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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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weder Schlamm noch Pfützen entstanden, aber die
Feuchtigkeit war wie eine Wolke, die sich zwischen den Stämmen verfangen hatte.
Um die Mittagszeit wurde es ungemütlich, und gegen Abend hingen die Sachen
schwer und kalt an ihnen. de Braose schien es nicht zu stören. Er war seit
Stunden konzentriert auf einer Spur, von der Kate nicht mehr sah als
gelegentliche tiefe Kratzer an Baumstämmen. Sie solle sich leise verhalten,
hatte er gesagt. Jetzt wurde es dämmrig, und gerade wollte sie fragen, ob es
nicht langsam mal Zeit für die Rast war – sie hatten mittags nicht angehalten,
und sie war hungrig und erschöpft – als ein ungewöhnlicher Laut aus einiger
Entfernung vor ihnen ertönte. de Braose blieb sofort stehen. Es war ein
klagender, heiserer Schrei, fast wie von einem großen Vogel, aber nicht ganz.
Noch einmal, dann folgten schrille, schnelle Stakkatoschreie aus vielen Kehlen.
Sie versuchte, mit den Augen die Dämmerung zu durchdringen, obwohl sie nicht
sicher war, dass sie wissen wollte, was oder wer sich dort befand.
    „Sie lagern“, sagte er leise. „Das ist endlich meine
Chance. Du bleibst hier. Versteck dich tief im Unterholz und beweg dich nicht
vom Fleck. Kein Feuer, bis ich zurück bin und Genaueres weiß.“
    „Und du?“
    „Ich will mit ihnen sprechen.“
    „Dann sind es – Rotten?“
    „Ein kleiner Verband. Nicht mehr als zehn oder zwölf.“
    Als wenn das eine Beruhigung gewesen wäre! Sie hatte
genug von dem Überfall gehört, dem die Montagus nur gerade eben entkommen waren.
    „Angeblich sind sie hier als Pilger unterwegs. Wenn
man sie nicht reizt, beachten sie andere gar nicht.“
    „Wenn sie dich umbringen, wie finde ich dann aus dem
Wald?“
    „Überhaupt nicht. Wenn sie mich umbringen, werden sie
dich auch finden und töten. Und jetzt komm – diese Pakka-Büsche da drüben sind
ein gutes Versteck. Da musst du nicht mal Angst vor Schlangen haben, weil sie
die Beeren meiden.“
    Er kroch tief in das mit violetten Beerenbüscheln
besetzte Gesträuch hinein, bis er eine Stelle fand, die Platz für ein kleines
Lager bot. Dort stopfte er ihre Ausrüstung hinein und winkte ihr ungeduldig.
    „Jetzt du. Mach! Ich will los, bevor es ganz dunkel
ist!“
    „Aber –“
    „Rein mit dir, Kate. Ich komme zurück. Hier, zieh die
Decke um dich.“
    „Bist du bewaffnet?“
    Er zog die Zweige über ihr zurecht, bis sie darunter
wie in einer Höhle kauerte. Ihre Frage beantwortete er nicht. Sie wusste, dass
er außer dem Messer im Gürtel auch eins im Stiefelschaft und eine Pistole in
seinem Rucksack hatte.
    „Wie lange wird es dauern?“
    „Ich will ein paar Fragen stellen. Vielleicht laden
sie mich zum Abendessen ein. Ich hoffe, sie tun es nicht. Bis später.“
    Im dünnen Nebel zwischen den Bäumen war er schnell
verschwunden. Sie wartete fünf Minuten, dann arbeitete sie sich wieder aus dem
Gesträuch hervor. Sie konnte einfach nicht hier hocken bleiben und warten.
Unruhe und Neugier waren stärker als die Angst. Sie schlug die Richtung ein, in
die er gegangen war, und hielt dann auf die Geräusche zu, die wie ein düsterer
Pulsschlag den Wald erfüllten, bis sie Feuerschein zwischen den Stämmen sehen
konnte. Dann duckte sie sich tief ins Unterholz und arbeitete sich halben Meter
für halben Meter voran.
    Sie hatte Glück. Der Rottentrupp lagerte in einem
Eichenwäldchen aus riesigen Stämmen, und hinter einem von diesen fand sie einen
Platz, von dem aus sie vorsichtig in das Lager hineinsehen konnte. Ein großes,
qualmendes Feuer aus feuchten Zweigen brannte dort, und seine Flammen
beleuchteten eine verstörende Szene. Menschen wie diese hatte sie noch nie
gesehen, außer vielleicht in Filmen oder auf Heavy Metal-Postern. Sie konnte
sie riechen, der Geruch von ungewaschenen Körpern, altem Fett, Moder und
Verwesung schwebte mit dem Qualm um das Lager. de Braose – der ein großer und
breitschultriger Mann war – stand beim Feuer und sprach mit einem Mann, der ihn
selbst in seiner gebeugten Haltung noch überragte und neben ihm wie ein Troll
wirkte. Eine hohe Mütze oder Krone, die mit einer runden, metallisch glänzenden
Scheibe geschmückt war, ließ ihn noch größer erscheinen. Er trug eine Hose aus
Fell, und über seiner nackten Brust kreuzten sich zwei breite Gurte mit
mumifizierten Tierköpfen. Wie eine Nachäffung wirkte der dürre, kleinere Kerl,
der die ganze Zeit um die beiden herumzappelte: Als der Feuerschein auf ihn
fiel, erkannte Kate, dass er als einzige Bekleidung

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