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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Meinung. Der
Hochzeitskram ist das eine, aber heute ist außerdem Kawwadal, und dafür müssen
wir sowieso nachher am Strand aufbauen. Also, wenn du vorher nicht noch stundenlang
Blumenkränze flechten willst, dann lass uns lieber abhauen.“
    Dieses schnelle, ins Sarkastische gleitende Grinsen,
das Firns Mundwinkel nach unten bog, erinnerte James mit einem Mal wieder an
Adrian. Der hätte sich jetzt auch verdrückt.
    „Überzeugt.“ Auf einen Vormittag Festvorbereitungen,
womöglich noch unter Jakobes Fuchtel, konnte er weiß Gott verzichten. „Holen
wir die Messer und verschwinden. Aber zu essen brauch ich auf jeden Fall noch
was.“
    „Wo ist eigentlich deine Kate heute?“
    Kate! Die hatte er auch ganz vergessen. „Keine Ahnung.
Ich glaub, die wollte – allein weiter. Ich weiß es nicht. Ist mir auch egal.
Ich kenn sie kaum.“
    Wieder Firns rasches Grinsen von der Seite, aber er
sagte nichts dazu. Inzwischen hatten sie den bewaldeten Teil der Klippe
erreicht.
    „Ist Kawwadal das Fest, auf das Juniper sein ganzes
Geld verwettet hat?“, fragte James.
    „Nein. Das ist Kamnakawwadal, der Abschluss der ganzen
Sache – das ist erst morgen Abend. Kawwadal ist – ach, wirst du ja sehen. Auf
den Weg bringen – hat mit den Toten von Krai zu tun. Es gibt jedenfalls eine
Menge zu essen, und dann wird gefeiert. Und –“
    „He, James! James, hier sucht jemand den Hakemi!“,
brüllte Juniper ihnen entgegen.
    „Wird wohl nichts mit dem Badlabik! Na, du weißt, wo
du mich findest!“
    James nickte und beschleunigte seine Schritte.
Bestimmt war das gar kein Patient, sondern der Typ von der Pelektá! Hoffentlich
fiel der niemandem auf …
    Aber als er das Lager der Montagus erreichte, wartete
da kein Mann vor dem teppichverhängten Eingang der Hakemi-Praxis, sondern eine
ältliche Frau in schmuddeligen Sachen. Ihr Haar sah aus wie Dreadlocks, und als
er näherkam, konnte er sie riechen – den ranzigen, erstickenden Geruch von
ungewaschener Haut und Klamotten, die schon fast mit ihr verwachsen waren. Den
kannte er von den Pennern, die man in der U-Bahn (und in der Notaufnahme oft)
genug zu Gesicht bekam.
    „Da kommt er“, sagte Juniper zu ihr und wartete dann
mit neugieriger Miene ab.
    Die Frau drehte sich um, wobei die Haarsträhnen wie
ausgefranste Kordeln über ihre Schultern rollten. Sie hatte helle, aufmerksame
Augen und einen verschlagenen Blick, der James in Sekundenbruchteilen von Kopf
bis Fuß taxierte. „Bist du der Hakemi?“ Eine tiefe, heisere Stimme, die nach
kalten Nächten, verschleppter Bronchitis und viel Alkohol klang.
    Hinter ihm pfiff Firn leise durch die Zähne.
    „Bin ich“, bestätigte James. Konnte die von der
Pelektá sein? Hatten die überhaupt Frauen in ihrer Gesellschaft? Vielleicht war
sie doch eher eine Patientin. Auf jeden Fall sah sie nach einem chronisch
ungesunden Lebenswandel aus, der ihre Haut stumpf und grau gemacht hatte. Die
bräunlichen Schatten unter ihren Augen deuteten vielleicht Leberprobleme an.
Aber ihre Augen, ihre Bewegungen, ihre Hände, die den Wollumhang fester zusammenzogen,
waren flink. Sie war nicht älter als fünfzig, schätzte er.
    „Wer ist denn krank?“
    „Mein Alter! Dem geht’s verflucht schlecht! Er war
schon lang nicht mehr der Gesündeste, aber dann mussten die Schweine ihn ja
auch noch annen Pfahl binden, diese Kelta- saddarbadanki , diese sikkashai !
Woher soll er sein Geld denn kriegen – aber vergiss das, Hakemi … komm mit zum
Keltaloc und guck, was du für ihn tun kannst. Jetzt komm schon, sonst kratzt er
ab, bevor du ihn gesehen hast!“ Sie packte ihn am Ärmel und zog ihn mit sich
den Weg hinauf.
    Er ging mit, entzog sich aber ihrem Griff und rückte
so weit wie möglich an den Rand des Dunstkreises, der um sie herumwaberte. „An
den Pfahl – meinst du den Pranger?“
    „Was soll ich denn wohl sonst meinen!“, schnappte sie.
„Und jetzt lassen sie ihn gehn, die hohen Herren, die sich als Richter
aufspielen – machen die Kramper nach, dieses Pack! Jetzt lassen sie ihn also
gehn, nach zwei Tagen, brakka , zwei ganzen langen beschissenen Tagen in
den Schellen! Bloß kann er nicht mehr. Ist einfach umgefallen, sobald sie ihn
losgemacht haben! Sagt keinen Mucks! Wenn er tot ist, wenn die ihn umgebracht
haben für das dreckige bisschen Geld, dann geh ich selbst vor die Kelta, das
sag ich dir, Hakemi, das machen die nicht mit uns!“
    Der Keltaloc, der Ratsplatz, lag auf einer Terrasse
der Klippe: ein weites, noch immer mit

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