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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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ihr?“
    „Verdammt, nein!“, fuhr er auf. „ Nein . Mit Orla
hat das gar nichts zu tun. Ich gehöre einfach nicht hierher. Ich kann nicht
bleiben, wirklich nicht. Haminta, was soll ich sagen – es tut mir so leid –“
    Ihre Finger um die seinen lösten sich. „Ich geh jetzt
besser. Aber, James – du musst noch mal über das nachdenken, was du vorhast! Es
macht mir Angst, dass du weggehst. Angst um dich, meine ich.“
    Er nickte. Mann, er hatte selbst Angst davor.
    „Ich hätt nicht so reden sollen“, sagte sie. „Es – es
kam einfach so heraus –“
    „Du musst nach Edinnilor, in diese Schule. Versprich
mir, dass du dir das von niemandem ausreden lässt!“
    Sie küsste ihn, obwohl ihr klar sein musste, dass zumindest
Brogue ihnen zusah. „Das hatte ich Halfast auch schon versprochen.“ Ihre Lippen
schmeckten nach Tränen. Sie stand auf und stieg in ihren Wagen hinauf, zu ihrer
hustenden Mutter zurück.
    Jetzt hätte er sich am liebsten selbst mit irgendwem
geprügelt.
     
    2.
    Die Pilger wurden sie die nächsten zwei Tage nicht
los. Mit ihren monotonen Wechselgesängen trieben sie jeden, der in ihrer Nähe
marschierte, an den Rand des Wahnsinns. Der Chef setzte schließlich ihre eigene
Musik dagegen ein, zog mit dem Dudelsack voran und ließ sich von John auf der
Schlangentuba und Firn auf der großen Trommel begleiten – das half ein bisschen
und gab ihnen auch wieder ein Marschtempo. Aber es hatte auch was Groteskes,
denn jeden Tag schienen mehr Leute am Straßenrand liegenzubleiben. Der
Totentrasker überholte sie zweimal am Tag, und auch in der Truppe wandte man
unbehaglich den Blick von den Gestalten ab, die die Nevvencaers in diesen Wagen
hoben. Es fing an zu regnen und blieb zwei volle Tage dabei, bis auch das
letzte Kleidungsstück durchnässt und die Lagerplätze nur noch Schlammfelder
waren. Alles schnupfte und hustete, und abends warteten immer mehr Patienten auf
den Hakemi. Auch der Stern blieb nicht verschont. Raween, Hamintas
ehemals resolute, humorvolle Mutter, kränkelte schon, seit John wieder einigermaßen
auf den Beinen war. Jetzt zog sie sich ganz ins Fieber zurück, als könnte sie
so der Welt entkommen, in der sie zwei Söhne verloren hatte. Der überfüllte
Kalendio-Wagen war auch nicht gesundheitsfördernd. Während Piro Schnupfen und
Husten schon hinter sich gebracht hatte und wieder voller Energie herumturnte,
wurden Nella, Rula und Allem ernsthaft krank. James und Jakobe verbrachten
mehrere Tage und Nächte damit, die total verschleimten Kinder durch einen schweren
Fieberschub zu bringen. Nur zähneknirschend arbeiteten sie zusammen, obwohl er
ihre überlegenen Heilkräuterkenntnisse respektierte und nur gegen Behandlungen
einschritt, die nach seinem Wissen schädlich gewesen wären.
    In dieser Zeit spürte er erstmals deutlich, dass nicht
nur Jakobe Vorbehalte ihm gegenüber hatte, sondern dass auch Aruza und Lowell
Abstand hielten. Um an Nellas Krankenbett gelassen zu werden, musste er seine
ganze Autorität einsetzen. Als sie einsahen, dass er seine Sache verstand,
ließen sie ihn zwar machen und befolgten auch, was er ihnen sagte, aber da war
eine Distanz in ihren Blicken, die ihm vorher nie aufgefallen war. Teilten sie
Jakobes Ansicht, dass er die Krankheiten der Flüchtlinge in die Truppe
hereingetragen hatte? Vielleicht argwöhnte Aruza auch, dass er ihre
Erleichterung, die Sorge um den schwierigen Sandrou los zu sein, bemerkte und
missbilligte? Oder ging es um seine Beziehung zu Haminta? Als wenn er sich
nicht schon Mühe genug gegeben hätten, sich von ihr fernzuhalten!
    Nach dem Abend, an dem sie ihn gebeten hatte zu
bleiben, zog er sich immer mehr von der Truppe zurück und konzentrierte sich
ganz auf die Kranken. Die Zahl der Hustenden und Fiebernden hatte die der
Hungerwurm-Patienten jetzt überrundet. Manchmal musste er an das denken, was
der Hakemi des Inglewing-Guts über die gefürchtete Bendewikke gesagt hatte:
dass diese Krankheitsdämonin ihnen diesmal auch ein ganz anderes Gesicht zeigen
könnte. Vielleicht, dachte James zynisch, überrascht sie ihre Leute diesmal ja
mit einer Grippeepidemie.
    Es gab auch weniger dramatische Probleme, die gelöst
werden mussten. Stanwells intensives Eheleben zeigte Folgen. Erst war es nur
eins von den Flüstergerüchten unter den Frauen, die man immer irgendwie
aufschnappte. Dann wurde es für jeden jämmerlich offensichtlich, denn Gahann
übergab sich ständig und sah so elend aus, wie man überhaupt nur

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