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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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in Ruhe. Dann bist du ’n Geschenk an ihre
Göttin.“
    Willst du schon wieder weg?, fragte Kate panisch und
erschöpft. Ich glaube – ich kann das nicht allein rausnehmen. Das ist irgendwo

    „Das Amulett ist in deiner Hosentasche. Direkt neben
deiner Hand. Du kommst locker dran.“
    Aber mein Arm bewegt sich einfach nicht!
    „Muss er aber! Du musst das unbedingt versuchen! Du
musst doch an Dorian schreiben, Mann, hast du das vergessen?“
    Dorian !,
wiederholte Kate, und es fühlte sich an, als hätte jemand einen Wasserkran in
ihr geöffnet. Es drang durch ihren ganzen Körper, strömte von innen in alle
Poren, überschwemmte ihre Kehle, flutete ihre Augen.
    Kannst du ihm nicht sagen, dass ich hier bin und Hilfe
brauche?
    „Der ist ziemlich sauer auf dich, ehrlich gesagt. Hat
jede Menge Sachen kaputtgeschlagen, als du weg warst. Hat den ganzen Tag
geheult. Auch noch unterwegs. Und ich dachte, Männer heulen nicht. Höchstens
mal im Film.“
    Dann ist er jetzt in Orchrai?
    „Jetzt ist er schon auf dem Weg nach Ligissila. Und du
musst ihm unbedingt schreiben, damit er James vor diesem Scheißkerl warnt!
Vergiss das bloß nicht!“ Sie stand auf, hängte ihre Tasche wieder um. „Also,
ich muss dann weiter.“
    Die Ferne, ja, ich weiß schon …
    Das Mädchen lächelte, ein seltsames, wissendes
Lächeln. Die Ferne lag noch vor ihr. „Nicht nur das. Morgen, morgen ist der Tag! Aber ich komm vielleicht mittags noch mal vorbei, um zu sehen, ob du es
geschafft hast!“
    Kate betrachtete die ganze Nacht über die
Wasserflasche mit dem hellblauen Etikett, die neben ihrem Arm auf dem Waldboden
stand. Sogar im Mondlicht konnte man die kleinen Kohlensäurebläschen darin
sehen. Sie kam fast um vor Durst. Gegen Morgen, als sich die ersten
Sonnenstrahlen in den Baumwipfeln fingen, erinnerte sie sich wieder und machte
einen verzweifelten Versuch, das Amulett aus der Hosentasche zu nehmen.
Irgendwann hatte sie die schwere, narbige Metallscheibe in der Hand und
umklammerte sie. Sie auf die Brust zu legen, das schaffte sie nicht, das war
unmöglich. Aber sie würde sie jedenfalls nicht mehr loslassen. Später schnitten
raue, heisere Stimmen durch ihr dämmerndes Bewusstsein. Selbst ihr Denken
erstarrte. Sie war wie eine verletzte Maus in der Falle, wenn die Katze
heranschleicht. Ihr Sichtfeld stand still. Alles stand still.
    Dann war das Mädchen auf einmal wieder da. Sie trug
ein graublaues Leinenkleid, unter dem die knochigen Beine plötzlich nicht mehr
unfertig aussahen, sondern wie ein fragendes Versprechen. Kate atmete wieder.
    Claire rastet aus, wenn sie rauskriegt, dass du ihr
Kleid genommen hast!
    „Das ist es wert“, fand das Mädchen und drehte sich
vor ihr – Gipfel des Absurden. „Ich seh toll darin aus. Viel besser als sie.“
    Was stimmte. Heute hatte sie ihr Haar aufgesteckt und
den Schmetterling an eine Seite geklippt. Sie war nicht mehr nur dreizehn. Ein
Versprechen für die Zukunft.
    „Aber mit dir sieht’s nicht so gut aus, glaub ich“,
sagte sie dann. „Wenn jemand vorbeikommt, musst du rufen. Sonst kriegst du das
nicht mehr hin.“
    Hast du eine Ahnung, wie ich zurückkomme?
    „Zurück? Es geht immer weiter geradeaus, das weißt du
doch.“ Das Mädchen grinste. „Dann kommt man doch angeblich irgendwann wieder da
an, wo man losgelaufen ist. Also, ich glaub das nicht. Die Ferne geht immer
weiter. Es kommt nie mehr der gleiche Ort wie der, an dem man schon mal war,
verstehst du?“
    Scheiße, verschon mich mit Philosophie! Ich sterbe hier! Ich will nicht sterben! Und ich will auch nicht, dass den anderen was
passiert!
    Auf einmal war das Gesicht des Mädchens ganz dicht
über ihr. Sekundenlang betrachteten die grauen Augen sie prüfend, nachdenklich.
    Hilf mir! ,
sagte Kate eindringlich. Hilf mir von hier weg!
    „Ich glaub, ich hab vorhin zwei Typen da auf dem Weg
gesehen, noch ein Stück weit weg. Nee, nicht die Kannibalen-Killer. Die da
sahen harmlos aus, nur ’n bisschen bescheuert. Ich schick die mal auf den Weg
zu dir.“
    Das wäre nett.
    „Und jetzt – jetzt ist es soweit.“ Sie sprang auf und
schüttelte Blätter und Moos von ihren Sachen. „Die Mittagspause ist gleich rum.
Dann übt er immer im Musikzimmer. Allein.“
    So toll wird das auch nicht – David zu verführen,
meine ich.
    „Aber mit Galen war’s die ganz große Nummer, was?“
    Außerdem ist er mit Paula Baserski zusammen.
    „Vergiss Paula. Vielleicht vergisst er sie auch.“ Noch
einmal beugte sie sich über sie.

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