Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
aus
dem Wagen! Komm mit!“
Und so ließen sich James und Halfast, der fast so
betäubt aussah, wie James sich fühlte, von der feierwütigen Meute der jukannai mitziehen.
„Das hier ist Krai, brakka !“, fasste Juniper
ihre Philosophie in Worte. „Hier musst du die Sau rauslassen und feiern, so,
dass es für ein ganzes Jahr vorhält!“
8. Kaltes entflammen
1.
Die Sonne verbarg sich noch unter dem Horizont, die
Luft war kalt, das Wasser noch kälter, klatschte ihm eisig gegen die
Oberschenkel. Um die kleinen Inseln hing der Nebel in dichten Schwaden, nur
hier und da ragten Äste und Gesträuch daraus hervor. James gähnte und
unterdrückte mit Mühe das Zähneklappern. Von dem, was der Chef da vorne im
Wasser redete, hatte er nur mitbekommen, dass es um Lowells Mutter ging, die
dort auf ihre Reise ins Jenseits geschickt wurde. Die alte Frau war irgendwann
im Winter gestorben, und seitdem war ihre Asche in einer Urne in Brogues Wagen mitgefahren.
Ganz schön schräg.
Neben ihm bibberten Carmino und Juniper, die total
übernächtigt aussahen. Kein Wunder. Letzte Nacht waren sie alle von Fest zu
Fest weitergezogen und erst vor zwei, drei Stunden auf ihre Schlafplätze im
Gilwissler gefallen. So lief das hier: Wenn man jung war (und ein Mann
natürlich), gehörte krambambe dazu. Der Chef, so streng er sonst über
die Tugend seiner Truppe wachte, ließ ihnen hier in Krai die Zügel. Dem war
wohl auch klar, dass seine jukannai nach den harten Tagen in Orolo mal
auf die Kacke hauen mussten.
Er war nur froh, dass er es mit dem Shervis nicht
übertrieben hatte. Stattdessen war er in die Grundbegriffe des Neckabreak
eingeweiht worden, hatte einer Reihe brutaler Ringkämpfe zugesehen (die Horgest
eine geplatzte Lippe, einen abgesplitterten Zahn sowie, nach fünf blutigen
Runden, den Sieg über Joshua Bennet vom Schwert von Narka und damit für mindestens
ein Jahr Ruhm eingetragen hatten), hatte einem ohrenbetäubenden Trommel-Wettkampf
zugehört, der fast so blutig wie der Ringkampf endete (von der Schlägerei, die
zwischen den Anhängern der beiden Kandidaten ausbrach, hatte Stanwell sie im
letzten Moment weggelotst). Dann waren sie ins Skrabarr gegangen und
hatten Darts oder Limmerjin oder, wie die es hier nannten, Ranjoon, gespielt
(Firn hatte nicht gewonnen, weil er da schon nicht mehr dabei war – nach dem
Neckabreak hatte er sich bei den Drachen von Ailiss abgesetzt, um für
die nächsten Stunden eine dunkelhaarige Feuertänzerin zu beglücken). Vom
Skrabarr ging es weiter auf die Kramperseite, wo ein Intermezzo im Blütentau folgte (an das er im Moment nicht weiter denken wollte, es genügte, dass es
stattgefunden hatte), und danach war er noch einmal im Skrabarr gelandet, wo er einige der anderen wiederfand und die Festivitäten der Nacht
mit einem letzten Shervis begoss.
Oh Mann.
Aber es hatte funktioniert. Die letzten
sechsunddreißig Stunden waren in einem Nebel versunken. Sogar die hysterische
Stimme von Odette schrillte nicht länger in seinen Ohren. Und an Orla hatte er
nur ein einziges Mal gedacht, und das war, als er sah, dass auch Halfast mit
ihnen die breite Holztreppe zum Blütentau hinaufging. Das Beste, was er
tun konnte. Egal, wie drüber weg er auch sein mochte, es konnte nicht lustig
für ihn gewesen sein, bei der Hochzeit der Frau zuzusehen, die er selbst hatte
heiraten wollen.
Bewegung kam in die Gruppe um ihn herum. Der Chef
hatte die Urne in einem schmalen Boot verstaut – so schmal, dass kein Mensch
hineingepasst hätte – und nun machten sich Lowell, Stanwell und Juniper daran,
das Boot in die Flut hinauszubegleiten. Die zurückbleibenden Montagus stimmten
einen murmelnden Gesang an. Wie neulich, als er mit Halfast zusammen das
gleiche Ritual beobachtet hatte, nahm die Flut den Männern das Boot in dem
Moment aus den Händen, in dem die Sonne gerade über den Horizont auftauchte.
„Ich werfe jetzt ’ne Stunde oder zwei“, sagte Firn,
als sie über den Strand zurückgingen. „Kommst du mit? Ich hole nur noch die
Messer.“
„Zuerst brauch ich Frühstück. Ich bin halb verhungert.“
„Haste dich so verausgabt letzte Nacht? Kaufen wir uns
eben noch ’n Badlabik oder so was. Im Lager wird’s sowieso nichts mit dem
Essen.“
„Meinst du, die brauchen wieder den ganzen Tag für die
Hochzeitsvorbereitungen? Ich dachte, das macht die Familie der Braut?“
„Stan verteilt gerade die Aufgaben, hörst du das
nicht? Je schneller man verschwindet, desto besser, das ist meine
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