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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Er war erst einmal auf dem Galiziak
sitzen geblieben, um abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Jetzt quollen
aus dem Wagen hinter ihm die Kinder mit ihrem unvermeidlichen Springseil
hervor.
    „Wir bleiben“, entschied der Chef. „Ich glaub nicht,
dass sie das Fieber hier hatten. Haben wohl eher den Kopf verloren und laufen
vor diesen Gerüchten über die Asche davon. Dumm von ihnen, aber unser Gewinn.“
    „Solang kein Kranker zurückgeblieben ist und kein
Toter herumliegt, müssen wir uns auch keine Sorgen machen, selbst wenn’s das
Fieber war“, meinte John.
    „Fahrt die Wagen hier in den Hof. Wir sehn uns drinnen
um.“
    „Ein Dach überm Kopf wär heute nicht schlecht!“, hörte
James Taizia erfreut sagen.
    Von der See her rückten schon seit einiger Zeit
knollige, tintenblaue Wolkenwände heran, und immer wieder fegten Windböen über
sie hinweg – das versprach einen heftigen Guss für die nächsten Stunden. Davon
hatten sie in den vergangenen Tagen schon einige erlebt. James und Firn fuhren
den Kalendiowagen also die letzten Meter in den Hof und sicherten alles auf die
übliche Weise mit Bremsklötzen. Eines von Gaetanos Mädchen knüpfte das Springseil
an einer Radspeiche fest. Sah ihn dabei herausfordernd an, als erwarte sie
Einspruch.
    „So muss nur noch einer von uns schwenken“, erklärte
sie in defensivem Ton. James nickte, und Firn war das sowieso egal. Der saß
schon wieder oben und legte die Beine auf der Lenkstange ab – entschlossen, sich
erst wieder zu rühren, wenn irgendwo das Abendessen bereitstand. Leider teilten
die Gören ihr Ruhebedürfnis nicht. Es ging schon wieder los.
    „ Sitzen siebzehn Zwiebelmützen, zwirbeln zwanzig
Zwerge Zwirn … “
    „Kennen die eigentlich keinen anderen Reim?“
    „Der ist doch richtig gut!“, rief Nella vergnügt.
„Hier, kannst du ihn bitte kurz halten?“ Sie drückte James den kleinen Piro in
den Arm. „Lasst mich auch mal!“
    Damit reihte sie sich bei den Kindern ein, und nachdem
die Kleinste sich verheddert hatte – sie kam nicht einmal bis zu den zwanzig
Zwergen – sprang sie in das Seil. Der Springer musste den Vers fehlerlos
mitsingen und gleichzeitig eine Menge seltsamer Bewegungen und Sprünge
ausführen. Nella sprang lachend, aber mit vollem Körpereinsatz und fliegender
Krausmähne.
     
    „Sitzen siebzehn Zwiebelmützen
    Zwirbeln zwanzig Zwerge Zwirn
    Spitzen siebzehn Zwillenschützen
    Siebzig Quittenschnitze an“,
     
    sangen die Kinder lauthals. Nella sprang fehlerlos.
James, der erfolglos schmierige Kleinkindpfoten von seinem Gesicht abzuwehren
versuchte, erinnerte sich, dass auch sie ja einmal eine Kalendio-Akrobatin
gewesen war. Mit müßigem Vergnügen beobachtete er ihr rot anlaufendes,
lachendes Gesicht (und ihre hüpfenden Brüste unter der Bluse). Der Reim spulte
sich schon wie von selbst in seinem Hirn ab.
    „Extra für dich, brakka . Genieß es!“, sagte
Firn spöttisch, als es in die zweite Runde ging. James hörte auf zu glotzen und
entdeckte Orla, die einmal sich selbst überlassen beim Ulgullen-Wagen stand.
Auch sie sah Nella zu.
     
    „ Spritzen siebzehn Zwiebelgrützen
    Siebzehn klitzekleine Pfützen … “
    Und so weiter und so fort. Nella kam auch bei der
zweiten und dritten Strophe kein einziges Mal aus dem Takt, und dann ging das
Lied von vorne los. Piro schaffte es, James auf die Nase zu hauen und ihn
gleichzeitig heftig an den Haaren zu ziehen, und Orla öffnete das Gartentor und
verschwand zwischen den Rosenbüschen.
    James setzte Piro ab und rieb sich das Gesicht. Nellas
Bluse war mit einem Mal nicht mehr so interessant. Eine Windböe schlug das
Gartentor hart in die Angeln zurück und presste für Sekunden die Rosen gegen
die Hauswand. Er hatte lange nicht mehr mit Orla gesprochen – und war da nicht
noch etwas, das sie ihm hatte sagen wollen? Auch wenn es nur krauses Zeug sein
mochte – er hätte sie gern einmal wieder von nahem gesehen. Ihre Stimme gehört.
Und aus beruflichen Gründen musste er ja sowieso in diesen Garten –
    Aber dann hatte er plötzlich wieder den Kopf vor
Augen, den Kopf von Amelia Birchiter mit dem grün verkrusteten Ohrring und dem
fahlen Stoppelhaar –
    Unter den Kindern brach ein Aufstand aus, als Nella
zum dritten Durchgang ansetzen wollte. „Och Nella, jetzt sind wir aber wieder
dran! Hör auf! Wir wollen auch mal!“
    Dann röhrte Horgests Gebrüll über den Hof. „Hab eins
erwischt! Mach Feuer, Jakobe! Ich bring den Braten!“ In den Händen hielt er

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