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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Steinfliesen ausgelegtes Rechteck, durch
symmetrisch angeordnete Steinpfeiler gegliedert, die zum Teil noch an die fünf,
sechs Meter hoch waren. James hatte sich bisher nur flüchtig hier umgesehen,
zudem war der Platz immer voller Menschen. Jetzt bemerkte er im Vorbeigehen zum
ersten Mal, dass die Steinpfeiler von oben bis unten mit Inschriften versehen
waren und Clans-Tiffel trugen.
    Auch so früh am Morgen trieben sich hier schon genug
Leute herum, und der Grund dafür war ihm schnell klar: Zwischen zwei streng
blickenden Männern wartete die nächste Riege Straffälliger darauf, ihren Platz
am Pranger einnehmen zu können. Der Pranger war der Steinpfeiler ziemlich genau
in der Mitte des Platzes. Man hatte ihn mit einem Podest aus Balken umbaut,
damit die Leute daran auch überall zu sehen waren. Im Moment war er leer, und
alle Ketten hingen schlaff herunter. Von den charakteristischen schweren
Holzkragen mit Auslassungen für Hals und Handgelenke gab es nur zwei; die vier
anderen, für die der Platz noch reichte, wurden nur mit Metallschellen an Hand-
und Fußgelenken angekettet. Das Schlimmste waren aber nicht die
Fesselvorrichtungen, sondern die Tatsache, dass es an diesem Pfeiler nichts
gab, das die Straftäter vor Sonne und Regen schützte. Oder vor der Bösartigkeit
ihrer Mitmenschen.
    Die Männer, die die drei nächsten Kandidaten in Schach
hielten, warteten mit unbewegten Mienen – worauf, wurde James klar, als sie nah
genug herangekommen waren, um den Haufen dreckige Lumpen sehen zu können, der
wie ausgeschüttet auf dem schmalen Holzpodest lag. Um diesen ganzen Ort
schwirrten Fliegen, und das Lumpenbündel bedeckten sie wie ein grünblau
schillernder Panzer.
    „Da is sie wieder, die Robinet Tagallian!“, rief eine
der Wartenden mit schriller, munterer Bosheit, obwohl ihr Kopf geschoren war
und sie sogleich einen kräftigen Stoß in die Rippen bekam. „Und sie hat sogar
einen gefunden, der blöd genug ist, um sich die Finger am alten Freddie dreckig
zu machen!“
    „Maul halten!“, sagte der eine der beiden Wächter.
    „Du klingst genau wie ’n Kramper-Custodian, weißt du
das?“
    „Und du kriegst noch ’n Tag länger dadran, wenn du jetzt
nicht die Fresse hältst!“
    „Räumt ihn endlich da weg!“, sagte der andere Wächter.
„Wir müssen weitermachen!“
    Es belustigte James auf finstere Weise, dass von all
den Gaffern ringsum offenbar keiner bereit gewesen war, den beiden Offiziellen
zu helfen. Allerdings hatten sie natürlich auch dem Lumpenhaufen am Boden nicht
geholfen. Sie standen nur da und warteten mit gierigen Mienen, was als nächstes
passierte.
    „Der ist bewusstlos, der Freddie!“, sagte einer, als
James und die Frau an ihnen vorbeikamen.
    „Jetzt bringt doch endlich mal ’n Eimer Wasser und
kippt’s ihm drüber!“, schnauzte der eine Wächter.
    „ Jetzt wollt ihr ihm also Wasser geben, ja?!“,
kreischte die Frau neben James los und stürzte sich auf den Lumpenhaufen.
„Gestern hat er euch angebettelt und angebettelt, und ihr habt nur –“
    „Er hat seine Ration Wasser bekommen!“, wurde sie
scharf unterbrochen. „Das hier ist der Pranger und kein –“
    „ Zwei Tage !“, gellte die Frau. „Zwei verfluchte
Tage lang, ihr –“
    „Pass auf, was du sagst, Frau! Wir sind Keltani!
Willst du auch hier stehen?! Und jetzt sieh zu, dass du deinen Alten endlich
wegkarrst! Er liegt im Weg! Er behindert das Gesetz! He, wer bist du?“
    „Er ist ein Hakemi! Vom Stern von Montagu . Ich
hab ihn geholt, damit er Freddie hilft!“
    „Freddie braucht vor allem ein Bad, brakka “,
sagte der eine Keltani grinsend zu James. „Vielleicht rollst du ihn einfach mal
ins Meer runter.“
    „Hakemi?“, schnaubte der andere. „Das ist doch
Kramper-Quatsch!“
    Das ganze Podest stank schlimmer als ein Müllhaufen.
Man musste aufpassen, dass man nicht auf verfaultem Gemüse ausrutschte. James
scheuchte die Fliegen von dem Mann weg und drehte ihn um und musste immer noch
genau hinsehen, bis er endlich ein Gesicht entdeckte. Die Sonne hatte es
knallrot verbrannt, da, wo es nicht von Dreck verkrustet war. James sah Stücke
von Eierschalen zwischen grauen Bartstoppeln, angetrocknetes Eigelb,
undefinierbare, rotbraune Matschschlieren, Schlammklumpen, in denen noch
Steinchen steckten. Sein graues, schulterlanges Haar war nicht geschoren worden
und starrte ebenfalls von Dreck. Über dem Stück Stirn, das man sehen konnte,
verlief eine lange, verschorfte Schramme. Die Hände waren

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