Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
habe in Schweden Menschen wegen viel geringerer Taten durch das Rad hinrichten lassen. Nun kam es zu einer furchtbaren Szene: Die bewaffneten Männer drängten Monaldeschi, der um sein Leben flehte, in eine Ecke der Galerie und schlugen mit ihren Schwertern auf ihn ein. Da er vorsorglich unter seiner Kleidung ein Panzerhemd trug, konnten sie ihn nur an den Armen verletzen. Er versuchte zu fliehen und rief in seiner Verzweiflung den Priester herbei, weil er noch etwas beichten wolle. Nachdem ihm der Prior die Absolution erteilt hatte, warfen ihn die Wächter der Königin zu Boden und töteten ihn durch einen Stich in die Kehle. Man schleppte den Ermordeten in die Klosterkirche, wo er bestattet werden sollte. Christine gab dem Prior noch einen Geldbetrag, damit er für Monaldeschi die Totenmesse lese.
Als dieses Geschehen am französischen Königshof bekannt wurde, war man entsetzt und bezeichnete Christine als eine „barbarische Fürstin“, die sofort das Land verlassen müsse. Ganz Paris sprach davon, dass Christine bei der Ausführung der Tat gelacht und gescherzt habe. Der Philosoph Voltaire kommentierte diesen Mord so: „Diese Frau hat ein galantes Abenteuer mit einem Mord beendet. Ein Italiener wurde von einem Landsmann in einem Palast des französischen Königs auf Befehl einer schwedischen Königin ermordet!“ Ihre Lage in Paris wurde immer schwieriger. Es erschienen Flugschriften, in denen sie mit der assyrischen Königin Semiramis verglichen wurde. Sie wurde überall gemieden. Der französische Hof bat sie, sich zu ihrer eigenen Sicherheit nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Heute weiß man, dass es nicht nur ein grausames, sondern auch ein sinnloses Verbrechen war. Ihr Plan nämlich, in Neapel mit französischer Hilfe die Macht zu übernehmen, war längst dem Vizekönig in Neapel bekannt. Die Spanier, die Italien beherrschten, hatten die nötigen Vorbereitungen getroffen, um Neapel gegen einen Flottenangriff der Franzosen zu verteidigen. Dass Christines Vorhaben ohne Erfolg war, wusste auch der Kardinal Mazarin. Da Christine sehr viel über die französischen Kriegspläne gegen Spanien wusste, hielten es ihre Gesprächspartner in Frankreich für ratsam, sie nicht über den letzten Stand der Dinge zu informieren. Sie sollte ruhig weiter an ihrem Feldzug gegen Neapel arbeiten. Dass ihre Pläne den Spaniern von Monaldeschi verraten worden waren, verschaffte Frankreich den Vorteil, dass die Spanier in Unruhe versetzt waren. Der Papst war so in Furcht geraten, dass er sogar einen Angriff der spanischen Truppen in Italien auf Rom befürchtete. Nur mit Mühe konnte er davon abgehalten werden,Christine die Wiedereinreise in den Kirchenstaat zu verbieten.
Nachdem der Traum vom Königreich Neapel sich aufgelöst hatte und Christine wieder zur Realität zurückgebracht war, musste sie nach anderen Mitteln und Wegen suchen, wie sie ihre heikle finanzielle Situation verbessern konnte. Nachdem ihr Vetter Karl Gustav 1660 gestorben war und als Thronfolger einen minderjährigen Sohn hinterließ, reiste sie nach Schweden und versuchte ihre Ansprüche auf den Thron geltend zu machen. Als sie damit scheiterte, bemühte sie sich vergeblich um die Regentschaft für den Thronfolger. Auch ihrem Versuch, Königin von Polen zu werden, war kein Erfolg beschieden.
Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie mit Erlaubnis des Papstes im Vatikan. Im Alter war sie eine schwerfällige, beleibte Frau geworden, die mit ihrem aufgequollenen Gesicht und den kurzen struppigen Haaren eher Mitleid als Zuneigung hervorrief. Trotzdem setzte sie ihr ausschweifendes Leben fort und bekannte offen ihre lesbischen Neigungen. In ihrem Todesjahr war ihr erklärter Liebling eine römische Sängerin namens Angelina Georgini, die keinen besonders guten Ruf hatte. Christine duldete nicht, dass eine andere Person, besonders aber kein Mann, mit dem jungen Mädchen zusammen war. Als sich ein junger Abt in die Sängerin verliebte und das Mädchen mit Gewalt aus dem Palais ihrer mütterlichen Freundin zu entführen versuchte, kam es zu einem Tumult. Das junge Mädchen wehrte sich mit Händen und Füßen gegen ihren Entführer und weckte Christine durch ihr Geschrei auf. Sie verlangte eine Erklärung für den Lärm in ihrem Palast. Als sie den Grund dafür erfuhr, eilte sie dem fliehenden Abt hinterher. Aber diese Aufregung war zuviel für sie. Es ging mitihr seit diesem Vorfall gesundheitlich bergab, und im Jahre 1689 verstarb sie. Der Papst bereitete ihr
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