Two Night Stand
möglich verbiegen zu lassen, ich brauche einfach das Gefühl, alles selbst bestimmen zu können“, sagte sie kämpferisch, ein leidenschaftliches Funkeln war jetzt in ihren Augen, Tim sah sie fasziniert an.
„Wie bist du denn in der Schule und im Berufsleben klargekommen?“
„Oh“, Shona räusperte sich. „Na ja, in der Schule war es schon manchmal ein bisschen schwierig“, gestand sie ihm. „Ma musste oft zu den Lehrern…“
„Wieso wundert mich das jetzt nicht? Was hast du denn so Schlimmes angestellt?“, lachte Tim.
„So dies und das halt“, wich sie ihm aus.
„Sag es – Karten auf den Tisch!“
„Dann erzählst du mir aber auch alles. Und zwar ganz ehrlich…“, sie drohte ihm mit ihrer Gabel.
„Okay, versprochen“, nickte er ihr zu.
„Ich habe mich geprügelt und habe mich nicht so an die Regeln der Schule gehalten. Ich habe ziemlich oft aufgemuckt und bin zweimal von der Schule geflogen“, sie lächelte etwas zerknirscht. „Na ja…“
„Was hast du für einen Abschluss?“
„Mittlere Reife. Ich habe dann direkt eine Lehre gemacht, arbeiten liegt mir eher als still herumzusitzen. Dort ging es auch besser, weil ich etwas tun konnte, was mir wirklich liegt.“
„War deine Mutter nicht verwundert über deine Berufswahl?“
„Nein, meine Mutter war froh, dass ich überhaupt eine Lehre mache. Der war alles recht, Hauptsache ich wurde etwas ruhiger.“
„Und das bist du jetzt? Ruhig?“, er schaute sie ungläubig an.
„Ja, findest du nicht?“
„Nur bedingt“, gluckste Tim. „Wie haben deine männlichen Kollegen auf dich reagiert?“
„Wie Männer halt so sind…“, Shona verdrehte die Augen. „Mit dämlichen Sprüchen. Anfangs war es nicht so einfach, sich da durchzusetzen, Männer sind halt ein anderes Kaliber, da fallen harte Worte, man darf sich nicht unterkriegen lassen.“
„Ich schätze, das hast du auch nicht…?“
In Shonas Augen blitzte es wieder auf. „Nein, natürlich nicht. Ich kann mich wehren, das haben dann die meisten auch begriffen. Und ich bin gut in meinem Job“, sie reckte ihr Näschen nach oben. „Ich hab’ echt was drauf, auch wenn das manche großkotzigen Typen nicht glauben wollen!“
„Na ja, wer denkt schon, dass eine Frau was von Technik versteht?“
„Genau wegen so Typen wie dir wagen es viele Frauen nicht, so einen Beruf zu ergreifen“, zischte sie ihm zu.
„Aber du hast es ja getan und du bist gut – ich habe es begriffen.“
„Immerhin“, knurrte Shona. „Wer hätte das gedacht…“
Sie spießte eine Nudel auf ihre Gabel, es schmeckte wirklich gut hier, vor lauter Erzählen war sie bisher kaum zum Essen gekommen. Eigentlich wollte sie gar nicht so viel plappern, aber Tim hatte sie so geschickt ausgefragt, dass es einfach so aus ihr herausgesprudelt war.
„Jetzt bist du dran“, forderte sie ihn auf. „Ich schätze, du bist sehr wohlbehütet aufgewachsen. Dein Elternhaus kenne ich ja jetzt, es hat euch nie an Geld gemangelt…“
„Das stimmt. Meine Eltern sind beide völlig in Ordnung, uns fehlte es an nichts, wir haben immer alles bekommen, was wir wollten, inklusive einer sehr guten Schulbildung in einer Privatschule.“
„Hast du studiert?“
„Ja. Das ist auch hilfreich, wenn man so eine große Firma leiten will.“
„Und? Macht es dir Spaß? Ist es das, was du immer machen wolltest?“, fragte sie ihn gespannt.
„Die Frage habe ich mir gar nicht gestellt“, Tim zuckte mit den Schultern. „Es war immer klar, dass Severin und ich das Unternehmen übernehmen würden.“
„Und jetzt? Wie stehst du dazu? Bist du zufrieden?“
„Ja, ich bin zufrieden. Mein Job ist abwechslungsreich, es macht Spaß, sich die Schmuckentwürfe anzuschauen und zu entscheiden, was in die nächste Kollektion aufgenommen wird. Und es ist faszinierend, mit Edelsteinen zu arbeiten. Jeder Diamant sieht anders aus, sie haben einen ganz besonderen Reiz“, erklärte Tim ihr, er betrachtete sie kurz. „Du trägst überhaupt keinen Schmuck?“
„Nein, ich mache mir da nichts draus“, Shona zuckte mit den Schultern. „Und in meinem Beruf ist es auch eher hinderlich.“
„Du hast noch nicht einmal Ohrringe“, stellte er fest.
„Ich hatte mal ein Piercing in der Nase, da hat Oma Mimi aber furchtbar geschimpft, und ich habe es ihr zuliebe rausgenommen.“
„Echt? Das wundert mich aber“, Tim zog die Augenbrauen hoch.
„Ich liebe meine Omi. Sie hat so oft zu mir gehalten, da kann ich ihr so etwas nicht abschlagen.
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