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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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dürfen, wie viel wir wussten, aber in diesem Augenblick war es uns beiden egal.
    »Ihr geht es gut«, sagte Dr. Lyanne.
    Addie senkte den Blick auf unseren Schoß, auf den weichen blauen Stoff unseres Rockes, das langweilige falsche Leder unserer Schulschuhe. Die schwarzen Socken. Der Chip war noch immer an unserem rechten Knöchel versteckt. Ryans Chip. Unsere Finger glitten nach unten, fuhren seinen Umriss nach. Nicht das geringste Leuchten.
    Aber ihn zu fühlen, seine feste Form zu spüren, gab Addie die Stärke zu sagen: »Jaime.« Dr. Lyanne hielt inne. »Das war Jaime. Er ist nicht nach Hause zurückgekehrt. Er ist derjenige, den wir am ersten Tag gesehen haben. Er …« Sie sah auf. Ließ ihren Blick mit Dr. Lyannes verschmelzen. Flüsterte mit heiserer Stimme: »Sie haben ihn aufgeschnitten. Sie …«
    Dr. Lyanne packte uns am Kragen und riss uns näher zu sich. »Nein.« Ihre Stimme zitterte. »Ich habe Jaime Cortae nicht angerührt. Hörst du mich? Ich habe keines dieser Kinder angerührt. Ich habe keinem von euch irgendetwas von alledem angetan – ich habe die Impfungen nicht verschrieben, habe das Skalpell nicht geführt, habe nicht …«
    Addie wand sich aus ihrem Griff. »Dann helfen Sie uns. Lassen Sie nicht zu, dass sie es mit Lissa machen. Sie dürfen einfach nicht zulassen, dass sie es mit Lissa machen …«
    Die Wut in Dr. Lyannes Blick ließ nach und wurde von etwas Ruhigerem abgelöst. »Ich helfe ja. Du weißt doch, was sie mit Kindern wie euch machen – sie werfen euch in eine Verwahranstalt mitten im Nirgendwo und vergessen, dass ihr existiert. Ich arbeite hier, weil wir versuchen, die Zustände zu verbessern, Addie. Wir suchen nach Wegen, euch wieder hinzubekommen. Wieso kannst du das nicht verstehen?«
    »So, wie Sie Jaime hinbekommen haben?«
    Dr. Lyannes Wangen röteten sich, die leuchtenden Flecken hoben sich dunkel vom Rest ihrer hellen Haut ab. Ihre Augen waren riesig und dunkel und blickten grimmig. »Wir werden besser. Wir haben schon einen langen Weg hinter uns. Eines Tages …«
    »Eine Tages«, fauchte Addie. »Was ist mit jetzt? Was ist mit Lissa?«
    »Es geht hier nicht um Lissa oder um dich oder mich«, sagte sie. »Es geht darum, was das Beste für alle ist. Für das Land als Ganzes.«
    Sie sah uns an, und wir sahen sie an, beide atmeten wir schwer.
    »Wie war sie?«, flüsterten wir. Dr. Lyanne starrte uns schweigend an, ihre Miene verhärtete sich zu einer gefühllosen, glatten Maske. »Ihre andere Seele. Diejenige, die Sie verloren haben. Erinnern Sie sich überhaupt noch an ihren Namen?«
    Sie antwortete nicht.
    »Helfen Sie uns«, sagten wir und packten ihren Arm – wir drückten fester und fester und fester zu. »Bitte.«

Kapitel 26
    Wir verbrachten die Nacht dort im Keller, rollten uns in dem Zimmer gegenüber von Jaimes zusammen, lauschten in der Dunkelheit unseren eigenen Atemzügen. Langsam ließ die Übelkeit nach und wir schliefen ein. Aber jedes Mal, wenn wir zu träumen begannen, kam Dr. Lyanne und weckte uns wieder auf. Irgendwas von wegen einer Gehirnerschütterung. Irgendwas davon, einen Hirnschaden auszuschließen.
    Hirnschaden. Wir lachten und sie ließ uns allein.
    Wir schliefen und wachten auf, schliefen und wachten auf. Träume verwoben sich mit der Realität und die Realität verschmolz mit unseren Träumen. Ich weiß nicht, ob es ein Traum war oder Wirklichkeit, als wir aus dem Bett rutschten und durch das winzige Fenster in unserer Tür diejenige auf der anderen Seite des Flures weit offen stehen sahen. Das Segelboot-Nachtlicht. Die schemenhafte Gestalt, die auf der Bettkante saß, die Arme um einen Jungen gelegt, der endlos über jemanden vor sich hin brabbelte, der nicht länger existierte.
    Es kann sein, dass es real war. Oder vielleicht waren es auch meine Wünsche, die sich als Träume manifestierten. Unsere Erinnerungen daran, wie Mom an Lyles Bett saß, wann immer er krank wurde. An unserem Bett, wenn wir Fieber hatten.
    Wir waren zu durcheinander, um es unterscheiden zu können.
    Die Nacht verging, selbst wenn es so tief unter der Erde keine Möglichkeit gab, das zu erkennen. Keine Fenster. Keine Sonne. Noch nicht einmal das hektische Gerenne der Ärzte und Krankenschwestern, das den Beginn eines Nornandtages in den oberen Etagen signalisierte. Nein, hier unten war die einzige Möglichkeit zu erfahren, dass es tatsächlich Zeit zum Aufstehen war, Dr. Lyannes Stimme, die uns genau das sagte.
    Wir waren erschöpft von dem Kreislauf aus

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