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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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anderen sie sehen
könnten – die saßen einen Steinwurf entfernt auf einem Stapel frisch gefällter
Baumstämme und aßen. Die Show hier war denen ziemlich egal. Für die Kinder, die
hier bei ihnen aufgereiht auf schon entrindeten Baumstämmen hockten und darauf
warteten, dass sie auch an die Reihe kamen, waren Nilkes Geschrei und Gezappel
allerdings gute Unterhaltung. Sie wandten keinen Blick von ihr. Sie waren alle
mit roten Flecken übersät und nach zwei Behandlungen von ihrer eigenen
Tapferkeit hinlänglich überzeugt.
    Vorgestern, zu der Zeit, als er selbst sein kleines
Rendezvous mit Aubrey Hilarius Pennebrygg gehabt hatte, hatten die Gören irgendwo
im Unterholz gespielt und waren alle jammernd und sich kratzend ins Lager zurückgekehrt.
Jakobe identifizierte den Verursacher als eine schwer nesselnde Pflanze namens
Grieschfackel und behandelte die roten Flecken mit kaltem Bratfett. Bin-Addali
empfahl gegen Nesselausschlag Nittichöl und geschabte Unkenwurz in einer
fetthaltigen Salbe. Nachdem James gestern im Laden von Gaubel Gillion
tatsächlich Unkenwurz entdeckt hatte, stellte er daraus, vermischt mit
Gilwisselsalbe und seinem selbst hergestellten Nittichöl, sein erstes eigenes
Heilmittel her. „Grässliche Verschwendung, nur wegen ein paar roten Flecken!“,
schnaubte Jakobe. „Und das Öl ist noch viel zu jung!“
    Sie hatten auch Horgest im Verdacht, mit dem Gebüsch
in Kontakt gekommen zu sein, denn er kratzte sich ununterbrochen und seine
Hände waren von Flecken übersät, aber er reagierte nicht einmal auf James’
Frage. Seit Halfasts Tod war er in dumpfer Teilnahmslosigkeit versunken und
hielt sich meistens abseits.
    „Was meinst du, was wir von deinem Vater zu hören
kriegen, wenn du hier das Wundfieber bekommst?“, fragte Jakobe.
    „Klar, dass ihr Angst vor meinen Leuten habt!“,
fauchte Nilke. „Wo der Hakemi doch an die rote Tür geklopft hat! Denkste, ich
wüsste nicht, dass du mit meinem Bruder geredet hast?“
    James zuckte die Schultern. Auch Jakobes aufglühenden
Blick ließ er an sich abprallen. „Kein so großes Geheimnis. Wir sind
Flüchtlinge, Carmino, Pix und ich. Wie dir jeder in der Truppe bestätigen kann.
Ist also nur vernünftig, wenn wir uns nach Hilfe umsehen.“
    So viel Offenheit ließ sie verstummen, und er konnte
endlich die Wunde behandeln. Er bedeckte sie mit einer Lage Kaus-Moos und band
dann vorsichtig ein langes Stoffstück darum herum. Das Kaus-Moos war eine tolle
Sache. Es schien Schmutz und Bakterien förmlich aufzusaugen, beschleunigte die
Heilung und wirkte außerdem auch noch schmerzlindernd.
    „Ah, das fühlt sich gut an“, seufzte auch Nilke.
    „Rühr das nicht an! Morgen wechsle ich dann den
Verband.“
    Nilke nickte gnädig und latschte dann in der
schwankenden Gangart davon, die sie offenbar für cool hielt. Die kleine Rula
nahm ihren Platz ein, und er musste den Hakemikasten wieder öffnen, um den Salbentopf
herauszunehmen. Er hoffte, dass Jakobe dabei keinen allzu genauen Blick auf den
Inhalt des Kastens geworfen hatte, denn er verwahrte darin jetzt einen prallen
Beutel mit Kapunn-Blättern sowie ein Glas, das er ganz mit dem abgeschabten,
rostfarbenen Kapunn-Pilz gefüllt hatte. Für alle Fälle. Eibennadeln!, dachte er
nicht zum ersten Mal. Ich hätte ein paar Eibenzweige von da mitnehmen sollen!
    Aber das hätte für ein Pferd sicher einen ähnlich
qualvollen Tod wie das Feuer bedeutet. Er würde es also mit dem Kapunn
versuchen, denn dem Totentrommel-Pilz war er immer noch nicht begegnet, und
allmählich drängte die Zeit.
    „Fang an, Hakemi!“, rief Rula ungeduldig. „An meinem
einen Bein sind schon fast keine roten Flecken mehr, guck!“
    Dann war die Kelverne, die er für die Unkenwurz
hingelegt hatte, wenigstens nicht verschwendet gewesen.
    Haminta hatte sich zu den gefleckten Kindern gesetzt
und lächelte ihm zu. Nachdem die Kleinen alle verarztet waren, ging er zu ihr
und nahm dankend den Napf mit Zemmes und Pilzen entgegen, den sie ihm
mitgebracht hatte. Es wurde Abend, die Lichtstrahlen, die zwischen den Bäumen einfielen,
färbten sich rötlich. Eichen und Buchen. Den Kapunn-Gürtel hatten sie gestern
hinter sich gelassen. Bald nach Gillion waren sie auf den ersten richtigen Weg
seit Tygge Raun gekommen – er kam ihnen breit wie eine Schneise vor, die Fahrt
heute war wie Urlaub gewesen. Aube war jetzt ganz nahe.
    Er raffte sich mit Anstrengung aus dem stumpfen
Zustand auf, in den er sich jetzt meistens zurückzog. „Kommt

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