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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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bestimmt nicht gerade scharf darauf, mit ihnen
darüber zu reden.
    Überrascht bemerkte er, dass auf dem weiten Sandstrand
heute überall Leute beschäftigt waren – es sah fast aus, als wollten sie einen
Jahrmarkt aufbauen. Aber bevor er sich das genauer ansehen konnte, zerrte Pix
ihn weiter.
    „Das ist für das Kawwadal-Fest“, erklärte sie
ungeduldig. „Davon kriegen wir nachher noch genug zu sehen!“
    Inglewings Reparaturen stand jedenfalls noch da. Man sah den grünen Wagen
schon von weitem, das Sonnenlicht wurde blendend von dem silbernen Rohr
zurückgeworfen, das an der Seite aufragte und nach dessen Zweck er bis heute
nicht gefragt hatte. Nur der Drachen schwebte nicht mehr darüber. Aber als sie
näherkamen, sahen sie, dass eine Tür der Fahrerkabine fehlte. Zersplitterte
grüne Holzlatten lagen um den Wagen herum, und dazwischen überall Stroh, als
wäre eine Scheune explodiert.
    „Ach du Scheiße“, sagte Pix, und das war so ziemlich
das, was auch James dachte.
    Beklommen stiegen sie die Stufen hinauf in den Wagen,
der sie vor Ewigkeiten in diese Welt hier gebracht hatte – zumindest erschien
es ihm im Rückblick so. Drinnen sah es wüst aus. Der Lamellenvorhang vor dem
Fenster war weggerissen, und im ungedämpften Tageslicht präsentierte sich die
Zerstörung nackt und nüchtern. Auch hier war überall Stroh, sogar an den Kästen
an der Wand klebte es und an der Hängematte. Es stammte aus der Matratze, die
am Boden lag und kreuz und quer aufgeschlitzt worden war. Dazwischen die Fetzen
von blauem Webstoff. Eine Tonne war umgekippt, ihr Inhalt lag verstreut und
teilweise zertreten am Boden. Direkt vor James’ Füßen glänzte ein silbernes Etwas
– eine Schnalle von Inglewings guten Schuhen. In der Luft hing der scharfe
Geruch von Essig und Knoblauch. Sie entdeckten den Grund dafür, als sie wieder
ausstiegen und um den Wagen herumgingen: Jemand hatte Gläser mit eingelegtem
Gemüse gegen die Wagenwand geworfen. Die Scherben glitzerten im Sonnenlicht,
roter Matsch klebte auf dem Schriftzug Inglewings Reparaturen und war in
breiten Strömen an den Holzlatten heruntergeronnen. Darin leuchteten wie
Schimmelpilze weiße Bröckchen. Käse, wie er bei genauerem Hinsehen erkannte. Die
Fliegen tummelten sich schon überall.
    „Oh Scheiße!“, flüsterte Pix. „Jemand hat ihn
überfallen!“
    „Und ihn mitgenommen?“
    „Vielleicht ist er verletzt! Vielleicht liegt er ja
irgendwo da zwischen den Steinen!“ Sie zeigte auf die Klippen. „Wir müssen ihn
suchen!“
    „Aber –“
    „Komm endlich!“
    „Wohin denn, verdammt!“
    Irgendwie sah dieses Desaster mit den zerworfenen
Einmachgläsern nicht nach einem Überfall aus, fand James. Eher nach einem
kindischen Wutanfall.
    „Dorian? He, Dorian, bist du hier irgendwo?“, probierte
er es erst mal mit Rufen.
    Sie zuckten beide zusammen, als eine Möwe direkt neben
ihnen landete, einen matschigen roten Brocken vom Boden pickte und wieder
aufflog.
    „Wir sehn am Strand nach!“, entschied Pix.
    Aber da hörten sie ein Geräusch, das vom Wagendach kam
– Scharren, Ächzen, schließlich ein Stöhnen.
    „Ich bin hier“, sagte Inglewings Stimme, und dann
tauchte auch eine rote Haarmatte oben über dem Dachrand auf.
    „Na wie schön – wir dachten schon, du wärst … was ist
denn hier passiert?“
    „Nichts. Alles in Ordnung. Haut einfach ab.“ Das rote
Gestrüpp verschwand wieder, und sie hörten ein Krachen. Okay, dachte James.
Hauen wir ab.
    „ Abhauen ?“, kreischte Pix. „Bist du bescheuert
oder was? Wir stehn hier und machen uns voll die Sorgen, weil dein Wagen
aussieht wie die Scheiß-Titanic, und du sagst, wir sollen abhauen?! Tickst du
noch richtig? Was ist los? Komm runter, Mann! Wie dicht bist du eigentlich?!
Jemand hat deine Bude verwüstet! Hast du das nicht mitgekriegt?!“
    „Pix!“, versuchte James sie zu bremsen. Ihm war inzwischen
ziemlich klar, was hier abgelaufen war, und am besten ließen sie den jetzt erst
mal in Ruhe.
    „Verwüstet? Quatsch. Ich hab ausgemistet. Und jetzt
würd ich gern noch ’ne Runde schlafen. Ist noch verdammt früh. Sikka darraku !“,
grunzte es von oben.
    Seine Stimme klang dumpf und pelzig, als hätte er die
Nacht durchgesoffen. Mann. Ein wandelndes Klischee. War er auch so
melodramatisch gewesen, als Karen ihn sitzengelassen hatte vor – vor nunmehr
sechs Wochen? (Sechs Wochen?? Konnte das stimmen?)
    Nein, war er nicht. Er hatte nicht getrunken, das war
ihm nicht mal in den Sinn gekommen.

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