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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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vergrößerten auch den
Schwarm, der täglich Inglewings Reparaturen belagerte. Der
selbstfahrende Wagen war für die Kinder (und nicht nur für die) immer noch eine
Attraktion. Und so hatte der Reparateur ständig Gäste, die ihn dazu antrieben,
so schnell wie möglich vorauszufahren. Was immer Firn da zwischen Kate und dem
mysteriösen Fremden vom Markt beobachtet zu haben glaubte – zwischen ihr und
Inglewing schien jedenfalls wieder alles in Ordnung zu sein, da war sich James
sicher. Warum sonst hätte er auch mit den Montagus weiterziehen sollen? Seit
sie hier an der Küste unterwegs waren, konnte man in ihm den unbekümmerten Typ
wiedererkennen, der sie damals auf der Straße nach Rhondaport aufgegabelt
hatte.
    Zwei Tage nach dem Apfelbaumdorf erreichten sie am
späten Nachmittag ein Dörfchen oben auf der Klippe, die hier lang und sacht und
grün zum Meer hin abfiel. Schon in der letzten Viertelstunde hatten sie
seltsame Laute gehört, die nach und nach als Tierlaute und schließlich als das
Brüllen einer Kuh erkennbar wurden. Dann entdeckten sie die hellbraune Kuh
selbst auf der Wiese. Sie musste dringend gemolken werden, aber niemand
reagierte auf ihr Gebrüll. Nach wenigen Minuten stellte sich heraus, warum: Das
Dorf, das die Montagus „Pörklingdorf“ nannten, war verlassen. Außer der Kuh
waren noch ein paar Schweine da, die vor den Wagen panisch in die
zertrampelten, matschigen Gässchen zwischen den Häusern zu flüchten versuchten.
Wo sich der Hauptweg um einen Brunnen herum zum Dorfplatz erweiterte, ließ der
Chef erst mal halten. Er schickte John, Lowell und Halfast los, damit sie sich
nach den Bewohnern umsahen.
    Die anderen betrachteten die leeren Fenster und
geschlossenen Türen der Häuser ringsum. Das Knirschen der Räder, das Knarzen
und Klirren vom Geschirr der Zugtiere war verstummt, und mit einem Mal
herrschte Stille. Nur den Wind hörte man, wie er um die Ecken der Häuser pfiff.
Eine Tür, die irgendwo in den Angeln schwang. Ein schrilles Schweinequieken.
Die Montagus sahen einander an.
    „Das Fieber? Ob die deshalb –?“ Brogue beendete den
Satz nicht.
    „Ich seh nichts, was darauf hindeutet. Keine Warnung.
Kein Rauch. Kein niedergebranntes Gebäude.“
    „Vielleicht hatten sie Angst vor der Dunkelheit“,
sagte Jakobe in bedeutungsschwerem Ton. „Dachten, sie könnten der Asche
entkommen, wenn sie fliehen.“
    Dazu sagte keiner etwas.
    Es sah gepflegt und wohlhabend aus hier, fand James,
als er das Haus betrachtete, vor dem sie ihren Galiziak angehalten hatten. Es
war das größte von allen, die sie sehen konnten. Der Hof war mit Steinen
gepflastert; an der Treppe, die zur Haustür hinaufführte, rankte rot und orange
blühende Kapuzinerkresse. Hinter dem Gartentor nickten hohe Rosenbüsche. Und er
war schon so tief in seine Rolle eingestiegen, dass er sich sofort fragte, was
dieser Garten Nützliches zu bieten haben mochte.
    Nur Minuten später kehrte John als Erster von seinem
Erkundungsgang zurück. „Die müssen Hals über Kopf abgehauen sein. Haben
mitgenommen, was sie zusammenpacken konnten. Der Rest steht noch da. In einer
Räucherkammer hängen sogar noch Pörklinger.“
    Der Chef dachte schweigend nach.
    „Ein neues Feruldorf also“, fügte John hinzu und
zündete sich eine seiner Kippen an.
    „Nicholas, die müssen vor dem Fieber geflohen sein!
Wir sollten schnell weiterziehen!“, rief Brogue. „Wer weiß, was wir uns hier
sonst einfangen!“
    „Ein gutes Abendessen im Trockenen vielleicht“, erwiderte
der Chef nachdenklich.
    „Alles verlassen“, meldete auch Halfast. „Und
leergeräumt. Niemand zu sehen.“
    „Doch“, rief Lowell, der vom anderen Ende des
Dörfchens zurückkam. „Keiner von den Bewohnern, das nicht. Aber die beiden, die
seit Tagen vor uns reiten, die lagern da in einem Schuppen am Dorfausgang.
Schon seit gestern Abend, sagen sie. Ihr Gilloc hinkte plötzlich, da wollten
sie ihn einen Tag lang schonen.“
    „Wer sind die? Und wissen sie was über die Dörfler?“
    „Keiner mehr da. Warum, wissen sie auch nicht.“
    „Und warum haben sie die Kuh nicht gemolken?!“,
schnaubte Jakobe. Sie hatte schon einen Kessel in der Hand und stapfte nun
davon, um das selbst zu übernehmen.
    „Es ist ein Harfner“, grinste Lowell. „Ein junger, mit
seinem Diener. Die sehen nicht so aus, als wüssten sie, wie man eine Kuh melkt.
Haben außerdem ein Fässchen Shervis in ihrem Karren. An Milch sind die bestimmt
nicht interessiert.“
    James gähnte.

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