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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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„Vergiss du den Brief nicht! Denk an Dorian!“
    Warte! Warte, geh nicht! Lass mich nicht allein! Noch
eine Nacht halt ich nicht durch! Bitte!
    Aber sie war schon weg.
    Dann lag sie da, und der Tag verrann, und sie wurde
wütend und verzweifelt. Sie wollte schlafen. Wollte nichts mehr wissen. Wollte
endlich verlöschen, wenn das nun mal das Ziel sein sollte! Wieso hatte der
dumme Hund sie nicht wenigstens richtig vergiftet, verdammt noch mal?!
Was war denn nur passiert? War das Zeug wieder aus ihr rausgesickert, bevor es
sie ganz töten konnte? Musste sie jetzt ewig so hier liegen, nur noch Augen und
Ohren und quälendes Bewusstsein? War das vielleicht schon die Ewigkeit?!
    Sie starrte hinauf in die weißen, unten abgeflachten
Wolken, die wie kleine Schiffe über das Graublau zogen. Die Schwalben sahen
davor wie schwarze Pfeile aus. Wo sie waren, da konnte der Akbarnen nicht weit
sein. Eine der Tyggen-Stationen, vielleicht sogar schon Aube, wo man eine
Brieftaube losschicken konnte. Sie musste einfach aufstehen – musste – musste –
    Übergangslos war der Himmel dann plötzlich rot, und es
mischte sich auch schon wieder drohendes Dunkel hinein. Die nächste Nacht stand
schon bereit. Nein. Nein. Sie konnte es nicht mehr ertragen. Nicht noch eine
Nacht. Vielleicht –
    Äste knackten, ganz in der Nähe. Laub raschelte, wie
unter Schritten. Ein Tier. Vielleicht brachte ja irgendein Vieh zu Ende, was
Galen de Braose vermurkst hatte! Aber Angst hatte sie trotzdem –
    „Es kann doch gar nicht mehr weit sein!“, sagte
eine ärgerliche Stimme.
    Ein Mensch! Und – sie hatte diese Stimme schon mal
gehört! Vielleicht nur wieder – ein Besucher aus ihrem Kopf?
    „Wir latschen doch jetzt schon seit drei Tagen hier
rum! Kashadiu , irgendwann müssen wir einfach auf die Straße
stoßen!“
    So nah! Der musste doch fast neben ihr stehen! Sie
spannte ihren ganzen Willen an, um zu schreien.
    „Gütige Larenni! Da, sehen Sie das, Ska Haggerty? Da
liegt doch jemand! Da rechts, im Laub!“
    „ Sikka , Ska Hephaistou, ich sollte der
mit dem Säuferwahn sein, oder? Ah sikka darrakia , wenn wir diese Straße
je wiederfinden, wenn wir jemals diesen verdammten Fluss wiederfinden und das
Schiff – ich schwör’s, ich rühr nie mehr eine Flasche –“
    „Ska Haggerty! Hör doch zu! Jetzt sieh doch mal dahin,
Woodric! Lass endlich dieses Geflenne und mach deine Augen auf! Da liegt
jemand!“
    Das Geraschel und Geknacke näherte sich und kam dann
neben ihr zum Stillstand. Vor dem nachglühenden Himmel erschien ein Gesicht,
das sie kannte, wenn sie auch nicht darauf kam, woher. Runde, besorgte schwarze
Augen blickten genau in die ihren.
    „Das gibt’s doch nicht! Das ist doch dieses Peregrini-Mädchen!
Vom Stern von Montagu , erinnerst du dich? Larenni, und sie sieht aus,
als ob – ist sie – ist sie etwa tot, Hephaistou?“
    Als der andere Mann sie am Arm fasste, schrie Kate vor
Schmerz, obwohl man es nicht hören konnte. Es war, als zerberste eine
Glasscheibe um sie herum, in der sie irgendwie festgesteckt hatte.
    „Sie lebt noch … da, ihre Augen bewegen sich! Aber ich
fürchte –“
    „Jetzt weiß ich’s wieder! Kate ! So heißt sie!
Kate! Kannst du mich hören?“

12. Aubessian
     
    1.
    „Finger weg! Ich lass mich doch nicht von einem Mann
betatschen!“
    „Ganz ruhig, Nilke. Ein Hakemi ist kein Mann.“ Jakobe
hatte ein Schillern in den Augen. „Jedenfalls nicht in erster Linie. Außerdem
bin ich ja bei dir.“
    „Und warum sollte mich das beruhigen, hä? Ihr seid
doch beide –“
    James hatte genug von dem Theater. „Halt jetzt still! Ich
muss das auswaschen, und das wird wehtun. Aber wenn ich’s nicht mache, bist du erst
dein Bein und dann dein Leben los. Kannst dir also überlegen, wovor du mehr
Angst hast!“
    „Ich hab vor gar nichts Angst, kupadanni ! Ich
will nur nicht deine – ahhh! Das machst du doch mit Absicht! Was hast du
dadrauf geschüttet? Ohh, das brennt, das brennt , sikka darraku !
Mach es weg! Ich hasse dich!“
    James stellte die Quin-Flasche aus der Reichweite von
Nilkes Armen und Beinen und konzentrierte sich darauf, die breitflächige,
glücklicherweise nicht tiefe Wunde an Nilkes Knie vorsichtig abzutupfen. Sie
musste sie schon eine Weile haben, denn es hatte sich eine Menge Eiter
angesammelt.
    Jakobe und er hatten Nilke quasi auf der Flucht
gestellt und überwältigt. Im Wagen wollte sie sich auf keinen Fall behandeln
lassen, wer weiß warum. Hier draußen zeterte sie, weil alle

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