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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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zurück. Nur noch
einen Moment! Nur noch einmal Sonne tanken! Er brauchte einfach noch ein paar
Atemzüge frische Luft.
    Das Meer klatschte nur wenige Meter vor ihnen gegen
die Felsbrocken, der Wind fegte ihm feinen Gischtnebel ins Gesicht. Das
Sonnenlicht war gerade so strahlend hell, dass man kaum die Augen aufbehalten
konnte. Und er wollte da nicht rein! Gahom – das war die Unterwelt, und
hinunterzugehen war wie lebendig begraben zu werden. Er ist noch dort, dachte
er fröstelnd. Ich bin immer dort geblieben. Ich hab die Große Weiße nie mehr
gesehen!
    Er stellte fest, dass er Licht, Luft und Farben in
sich aufsaugte, als sollte er sich für immer davon verabschieden. Davon und vom
Grün der Tangmatten und des Grases, dessen lange Büschel über ihnen im Wind
flatterten. Neben ihm wuchs sogar ein Birkenschössling aus einer Felsspalte,
dünn und keine zwei Meter hoch, aber noch mit ein paar grünen Blättern daran.
Das Wasser gurgelte zwischen dem Geröll, lief schäumend und zischend zurück.
Jenseits der Felsblöcke, zwischen denen jetzt zwei Wasserseide-Arbeiter
umhergingen, war nur noch das offene Meer. Alles verschwamm zu einem blendend
hellen, brausenden Getose. Wenn ich nur hierbleiben könnte! Hier, an dieser
Stelle!
    „He, James! Wie finden wir uns dadrin denn nun
zurecht, weißt du das? Wo müssen wir hin?“
    Das war genau die Frage, die ihn beunruhigte. Der
Schlund der Bo-Grasta befand sich irgendwo zwischen dem Kumatinli und dem ins
Wasser ragenden Felsrücken dort drüben, hatte Miryadin gesagt, und der Typ im
Skalda-Laden heute Morgen hatte das bestätigt. Aber für alles Weitere würde er
sich wieder auf den Wahn einlassen müssen. Das war das Problem. Ohne die alten
Erinnerungen würde er den Weg nicht finden.
    Er atmete viel zu schnell und spürte, wie sich große
Schweißtropfen auf seiner Stirn sammelten, obwohl ihm eiskalt war. Kopf nach
unten!, befahl er sich selbst und beugte sich vor, damit das Blut zurück in
sein Hirn strömen konnte. Das sind nur die Nachwehen von diesem Scheißinfekt!
    Mit zitternden Händen fummelte er dann die Kruke von
seinem Rucksack und trank einen Schluck. Als eine Möwe kreischend an ihm
vorbeischoss, hätte er den Wassersack beinahe fallen lassen.
    Ich kann da nicht rein. Ich kann einfach nicht !
    „James? Was ist? Du bist ganz weiß im Gesicht!“
    „Ist nur Pilgerfarbe –“, sagte er, aber der Sarkasmus
war genauso schwach wie seine Stimme. Am liebsten hätte er sich an das
Birkenstämmchen geklammert und nicht mehr losgelassen.
    Jetzt reicht es! Geh jetzt , Arschloch!
    Er holte noch einmal tief Luft. Dann folgte er
Carmino, der schon zwischen den Matten verschwunden war.

19. Hinter der Maske
     
    1.
    Ein paar Meter weit reichte noch das grünlich
gefilterte Tageslicht, das durch die Tangmatten hereindrang. Dann führte der
Weg unvermittelt steil nach unten, über Kerben, die in den Fels gehauen und
eher Leitersprossen als Stufen waren. Er zählte vierundneunzig Stück. Als er
endlich unten stand, zitterten seine Beine.
    Pix plumpste neben ihn. „Und jetzt? Welche Richtung?
Wo müssen wir denn jetzt hin?“
    Es war nur ein Weg zu sehen, und der führte an ihrer
Einstiegswand vorbei. An den Wänden dort waren in unregelmäßigen Abständen
Kimberlämpchen befestigt, sodass man bis zur nächsten Wegbiegung sehen konnte. So
ein Ding hatte er selbst mit dabei: Eine Art fest verschlossenes
Marmeladenglas, gefüllt mit einer Flüssigkeit, in der ein kräftig leuchtender
Kimberbrocken schwamm. Diese Lampe – so groß wie seine Faust und bruchsicher,
wie ihm der Mann im Laden versichert hatte – befestigte er nun an seinem
Gürtel.
    „Also, was sagt denn dein Navi jetzt, hä?“
    Er ließ sich von Pix nicht aus der Ruhe bringen,
sondern schloss die Augen und orientierte sich. Sie mussten nach rechts. „Da
entlang. Richtung Norden.“
    „Und das weißt du genau? Wie sollen wir uns das
eigentlich vorstellen? Sagt er dir das? Ist es einfach wie eine
Erinnerung? Oder –“
    „Gesunder Menschenverstand, Pix! Wir müssen auf den
Bult zu, das ist dieser Felsrücken, der so weit ins Meer reinragt. Der liegt
nördlich vom Kumatinli. Wir haben doch gerade noch oben gestanden. Ich weiß, in
welcher Richtung der Bult liegt.“
    „Ich auch“, sagte Carmino.
    „Und warum sind wir dann nicht über diesen Scheiß-Bult
eingestiegen?! Dann hätten wir uns auch das Schiff sparen können!“
    „Weil mich der Typ im Laden eindringlich davor gewarnt
hat! Da gibt’s

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