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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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einem joghurtähnlichen Zeug, das
allerdings ungenießbar war, zumindest für die drei Fremden unter den Montagus.
Der Geruch vergorener Ziegenmilch drehte ihnen den Magen um. Nicht einmal
Carmino brachte das herunter, obwohl er sich der Truppe inzwischen bis zur
Ununterscheidbarkeit angepasst hatte.
    Aber auch so konnte man über das Nahrungsangebot im
Wald nicht klagen. Die Frauen sammelten tagsüber auf dem Marsch alles
Verwertbare – Pilze, Beeren, wilde Äpfel und Holzbirnen, einmal sogar Quitten. Firn
sah eine sportliche Herausforderung darin, in den Bächen Fische mit dem Messer
zu erwischen, und war – wen wunderte es noch – darin genauso erfolgreich wie in
den meisten anderen Disziplinen. In diesen Bächen gab es auch massenhaft
winzige Garnelen, die man mit dünnen Tüchern aus dem Wasser filterte und als
Suppeneinlage aß. Auf Hirsch- und Wildschweinbraten mussten sie allerdings
verzichten. „Die Nevvencaer buchtet jeden ein, den sie mit einem erlegten Vieh
erwischt“, erklärte Stanwell, als Carmino bei einer Rast danach fragte. „So
hat’s letztes Jahr ja auch Eske erwischt!“
    „Außer du bist ein Jäger mit Genehmigung aus Aube“,
fügte Firn hinzu.
    „Die Nevvencaer – waren das nicht die, die wir in
Orolo getroffen haben? Diese Rittergarde?“, erkundigte sich James unbehaglich.
    „Genau die.“ Stanwell wich seinem Blick aus. Also
hatte er den Tag, der ihnen außer der Begegnung mit der Rittergarde auch drei
Schrumpfköpfe in Misteln eingebracht hatte, noch nicht vergessen. „Nur, dass
die Waldgarde von denen graubraune Uniformen trägt.“
    „Wen stört’s – solang es genug Kaninchen gibt –“,
meinte Firn, der in den armen kleinen Biestern eine weitere Erfindung zu seinem
Jagdvergnügen sah. Er meinte außerdem, dass die Kaninchenjagd auch für James
eine gute Übung sein würde. Eine Ansicht, die James nicht teilte. Lieber warf
er weiter auf die Scheibe und neuerdings auch auf den bewegten Schild, und wenn
Firn an die praktische Anwendung dieser Übungen gehen wollte, schützte er
dringende Hakemi-Pflichten vor.
    An den Bachufern wuchs Kaus-Moos, das Bin-Addali gegen
Fieber und Entzündungen empfahl, und er sammelte davon so viel ihm vertretbar
erschien. Und weil sie mit jedem Tag Aube ein Stück näherkamen, quälte er sich außerdem
mit der Frage herum, wie er seinen Auftrag dort erledigen sollte. Auf keinen
Fall wollte er das Pferd bei lebendigem Leib in seinem Stall verbrennen lassen.
Wenn es keinen anderen Ausweg gab, dann musste er es vorher mit Gift töten.
Bin-Addali hatte ihn auf eine Spur gebracht mit dem Vermerk zu einem
unscheinbaren bräunlichen Pilz namens Totentrommel: Eine Handvoll davon reiche
aus, um selbst ein Pferd in tiefe Bewusstlosigkeit zu versetzen. Nach diesem
Pilz hielt er jetzt Ausschau – bisher vergeblich.
    Abends probten sie weiter Warric von Strath und
verkrochen sich danach tief in die Wagen und Decken, denn die Nächte wurden
schon kalt, und niemand riss sich um die Nachtwachen. Bären und Wölfe hielten
sich in dieser Jahreszeit zwar weitgehend fern von Menschen, aber keiner hatte
die Wüsten Rotten vergessen.
    Krai und die Küste schienen schon weit hinter ihnen zu
liegen. Als sie den siebten, achten Tag unterwegs waren, hatten die meisten von
ihnen wieder zu einer Form der Normalität zurückgefunden, in der jetzt eben
einer fehlte.
     
    3.
    Pix war still, als sie durch die Tyggen zogen, und sie
blieb auch still, als sie täglich weiter in den Tiefwald hineinkrochen. Es war
ein bisschen so, als ob sie die ganze Zeit einen vollen Wassereimer tragen
müsste, nur dass es ihr jetzt selbst wichtig war, nichts vom Inhalt zu
verschütten.
    Nie zuvor hatte sie das Bedürfnis gehabt, jemanden zu
trösten. Aber wenn sie jetzt an Halfast dachte, dann wollte sie ihm so sehr
einen Platz geben, an dem er Ruhe und Trost finden konnte. Damit er nicht
verloren war. Damit er nicht vergessen war da draußen auf dem Meer. Es war zu
schlimm, um daran zu denken. Asche und Knochenstückchen, verstreut irgendwo auf
dem Wasser: Das war von ihm geblieben. So was konnte man doch nicht ertragen.
    Deshalb barg sie ihn in ihren Gedanken wie in einem
Nest. Sie beugte sich nach innen, um dieses Nest herum, und hielt es fest, um
es gegen alles, was seinen Frieden hätte stören können, zu beschützen. Sein
Haarband hatte sie sich ums Handgelenk gebunden und so fest verknotet, dass es bestimmt
nie mehr aufging. Nur so war es zu ertragen.
    Diese Aufgabe beschäftigte sie

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