Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
sich ein zweites Mal darauf ein. Trotzdem war es ein Schock, als ich sah, wie um kurz nach 21 Uhr eine gewisse Maggie Mason aus dem Haus trat.
Seit dem verkrampften Abendessen bei Henry hatte ich Maggie weder gesehen noch gesprochen. Ich hatte kurz überlegt, mich bei ihr zu melden, als ich von Moms »Nachforschungen« erfuhr, aber als Henry mir dann von der Trennung erzählte, brachte ich es einfach nicht übers Herz. Ich fragte mich, ob Rae Maggie nur eingeladen hatte, um sich für Henrys anhaltende Feindseligkeit zu rächen. Der Haken an dieser Theorie war David. Warum musste das in seinem Beisein geschehen?
Ich blieb noch zwei Stunden auf dem Posten, aber es gab nichts weiter zu beobachten als die Schatten meines Bruders und meiner Schwester, die im Wohnzimmer fernsahen. Eswar klar, dass es bis tief in die Nacht so weitergehen würde, also brach ich die Überwachung ab und fuhr nach Russian Hill zurück, wo ich wieder Ewigkeiten nach einem Parkplatz suchte. Anschließend sank ich ins Bett. Davids Abwesenheit war meinem Schlaf sehr förderlich, ich schaffte fünf Stunden am Stück.
Am Samstagabend nahm ich die Überwachung wieder auf, und wieder blieben meine Geschwister die ganze Zeit vor der Flimmerkiste hocken. Irgendwann hatte ich den Impuls, David anzurufen. Vielleicht lag es an Milos kaltem, ungemütlichem Toyota Camry mit dem penetranten Tannenduft, dass ich mich so einsam fühlte.
»Hallo, Izzy, was gibt’s?«, meldete sich David.
»Ach nichts. Wollte bloß hören, wie’s euch so geht.«
»Uns geht’s prima«, sagte er. »Wir gucken uns gerade Der rosarote Panther wird gejagt an.«
»Wieso den?«
»Weil wir gestern Abend alle anderen Panther-Filme gesehen haben. Das ist der einzige, der uns noch fehlte.«
»Aber er ist doch schauderhaft«, wandte ich ein.
»Das habe ich Rae auch gesagt, aber sie wollte unbedingt das Gesamtœuvre sehen. Und um deine nächste Frage vorwegzunehmen: ja, genau diesen Ausdruck hat sie gebraucht.«
»Hat sie ihn denn richtig ausgesprochen?«
»Nein. Aber dazu wärst auch du nicht in der Lage.«
»Wollt ihr euch den Film wirklich in voller Länge antun?«
»So übel ist der gar nicht. David Niven spielt wieder mit. Ich mag ihn.«
»Wer mag David Niven eigentlich nicht?«, sagte ich. »Und wie war das gestrige Abendessen?«
»Rae hat ein paar tiefgefrorene Blätterteigpasteten in den Ofen geworfen.«
»Da hast du ja noch mal Glück gehabt.«
Ich hatte damit gerechnet, dass er irgendwann auf Maggie zu sprechen kommen würde, aber Pustekuchen. Ich hielt mich lieber bedeckt.
»Wolltest du was Bestimmtes?«, fragte David.
»Das heißt, ihr rührt euch heute nicht mehr?«
»Du hast es erfasst. Rae darf sowieso nicht raus, und ich darf ihr nicht von der Seite weichen.«
»Verstehe«, sagte ich und hoffte immer noch, er würde mich zum Mitgucken einladen.
»Bis bald.« David hatte aufgelegt.
Als Nächstes rief ich Petra an, um zu hören, was sie vorhatte, aber da sprang gleich die Mobilbox an, und mir fiel ein, dass sie und
Gabe ins Kino gehen oder Skateboard fahren oder welchem Freizeitvergnügen auch immer frönen wollten, das heutzutage beim jungen Gemüse angesagt ist. Meine
Freunde Len und Christopher standen derzeit in einer Inszenierung der Vagina-Monologe 78 auf der Bühne. Mir
blieb nichts anderes übrig, als mich im Philosopher’s Club unter die Leute zu mischen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich Milo auch gleich sein Auto zurückgeben.
Früher lungerten am Samstagabend höchstens ein Dutzend Leute in der Bar herum, der Billardtisch war fast immer frei, und meistens herrschte Grabesstille, weil kein Mensch eine Münze in die Jukebox warf. Jetzt waren alle Barhocker bis auf einen besetzt, in jedem Winkel tummelte sich ein buntes Völkchen von Studenten, Hipstern, Stammgästen und – eine ganz neue Entwicklung – Iren. Hätte icheinen Song aus der Jukebox hören wollen, hätte ich stundenlang warten müssen, bis er an die Reihe gekommen wäre.
Gut, dass bei dem Andrang sowohl Jimmy als auch Connor hinter der Bar standen. Kaum hatte ich den letzten freien Hocker besetzt, als sich ein junger Geck – Tweedjacke, blassrosa Hemd, Ascotkrawatte – zu mir gesellte.
»Darf ich?«, fragte er mit einem öligen Lächeln.
In diesem Moment kam Connor auf uns zu und holte einen Brief unter dem Tresen hervor. Dieser Trick mutete inzwischen so vorhersehbar an wie Kaninchen, die aus einem Zylinder gezogen werden. Er schob mir den Umschlag zu, dann nahm er
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