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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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schwarze Marmoranrichte war praktisch leer.
    »Sind Sie gerade eingezogen?«, wollte Goldman wissen.
    Zuckerberg schaute ihn verdutzt an. »Nein«, antwortete er verwirrt. Goldman wusste nicht, was er darauf sagen sollte und wandte sich verlegen ab. Zum Glück setzte ein Klopfen an der Tür dem peinlichen Moment ein Ende. Das restliche Facebook-Team war eingetroffen.
    Ev war sich nur zu bewusst, wie unangenehm das Meeting werden würde. Als Facebook ein Jahr zuvor versucht hatte, Twitter zu kaufen, war es ganz ähnlich gewesen.
    Alle trotteten ins Wohnzimmer, wo es, wie sich herausstellte, nicht genügend Sitzgelegenheiten gab.
    Obwohl Zuckerberg dem Kurznachrichten-Konkurrenten öffentlich keinerlei Beachtung geschenkt und Twitter einmal Freunden gegenüber sogar als »Chaostruppe« bezeichnet hatte, »die zufällig auf eine Goldmine gestoßen« sei, wurde ihm angesichts der rasanten Entwicklung des Unternehmens in Wirklichkeit angst und bange. »Ich hab mir ihre [Wachstums-]Rate angesehen und gedacht, wenn das die nächsten 12 oder 18 Monate so weitergeht, dann sind sie größer als wir«, hatte er in einem kurz zuvor erschienenen Interview mit dem Blog Inside Facebook zugegeben, seine Befürchtungen aber sogleich wieder heruntergespielt. »Es hat sich dann herausgestellt, dass ihre Wachstumsrate unnatürlich war. Sie haben viel Aufmerksamkeit in den Medien bekommen und sind für kurze Zeit sehr schnell gewachsen.«
    Das stimmte allerdings nicht. Twitter wuchs immer noch mit nie gekannter Geschwindigkeit. Man kam nicht in die Oprah Show und auf die Titelseiten von Time , New York Times und Wall Street Journal , man kam nicht bei den Weltmeisterschaften groß heraus und befeuerte Revolutionen, nur um dann festzustellen, dass sich plötzlich keine neuen Kunden mehr anmeldeten. Im Gegenteil: Jede Woche brach Twitter neue Rekorde.
    Nachdem die neue Twitter-Suchfunktion auf Facebook blockiert worden war, hatte Zuckerberg zu Ev Kontakt aufgenommen und ein Treffen vorgeschlagen, »um herauszufinden, wie wir besser zusammenarbeiten können«.
    Im Wohnzimmer setzte sich Zuckerberg als Erster und gab damit den Startschuss zu einer Reise nach Jerusalem: Jeder schnappte sich schnellstmöglich die nächste Sitzgelegenheit. So kam es zu einer ungünstigen Sitzkonstellation, hockten Ev und Zuckerberg doch nun direkt nebeneinander.
    Das Treffen verlief in einem sehr freundschaftlichen Ton. Zuckerberg, Taylor und Dan Rose (Facebooks Leiter des Bereichs Geschäftsentwicklung) sowie ein Anwalt des Unternehmens warben für ihre Vorstellungen einer engeren Zusammenarbeit von Twitter und Facebook. Sie benutzten Wörter wie »Chance«, »konstruktiv« und »Partnerschaft«. Alle paar Sekunden drehte Zuckerberg ungelenk den Kopf zu Ev, der nur wenige Zentimeter von ihm entfernt saß.
    Der Facebook-Chef erklärte, dass auf seiner Webseite 90 Prozent des Verkehrs von Nutzern generiert werde, die sich die Profile anderer Leute ansehen wollten. Die Startseite diene nur als Sprungbrett, um sie auf die Profilseiten zu lotsen.
    »Bei uns ist es genau umgekehrt«, warf Ev ein. Twitters Nutzer richteten ihr Augenmerk zu 90 Prozent auf die Nachrichtenchronik und klickten nur in 10 Prozent der Fälle die Profile anderer User an.
    »Ich weiß«, erwiderte Zuckerberg, der stets seine Hausaufgaben machte. »Deshalb bin ich ja von Ihrer Arbeit so angetan. Es wäre doch aufregend, wenn wir« – er hielt kurz inne – »wenn wir etwas mit Ihnen zusammen als Partner aufziehen könnten. Da könnte es doch sinnvolle Dinge geben, wenn wir enger verbunden wären.«
    Goldman neigte den Kopf und schielte fragend zu Amac: Hatte Facebook da nicht gerade ein Kaufangebot unterbreitet? Nein, nach Amacs Miene zu urteilen zählte das nicht.
    »Und natürlich«, warf Rose ein, »hätten wir Interesse, falls ihr Leute das Unternehmen einfach verkaufen wollt.«
    An diesem Punkt hatte Ev schon mehr Kaufangebote für Twitter bekommen, als er zählen konnte. Tatsächlich waren Twitter und Facebook völlig verschiedene Unternehmen mit unterschiedlichen Zielen, die, aus Evs Sicht, auch ein grundlegend anderes Ethos besaßen. Twitters Ideale hatten sich beinahe ein Jahrzehnt zuvor herausgebildet, als Ev Blogger aufgezogen hatte. Damals hatte er die feste Überzeugung gewonnen, dass Bloggen – und nun Twittern – den Menschen eine Bühne bot, um das auszusprechen, was sie bewegte. Das war auch der Grund gewesen, warum Ev Amac ins Boot geholt hatte, denn der hatte sich in

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