Two Night Stand
den Sinn, dass er sie vielleicht doch besser ins Schlafzimmer gezerrt hätte…
Als er wieder zurück ins Wohnzimmer kam, hatte Shona ihre Schuhe ausgezogen und es sich im Schneidersitz auf dem Sofa gemütlich gemacht. Er stellte die Bierflaschen auf den Tisch und griff nach dem ersten Glas, da schnappte sich Shona schon die Flasche und setzte sie an die Lippen.
Tim grinste nur und tat es ihr gleich.
„Ich finde ja, dass das der beste Film mit Travolta ist“, plapperte Shona dann los. „Und gleich kommt eine meiner Lieblingsstellen…“, sie schaute Tim kurz an. „Der Pfad der Gerechten ist auf beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen und der Tyrannei böser Männer. Gesegnet sei der, der im Namen der Barmherzigkeit und des guten Willens die Schwachen durch das Tal der Dunkelheit geleitet, denn er ist der wahre Hüter seines Bruders und der Retter der verlorenen Kinder. Und da steht weiter: Ich will große Rachetaten an denen vollführen, die da versuchen, meine Brüder zu vergiften und zu vernichten, und mit Grimm werde ich sie strafen, dass sie erfahren sollen, ich sei der Herr, wenn ich meine Rache an ihnen vollstreckt habe“, zitierte Shona mit ernster, tiefer Stimme.
„Wow, du kennst den Film aber wirklich gut, was?“
„Ja, ich weiß nicht, wie oft ich den schon gesehen habe“, nickte Shona eifrig.
„Kannst du auch so tanzen?“, grinste er.
Shona errötete leicht. „Nein, das kann ich nicht. Ich hab’ das mal probiert, da hatte ich zu viel getrunken, aber das lass’ ich lieber, sieht blöd bei mir aus“, gestand sie ihm.
Mit Schaudern erinnerte sie sich noch daran, wie sie im ‚ Pitcher’s’ mit Bert auf der Theke gestanden und zu ‚You never can tell’ getanzt hatte. Isabelle meinte zwar, dass es ganz gut gewesen sei, aber sie hatte später das Video gesehen, das Jörg aufgenommen hatte, und war ganz anderer Meinung. Sie durfte gar nicht daran denken, dass dieser kleine Clip bestimmt immer noch irgendwo im Internet kursierte.
„Kann ich mir nicht vorstellen, dass das blöd bei dir aussieht“, Tim lehnte sich zurück und spielte mit einer schwarzen Locke von ihr.
„Doch, glaub mir das mal – und hör auf so zu säuseln“, kicherte Shona, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Film zu und Tim war erst mal abgeschrieben.
Irgendwie war das schon eine komische Situation, den Verlauf des Abends hatte Tim sich auf jeden Fall ganz anders vorgestellt, aber jetzt genoss er es immer mehr, mit Shona fernzusehen. Mittlerweile hatte sie schon den zweiten Film aus seinem Reservoir gefischt, nach ‚Pulp Fiction’ lief jetzt ‚Men in Black’, und ihr lautes Lachen erfüllte sein Wohnzimmer.
Tim streckte sich der Länge nach auf dem Sofa aus, es war so breit, dass er seine Beine hinter sie legen konnte.
„Bist du müde?“, fragte Shona ihn dann, erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst, dass es schon spät war, und sie war so vertieft in die Filme gewesen, dass sie ihn nicht wirklich beachtet hatte.
Aber wann bekam sie ihre Lieblingsfilme schon mal in solch einer Qualität präsentiert? Das durfte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen, da würde sie sich ja sonst Jahre später noch drüber ärgern.
„Nein, nein“, Tim streckte die Hand nach ihr aus, Shona ergriff sie und ließ es zu, dass er sie auf seinen Bauch zog. Sie lag jetzt auf ihm, mit dem Kopf auf seiner Brust. Tim streichelte ihr über die Haare, Shona kicherte wieder über eine Stelle im Film, doch er hatte dafür jetzt gerade keinen Sinn mehr.
Ihm wurde warm, sehr warm, doch es war nicht unbedingt seine Lust auf sie, sondern etwas anderes. Ein angenehmes Kribbeln durchzog seinen Körper, es war schön, mit ihr so dazuliegen, sie zu spüren und ihr einfach nur zuzuhören, wie sie plapperte oder lachte.
Tim hatte völlig das Zeitgefühl verloren, verwirrt sah er sich um. Shona lag auf seinem Bauch, er hob den Kopf, sie hatte die Augen geschlossen. Schlagartig fiel ihm alles wieder ein, na klar, sie hatten zwei Filme gesehen, offenbar waren sie beide darüber eingeschlafen. Behutsam schob er sie von sich hinunter, Shona murrte etwas und zog die Nase kraus, doch sie wurde nicht wach.
‚Okay, das war also deine heiße Sexnacht’ , er schüttelte den Kopf darüber und grinste in sich hinein.
Tim stand auf um den Fernseher auszuschalten, er sah, dass noch eine Blu-ray-Hülle auf dem Boden lag, es war ein Teil von ‚Saw’, ganz offenbar war Shona noch der Sinn nach etwas Fiesem
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