimmerecke, die am weitesten von der Tür entfernt lag.
    Aber das Zimmer war nicht groß; unsere Pupillen hatten sich bald so weit angepasst, dass wir das Bett sehen konnten.
    Und den Jungen, der darauf saß.
    Sein Kopf war gesenkt, seine Schultern leicht nach vorn gebeugt. Seine Beine hingen über das Ende der Matratze. Wir konnten sein Gesicht nicht klar erkennen, doch gut genug, um zu sehen, dass …
    ‹Er sagt etwas›, flüsterte Addie. ‹Siehst du? Seine Lippen bewegen sich.›
    Aber was immer der Junge auch murmelte, hatte keine Chance, durch die dicke Tür zu dringen.
    ‹Der Lautsprecher›, sagte Addie. Sie streckte die Hand nach dem kleinen runden Gitternetz und den dazugehörigen Tasten aus. Keine war beschildert. Sie drückte auf die linke, ehe ich protestieren konnte.
    Augenblicklich drang die Stimme eines Jungen aus dem Lautsprecher: » … und … äh. Und, äh, sie, an … an dem Tag vor. Vorvorgestern. Wir … wir, äh … wieder. Wieder und, äh … als sie …«
    Addie drückte die Taste erneut. Seine Stimme verstummte.
    Einen Moment sagte keine von uns etwas.
    Unser Blick huschte zum Fenster und zu dem Jungen zurück, der immer noch vor sich hin brabbelte.
    ‹Können wir sprechen, wenn wir die andere Taste drücken?›, fragte ich.
    So war es. Erst hörte man ein Knattern und Knistern, als Addie die Taste herunterdrückte, dann Stille.
    »Hallo?«, flüsterte sie.
    Der Junge in dem kleinen Zimmer hob den Blick.
    Und sofort, sofort erkannten wir den Jungen aus dem Krankenhausbett. Jaime Cortae. Alter, dreizehn. Latino. Dreizehn. Jaime. Vorher, nachher.
    Vor und nach der Operation.
    Jaime, der aufstand und auf die Tür zuhinkte. Seine Schritte waren so ruckartig, dass er hin und her schwankte wie ein untergehendes Schiff. Aber seine Augen strahlten, und er hatte ein Grinsen im Gesicht, als er sich auf etwas stellte und seine Stirn gegen die Glasscheibe presste.
    Und o Gott, o Gott – die lange, rund verlaufende Operationsnarbe. Der halb rasierte Kopf. Die Klammern in seinem Schädel, die die Wunde zusammenhielten.
    Unser Magen rebellierte und hob sich, Säure brannte in unserem Rachen.
    Jaimes Mund bewegte sich jetzt noch rasender, öffnete und schloss sich hektisch. Als er sah, wie wir ihn anstarrten, wedelte er mit dem rechten Arm und zuckte zur Seite nickend mit dem Kopf.
    ‹Die Sprechanlage›, gelang es Addie hervorzupressen. ‹Er möchte, dass wir ihn hören.›
    Aber als sie die Empfangstaste drückte,

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