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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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schon die ganze Zeit gierig in seinen Essnapf herüberschielte, und zog sein
Heft hervor, um sich noch ein paar Notizen zum heutigen Reiseabschnitt zu
machen. Damit hatte er wieder angefangen, seit er die Landkarten gesehen hatte,
die in den Poststationen der Tyggen aushingen. Sie zeigten überwiegend wegloses
Grün.
     
    2.
    Am nächsten Tag ließen sie den Fluss hinter sich und bogen
ab in das, was die Leute schlicht den „Tiefwald“ nannten. Für James hatte diese
Bezeichnung einen ähnlich beunruhigenden Beiklang wie etwa Tiefsee. Hatten die
Montagus überhaupt eine Karte?
    „Klar, der Chef hat jede Menge!“, beantwortete Juniper
das sorglos. „ Eine hat er“, stellte Haminta richtig. „Und die ist von
der Präfektur in Aube genehmigt. In Maikonnen ist es nämlich verboten, eigene
Karten herzustellen. Wenn du mit einer nicht genehmigten Karte hier erwischt
wirst, bist du dran.“ „Oh ja, die Wald-Nevvencaer – vor denen muss man sich in
Acht nehmen“, nickte Stanwell.
    Die Montagus nahmen jedes Jahr diese Route, das hatte
James schon gehört, denn der Akbarnen und mit ihm der Tyggen-Weg machten von
Tygge Raun an bis kurz vor Aube einen weiten Bogen nach Westen, sodass die
Reise durch den Tiefwald kürzer war. In diesem Jahr war allerdings keiner
begeistert bei der Aussicht, denn in den Tyggen gingen Gerüchte um, wonach
Grüppchen von versprengten Wüsten Rotten im Wald marodierten. So war ein Waldweiler
weit im Osten angeblich von ihnen überfallen und ausgeplündert worden; alle
Bewohner sollten getötet und aufgefressen worden sein.
    „Ich habe vorgesorgt!“, unterbrach der Chef, der wohl
der Ansicht war, dass er das unruhige Gerede in seiner Truppe lang genug mit
angehört hatte. „John und Lowell, ihr tragt ab jetzt die Musketen, die ich in
Gassa gekauft habe. Stanwell und Firn, ihr habt jetzt immer den Bogen
griffbereit, auch auf dem Galiziak! Ja, Firn, auch deine Messer und Sissiks!
Wobei weiterhin der Grundsatz gilt: Verteidigung, kein Angriff! Sieh zu, dass
du dir das diesmal merkst, Firn Marrin! So, und im Übrigen haben wir noch
keinen getroffen, der hier wirklich schon einen von den Rotten gesehen hat. Los
jetzt. Wir wollen heute Abend im Gaubel Panlukantes sein!“
    Nach den ersten Stunden im Wald fragte sich James, an
welchen Wegemarken John, der als Führer vorausging, sich eigentlich orientierte.
Er selbst konnte hier beim besten Willen keine Anhaltspunkte entdecken.
    „Er liest Gaubler-Tiffel“, erklärte Firn. „Außerdem
kennt er den Weg eben schon lange.“
    Welchen Weg?, dachte James. Soweit er sehen konnte,
fuhren sie seit Stunden querfeldein; es war ein Wunder, dass sie noch nirgends
steckengeblieben waren. Aber abends erreichten sie wie geplant einen Waldweiler.
Diese kleinen Siedlungen mitten im Wald wurden Gaubel genannt. Ihre Bewohner
waren ein ganz eigener Menschenschlag. Englisch sprachen sie unsicher und mit
einem seltsamen Akzent; untereinander redeten sie in einer Sprache, die er
nicht einordnen konnte. Ihre kleinen Kinder liefen nackt herum, die
schweigsamen Frauen hingegen trugen hochgeschlossene, langärmelige Kleider und
versteckten ihr Haar unter Tüchern. Die Männer hatten mit ihren langen Bärten
und dem würdevollem Auftreten etwas Alttestamentarisches, fand James. Als sie
das Drachenemblem an seinem Hut sahen, gerieten sie allerdings ganz aus dem
Häuschen. Mikuntessla und Bortikan waren hier eindeutig mehr als eine Legende,
und ihn hielten die Gaubler für einen großen Heiler, der seine Weisheit direkt
von den beiden bezogen hatte. Sie behandelten ihn mit mehr Ehrerbietung als den
Chef, und er war nur erleichtert, dass die Bewohner von Gaubel Panlukantes zu
gesund waren, um seine Heilkünste auf die Probe zu stellen. Eine Vorstellung
gab der Stern hier übrigens auch – aber ohne Seiltanz und Flöte, denn
Haminta durfte nicht mitmachen. Frauen als Artisten, das widersprach dem
Schicklichkeitsempfinden der Gaubler, erklärte Horgest, wenn auch in seinen
eigenen Worten.
    Geld nahmen sie nicht ein, vielleicht hatten die
Gaubler gar keins. Sie hielten wollige Ziegen und die kleinen Krandie-Vögel und
bauten ein bisschen Gemüse an. Als Bezahlung für die Vorstellung bekamen die
Montagus ein üppiges Abendessen sowie Wolle und ein paar Bahnen eines dicken,
filzartigen Stoffs, aus dem Aruza und Taizia Wintersachen für die Kinder machen
wollten. Am nächsten Morgen versorgten die Leute sie noch mit Brotfladen aus
Bucheckernmehl, eingelegten Krandie-Eiern und

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