Two Night Stand
daran, wenn ich dir etwas Nettes sage?“, er sah sie etwas beleidigt an.
„Gar nichts, aber bei mir musst du nicht so geschwollen daher reden“, sie wurde wieder etwas milder, sie sah ja ein, dass er sich Mühe geben wollte.
„Okay – dann anders: Ich bin sehr froh, dass wir heute zusammen ausgehen. Besser?“
„Schon besser. Und weißt du was?“, grinste sie.
„Was?“
„Ich auch“, Shona griff kurz nach seiner Hand und streichelte darüber. „Du warst echt hartnäckig.“
„Ja, ich weiß. Aber viel mehr hätte ich auch nicht versucht“, er verschränkte seine Finger mit ihren.
„Nein? Du enttäuschst mich, Timotheus“, lachte Shona leise, sie entzog ihm ihre Hand aber nicht, es war schön, so zu sitzen.
„Warum hast du mich so lange zappeln lassen?“
„Weil du es verdient hast.“
„Na, danke. Du bist so ein freches kleines Monster!“, schimpfte er zärtlich mit ihr.
„Ich weiß. Aber du kennst doch den alten Spruch: ‚Frech kommt weiter’…“
„Wirklich? Ist das so? Bekommst du immer, was du willst?“, Tim blieb wieder an ihren Augen haften, sie faszinierten ihn stets aufs Neue.
Shona überlegte kurz. „Eigentlich schon…“
„Haben deine Eltern dich verwöhnt?“, bohrte er weiter.
Shona entzog ihm ihre Hand, wurde ganz ernst. „Meine Mutter, ja, das hat sie. Sie und meine Oma haben meine Schwester und mich aufgezogen. Sie hatten zwar nie viel Geld, aber sie haben uns sehr verwöhnt.“
„Was ist mit deinem Vater?“, Tim schaute sie neugierig an, etwas hatte sich verändert, aber er wollte jetzt unbedingt mehr wissen.
„Mein Vater starb kurz vor meiner Geburt bei einem Motorradunfall in der Nähe von Edinburgh“, sagte Shona leise. Das war ein trauriges Thema, ihre Mutter Cathleen hatte ihn sehr geliebt, man konnte es auch jetzt noch aus jedem ihrer Worte hören, wenn sie von ihm sprach.
„Oh, das tut mir leid“, Tim sah sie mitfühlend an. „Das muss sehr hart für deine Mutter gewesen sein.“
„Ja, das war es. Sie war so verliebt in ihn gewesen“, Shona lächelte in sich hinein. „Chloe hat einen anderen Vater, er hat Ma sitzen lassen, als sie ihm sagte, dass sie schwanger sei. Dann hat sie Dad kennengelernt, es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Sie haben nach einem halben Jahr geheiratet und er hat auch Chloe adoptiert. Dann ist leider das Unglück passiert.“
„Und wie seid ihr nach Deutschland gekommen?“
„Meine Mutter hat in einem Übersetzungsbüro gearbeitet, da hat man ihr die Stelle hier angeboten. Sie wollte auch weg aus Schottland, sie sagt, die Erinnerungen an Kyle wären dort zu übermächtig gewesen. Meine Oma ist mit ihr gegangen, um sich um meine Schwester und mich zu kümmern“, Shona lächelte ihm zu. „Langweile ich dich?“
„Was? Nein, gar nicht. Das ist sehr interessant, Shona“, Tim beugte sich kurz zu ihr hinüber und streichelte zart über ihre Wange. „War es schlimm, ohne Vater aufzuwachsen?“
Shona zuckte mit den Schultern. „Kann ich nicht sagen, ich kenne es ja nicht anders. Klar, ich habe schon manchmal komisch geguckt, wenn ich meine Freundinnen mit ihren Eltern zusammen gesehen habe. Aber ich hatte nie den Eindruck, dass mir etwas fehlt. Ma und Oma waren immer sehr lieb zu uns.“
„Vielleicht zu lieb?“, neckte Tim sie.
„Wie meinst du das?“, Shona runzelte die Stirn.
„Na ja, vielleicht hat dir eine männliche Hand gefehlt. Jetzt tu doch nicht so, als ob du nicht wüsstest, wovon ich spreche“, lachte Tim.
„Oma Mimi sagt immer, man hätte mir früher öfter mal den Po hauen müssen, aber sowohl sie als auch Ma haben uns nie geschlagen. Das hätte ich mir auch nie gefallen lassen…“
„Warst du als Kind auch schon so?“, fragte Tim weiter, der Kellner brachte das Essen, Shona hatte sich eine riesige Portion Nudeln bestellt.
„Wie bin ich denn?“, sie fixierte ihn mit ihrem Blick, Tim war gewarnt, aber sie konnte ihn nicht einschüchtern.
„Du bist sehr wild. Wild und unberechenbar, bei dir weiß man nie, woran man ist. Und du hast sehr viel Temperament, ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht war, ein Kind wie dich zu bändigen.“
„Ich habe meiner Mutter und meiner Omi oft Kummer bereitet, das stimmt wohl. Ich will immer mit dem Kopf durch die Wand und versuche meinen Willen zu bekommen. Und ich hasse es, wenn man mir Vorschriften machen will. Ich weiß, dass man auch Kompromisse eingehen muss, aber ich mag das einfach nicht. Ich versuche, mich so wenig wie
Weitere Kostenlose Bücher