Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
was
Gutes gerochen, seit wir von Gassa weg sind?“
„Das Holz war nass, Ska Haggerty, aber wenn Sie mir
noch ein bisschen Zeit geben, werde ich es schon zum Brennen –“
„Versuch’s nicht länger!“ Und dann wandte er sich
wieder den Montagus zu. „Um die Wahrheit zu sagen, ich hab nicht nur Hunger,
mir ist auch tödlich langweilig, Leute! Und es sieht ganz so aus, als wär bei
euch richtig gute Stimmung. Also – hättet ihr ein Stück Braten für einen
ausgehungerten Gast übrig? Ich revanchiere mich gern mit einem Fass Shervis – echtes
Trukvister!“
„Hrrhm“, machte der Chef. „Mein Name ist Nicholas
Montagu und das sind –“
„Oh – ich hab mich noch nicht vorgestellt,
entschuldigt meine Unhöflichkeit – mein Name ist Woodric Elphin Haggerty, und
das ist Hephaistou, mein Begleiter –“
„Ihr Diener , Ska!“, korrigierte Hephaistou
würdevoll.
„Wie auch immer, jedenfalls begleitet er mich auf
dieser öden und elend nassen Reise – und kannst du endlich mal mit dem Ska
Haggerty hier und Ska Haggerty da aufhören; wie du dich vielleicht
erinnerst, heiße ich Woodric – so hast du mich die letzten einundzwanzig Jahre
schließlich auch genannt!“
„Habe ich das richtig verstanden, dass ihr das seid,
die seit Tagen vor uns reiten?“, mischte sich der Chef wieder ein.
„Ganz genau. Und ihr seid der Stern von Montagu !“
Er strahlte in die Runde. „Ich hab euch auf dem Markt gesehen. Ich habe nie
eine bessere Aufführung des Tristain gesehen als eure. Einen wunderbaren
Udd-Spieler habt ihr da!“
Brogue, von diesem Kompliment völlig unerwartet
getroffen, räusperte sich, stand tatsächlich auf und verbeugte sich leicht.
„Man bekommt wahrhaftig selten ein Lob von einem Harfner zu hören,
Ska!“, erwiderte er, und irgendwer kicherte.
„Nun denn, Ska Haggerty!“ Nicholas Montagu lächelte.
„Nach so vielen Komplimenten, wer könnte dich da wieder in den Regen
hinausschicken! Komm ganz herein und sei unser Gast! Und dein Diener ist
natürlich auch willkommen.“
„Danke, ich habe noch zu tun!“, erwiderte Hephaistou
kühl.
„Aach, Heph, sei doch nicht so langweilig, ich bitte
dich! Gönnen wir uns einen unterhaltsamen Abend, bevor es damit in Aube
endgültig vorbei ist!“
Der Harfner nahm seinen langen Kapuzenmantel ab, schüttelte
ihn aus, dass die Tropfen in alle Richtungen flogen, und warf ihn dann in eine
Fensternische. Jakobe und Hephaistou stürzten gleichzeitig herbei, um ihn
aufzuheben, wobei Jakobe den Sieg davontrug. Sie nahm den Mantel und hängte ihn
nahe beim Feuer auf.
Haggerty beachtete das nicht weiter. Mit einem breiten
Grinsen ging er am Tisch entlang und hoffte auf einen Platz auf der Bank, den
er dann zwischen Brogue und John auch fand. Von nahem war zu sehen, dass er
noch jünger war, als er auf den ersten Blick wirkte. Mitte zwanzig, höchstens.
Er hatte runde, dunkelbraune Augen, die sich jetzt aufmerksam umsahen.
„Eh, Ska – ich glaub, das muss das erste Mal sein,
dass wir ’nen Harfner zu Gast haben!“, sagte John.
„Nja …“, murmelte Haggerty und strich sich das Haar
aus der Stirn. „Kann schon sein … ist vielleicht gegen die Etikette … aber ein
Gesetz ist das bestimmt nicht. Ich hab einfach Hunger, und Hephaistou ist ein
grauenhafter Koch –“
Der Diener, der wieder an der Tür stand, durch die es
inzwischen unangenehm kalt hereinzog, versteifte sich noch ein wenig mehr.
„Nichts gegen dich, Heph, du weißt, wie sehr ich deine
Begleitung schätze, aber ein Koch bist du nun mal nicht.“
„Als solcher hat mich Ihr Vater auch nicht
eingestellt.“
„Neinnein, ganz richtig, hör mal, jetzt lass doch den
Quatsch, komm her und setz dich! Oder nein – vorher – würdest du vorher bitte
noch das Fässchen holen?“
Der Diener billigte diesen Auftrag eindeutig nicht,
aber er drehte sich wortlos um und verschwand.
„Will ja nicht mit leeren Händen hier einfallen!“,
wandte Haggerty sich wieder an die Männer um ihn herum. „Hab mich auf dem Markt
noch für die Reise eingedeckt – habt ihr gesehen, dass die da sogar Trukvister
verkauft haben? Das kriegt man sonst nur als Schmuggelware oder in Orolo selbst,
aber wer lässt sich da schon freiwillig blicken … tja, ich hab mir also gleich
ein Fässchen auf den Weg mitgenommen. Das können wir uns heute teilen.“
Während die Frauen ihre Arbeiten wiederaufnahmen,
machten sich die Männer daran, diesem ungewöhnlichen Vertreter seiner Zunft mal
ein bisschen auf den
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