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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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– als geilen Alten – äh, als alternden Lüstling –
ja, das war’s! – als alternden Lüstling!“ Carmino prustete. „Hast du mal dem
seine Beine gesehen? Knochendürr, Mann! Aber er sagt: Ich trag ’ne schwarze
Perücke, meine Güte, und dann schminkt ihr mir eben die Falten weg, meine Güte,
man muss auch mal improvisieren können, diese einfallslosen jungen Leute
heute!“
    „Und – hat er die Rolle gekriegt?“
    „Quatsch. Stanwell muss ran! Haste nicht gesehen?
Seine Frau übt doch schon die ganze Zeit mit ihm, beim Kutschieren. Weil er als
Einziger noch so annähernd dunkle Haare hat, meint der Chef, und vom Alter her
passt, und man seine eigentliche Rolle kürzen kann.“
    Das erklärte, warum auch John heute einen Galiziak
übernehmen musste. Und Firn lag im Gilwissler und ließ sich kutschieren, dieser
Schwachkopf. Rücksichtslos. Hirnlos. Was der wohl in Aube verbrochen hatte …
das war dann wohl auch die Erklärung dafür, dass er so einen Tick mit dieser
Stadt hatte: Verfolgungswahn.
    „Hast du ja Glück gehabt, dass du zu jung bist“,
meinte er zu Carmino, der immerhin wirklich schwarzes Haar hatte und noch am
ehesten einem Kalifensohn glich – allerdings einem allzu minderjährigen.
    „Ha ha.“
    Und dann auf einmal, sie hatten eine Weile gar nicht
auf die Umgebung geachtet, wurde es heller um sie herum, und als sie aufsahen,
zockelte Jujunas Wagen vor ihnen hinaus in lichte, grünblaue Weite. Die letzten
Birken und Kiefern blieben hinter ihnen zurück, und vor ihnen breitete sich ein
welliges, sattgrünes Land aus. Irgendwer vorne produzierte so etwas wie einen
quäkenden Tusch. Nach all der blättergedämpften Dämmerung überrollte sie der
strahlende Sonnenschein nun geradezu. Felder, Weiden mit Kühen und Pferden,
Heckenwege, Dörfer und einzelne Höfe, dazwischen dunkle Wäldchen und
baumgesäumte Wasserläufe. In der Ferne zur Linken ein glitzerndes Band, das in
einem weiten Bogen näherkam: das musste der Akbarnen sein. Der Wald lag hinter
ihnen wie ein breiter, dunkler Pelz. Auf den Hügeln rechts von ihnen erstreckte
er sich nordostwärts bis zum Horizont.
    „Oh Mann, wir sind wieder zuhause!“, rief Carmino ganz
hingerissen.
    James sah ihn strafend an.
    „Na ja, sieht doch so aus, oder? Wie in Oxfordshire,
da wohnt mein Großvater.“
    Carmino hatte ja Recht: Das war so vertraut, dass es
beinahe wehtat. Und nicht nur, weil es an zuhause erinnerte. Er kannte diese
Gegend auch aus seinen Träumen. Auf diesen Pfaden dort zwischen den grasigen Hügeln
war er hinter Turlington hergerannt, als er sechs Jahre alt war … und die
Ebene, das war die weite, sanft geschwungene grüne Schüssel, über die er im
Traum dahingeflogen war wie ein Blatt – ein Blatt, das dann immer irgendwo zwischen
Aubeliondhecken landete.
    Als er wieder nach vorne sah, stand Firn am Wegrand
und genoss die Aussicht. Und es sah nicht so aus, als hätte ihn der Ruf der
Natur nach draußen getrieben.
    „Verdammt, was machst du hier? Du solltest doch liegenbleiben!
Wenn der Chef dich sieht, dann musst du heute Abend spielen! Egal, wie’s dir
geht!“
    „Ich musste mal an die Luft. Außerdem ist es
langweilig dadrin.“
    „Langweilig! Mann, hau ab !“
    Da deckte man sein verdammt mieses Spiel, und der
jammerte rum, dass ihm langweilig war! So groß konnte seine Angst vor dem
Galgen in Aube dann wohl doch nicht sein!
    „Seht mal da, geradeaus“, sagte Firn mit einem seltsam
zynischen Lächeln. „Das da ist Aube.“
    „Alles, was ich seh, ist Frida Sterling auf zwölf
Uhr“, stöhnte Carmino, während Firn endlich dem Gilwisselwagen hinterherlief
und wieder darin verschwand. „Und es sieht ganz so aus, als wären wir es, denen
sie den Tag verderben will!“
    Pix hatte das bestimmt noch gehört, aber abschrecken
konnte sie so was natürlich nicht. „Macht mal Platz da oben! Ich will rauf –
ich will mit dir reden, James!“ Sie wartete gar keine Antwort ab, sondern zog
sich einfach am Gestänge herauf. Was sie vor ein paar Wochen jedenfalls noch
nicht gekonnt hätte. Oben angekommen, quetschte sie sich zwischen die beiden
Fahrer.
    „He! Hier ist kein Platz für dich!“, beschwerte sich
Carmino. „Und überhaupt, ist das nicht – äh, unziemlich oder so?“
    „Mir doch egal. Ich hab ja nicht vor, ein
Montagu zu werden!“
    James hatte Pix seit vielen Tagen nicht mehr wirklich
beachtet. Jetzt fiel ihm vor allem auf, dass sie ihr Haar anders trug. Nicht
mehr offen, sondern in einem mageren Zopf,

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