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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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hatte.
    „Nett, dass du’s sagst. Ich komm bestimmt drauf
zurück. Nur im Moment – im Moment ist es einfacher so. Auf die Rambo-Tour.“ Er
überlegte, dann sagte er: „Wenn ich drüber rede, verlässt mich vielleicht der
Mut.“
    „Okay. Aber eins kannst du ja sagen. Glaubst du, es
gibt überhaupt eine Chance für uns?“
    Er entschied sich für die Wahrheit. „Ehrlich gesagt,
ich versuche, nicht drüber nachzudenken.“
    „Okay“, sagte sie noch einmal. Dann stand sie auf und
sprang ab.
    Carmino sah ihr irritiert nach. „Kam’s nur mir so vor,
oder war die jetzt fast menschlich?“
    „Für die ist das hier bestimmt noch blöder als für
uns.“
    „Ich weiß schon – kein MP3-Player, kein Handy, keine
fetten Pizzas –“
    „Lassen wir sie einfach mal in Frieden.“
    Eine lange Weile ging es dann immer nur geradeaus
zwischen den Feldern hindurch. Kartoffeln bauten die hier an, und jede Menge
Kohl. Dazwischen lagen abgeerntete Äcker, auf denen die Stoppeln schon wieder
untergepflügt waren. Immer wieder rahmten dichte Hecken den Weg ein, und James
musste die Erinnerungen abwehren, die der Minzegeruch wachrief.
    „Da, jetzt seh ich es auch! Da ist die Stadt!“
    James reckte den Hals, um an dem Wagen vor ihnen
vorbeizusehen. Da war sie tatsächlich: Eine Silhouette von Türmen und Giebeln.
Fenster, die im Sonnenlicht aufblitzten.
    „Und da spielen wir heute Abend! Vor einem – vor so
’ner Art König! Und dieser Typ da von Aube, der ist auch fast so was wie ein
König! Und wir wohnen auf dem Palastgelände! Das ist doch voll cool! Hast du so
was schon mal gemacht?“
    James verneinte. Tief in seinem Bauch erwachte die
Spannung und griff in schwingenden Kreisen um sich. Da vorne in der flimmernden
Ferne warteten lauter Premieren auf ihn. Nicht nur salkurnische Majestäten, vor
denen er Theater spielen musste, obwohl ihm das im Moment schon übel genug
erschien. In dieser Stadt sollte er auch noch sein Debüt als Attentäter geben.
Höchste Zeit, aus diesem Beklopptentrip endlich auszusteigen!
    Aber die Wagen rollten unaufhaltsam weiter auf die
Stadt zu, vom Feldweg auf eine breitere Straße voller Eselskarren, Heuwagen und
Reiter. Und nach und nach gerann der flimmernde Geist der Stadt zu festen
Formen und ließ immer mehr Einzelheiten erkennen. Über den sanften Hang am Rand
der Ebene hin erstreckten sich die Häuser und Straßen von Aube bis weit in die
grüne Ebene und über den Akbarnen hinaus, der hier breit und gemächlich
vorbeifloss. Der Hafen war der Stadt vorgelagert, weiter nördlich kamen zwei
große Brücken in Sicht. Die Kinder warteten die ganze Zeit darauf, dass sich einer
der großen Nord-Süd-Dampfer zeigte, für die der Hafen Tygg Radasse die
Endstation war, aber es waren nur Flöße aus Holzstämmen auf dem Wasser zu sehen
– gut möglich, dass sie von denselben Waldarbeitern auf den Weg geschickt
worden waren, mit denen sie gestern gegessen hatten. Sie kamen durch saubere
Dörfchen, die rings um die mit Zinnen besetzte Stadtmauer gewachsen waren, und
dann tauchte jenseits der rötlichbraunen Türme und Giebel auch die wuchtige
graue Masse eines Schlosses auf. Es stand auf einem Hügel am äußersten
Nordostrand der Stadt, und hinter ihm erhob sich steil eine schroffe Felswand,
an die sich oben schon wieder der Wald herantastete.
    James stellte fest, dass er auf irgendetwas wartete –
dann wurde ihm bewusst, dass es Halfasts Erklärungen waren. Halfast hätte ihnen
jetzt eine Menge über diese Stadt erzählt. Irgendwer hätte sich über seine
Gelehrtheit lustig gemacht. Aber zugehört hätten sie ihm alle.
    Auf einem Hügel stockten die Wagen plötzlich. Carmino
ließ sich mit einem Seufzer auf der Bank zurückfallen, dankbar für die Pause.
Netterweise befanden sie sich im Schatten eines großen Walnussbaums, neben dem
letzten Gartenzaun des Dorfes. Es dauerte nicht lange, bis dort zwischen
Kapuzinerkresse und Rosen mehrere Kinder auftauchten und sie anstarrten.
    „He, ihr da, Peregrini!“, rief eine Frau, die die
Blätter unter dem Baum aufkehrte und dabei Nüsse in einen Korb sammelte. „Hier
könnt ihr nicht bleiben!“
    „Geht bestimmt gleich weiter“, erwiderte James
friedlich.
    „Das glaub ich kaum! Wenn ihr in die Stadt wollt, habt
ihr Pech! Die lassen heut gar keinen rein! Peregrini sowieso nicht, aber alle
anderen müssen auch warten! Guckt doch hin, da unten stehn sie alle und kommen
nicht voran! Sogar die Kutschen!“
    Juniper, der weiter vorne abgestiegen war

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