Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
zwei Wochen lang allein durchschlagen, ausgestattet mit einem Zelt, einem Schlafsack, Konserven, einem Verzeichnis essbarer Pflanzen, Pilze und Insekten, einem Satz sauberer Unterwäsche, einer Petroleumlampe und ein paar Angelhaken. David beschrieb die ersten paar Tage als einzige Quälerei, aber dann stellte sich allmählich ein Gefühl von innerem Frieden ein. Binnen einer Woche nach seiner Aussetzung hatte er sich an seinen neuen Tagesablauf gewöhnt, und die Zeit verging wie im Flug. Doch dann stürzte er bei der Nahrungssuche von einem Felsvorsprung und brach sich den Arm, als sollte der neugewonnene innere Friede gleich auf die Probe gestellt werden. Er bastelte sich eine Schlinge aus dem einzigen frischen Hemd, das er dabeihatte, und hielt in dieser Verfassung bis zum Tourende durch, als der Hubschrauber ihn »retten« kam.
Meine erste Reaktion war der Gedanke: Bist du völlig durchgeknallt? Inzwischen hatte ich aber gelernt, nicht immer alles zu sagen, was mir als Erstes durch den Kopf ging.
»Hattest du Angst?«, fragte ich stattdessen.
David wirkte erleichtert, offenbar hatte er mit deutlich weniger Verständnis gerechnet.
»Die ganze Zeit«, antwortete er.
Als ich anschließend wie vereinbart die Hausbar für ihn umsortierte, überraschte mich David mit dem Vorschlag: »Wir sollten mal zusammen zelten gehen. Wäre bestimmt lustig.«
Diesmal sagte ich, was mir als Erstes durch den Kopf ging.
»Bist du völlig durchgeknallt?«
UND WER ZIEHT IN MAGGIES FALL DIE STRIPPEN?
Trotz meines Kaffeekonsums war ich immer noch hundemüde und hätte mich am liebsten wieder ins Bett gelegt, aber wenn ich schon nachts nicht schlief, würde es am helllichten Tag erst recht nicht klappen. Und da im Fall David Spellman alle offenen Fragen geklärt waren, wollte ich mich um Maggies merkwürdige Angelegenheit kümmern.
Mein einziger Anhaltspunkt war das Kennzeichen des nebelgrauen Mercury Grand Marquis. Meine Eltern sollten nichts von meiner kleinen Nebentätigkeit erfahren, also konnte ich auch nicht deren Quelle anzapfen. Es ist gar nicht so einfach, Autokennzeichen zurückzuverfolgen. In den meisten Fällen kommt man nicht an die Adresse des Fahrzeughalters heran, und die Anfragen werden alle protokolliert. Falls man allerdings das Glück hat, mit einem Cop befreundet zu sein, sieht die Sache schon anders aus.
Das letzte Mal, dass ich Sheriff Larson (Ex-Freund Nr. 10) um einen Gefallen gebeten hatte, lag schon ein gutes halbes Jahr zurück. Unsere Beziehung hatte nur kurz gehalten, aber wir hatten uns in bestem Einvernehmen getrennt, und er war nie abgeneigt, für mich einen Blick ins Vorstrafenregister zu werfen oder ein Kennzeichen zu überprüfen. Auch jetzt reagierte Larson erfreulich positiv auf meinen Hilferuf und versprach, sich zu melden, sobald er etwas herausgefunden hätte.
In der Zwischenzeit suchte ich wieder einmal mein Auto. Ich konnte mich dunkel daran erinnern, es am Vorabend an der Ecke Green und Taylor Street abgestellt zu haben, zumindest meinte ich, mir das auf den Arm gekritzelt zu haben, als Gedächtnisstütze, doch leider war die Tinte unter der Dusche verschwunden. Ich irrte zwischen beiden Straßen hin und her, ohne mein Auto ausfindig zu machen. Ichwar kurz davor, ernsthaft an meiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln, als Larson anrief und mich auf andere Gedanken brachte.
»Das ging ja schnell«, sagte ich.
»Dein Grand Marquis gehört einem pensionierten Cop«, erklärte Larson. »Du ermittelst doch hoffentlich nicht gegen ihn?«
»Nein.«
»Ehrlich?«
»Ich schwör’s. Wie heißt er?«
»Pete Harrington. Er wohnt an der Marina. Soll ich dir die Docknummer geben?«
»Nicht nötig«, antwortete ich. »Ich weiß, wo er wohnt.«
Ich gab die Autosuche endgültig auf und nahm den Bus, wo ich wie gewohnt einnickte. Als ich ein Stündchen später aufwachte, hatte ich meine Haltestelle verpasst. Ich stieg aus, nahm den Bus in die Gegenrichtung und stellte den Handywecker so ein, dass er mich nach einer Dreiviertelstunde weckte, bevor ich wieder in seligen Schlummer versank. Als ich schließlich an der Marina ausstieg, fühlte ich mich fast erquickt.
Seit seiner Pensionierung lebte Pete Harrington auf einem Hausboot. Vor langer Zeit hatte er David und mich mal zum Segeln mitgenommen, nachdem er beim Poker gegen Dad verloren hatte und seine Schulden nicht alle begleichen konnte. Unser Vater war bereit, sie ihm zu erlassen, wenn er einen Tag lang Babysitter spielte. Das Boot gehörte
Weitere Kostenlose Bücher