Über Alle Grenzen
Flagstaff. Neu war auch ein Ausflug zu den heiligen Stellen anderer Indianer in der Wüste Arizonas, wo wir unter den riesigen uralten Kakteen meditierten.
In Del Mar, nördlich von San Diego, wohnten Van und Carolyn. Ohne sie hätte ich viel weniger zwischen Mexiko und Vancouver tun können. Sie boten uns ein Zuhause, egal wann, mit wie vielen und wie übermüdet wir auch bei ihnen ankamen. Jedes Mal liehen sie uns ihre Autos für die Tausende von Kilometern. Die Fahrt ging von dort die Westküste hoch mit einigen Veranstaltungen.
In San Francisco unterrichtete ich bei den Theosophen. Ihr Leiter war Joe Miller, ein klassisches Kraftgenie mit weißem Ziegenbart. Ab und zu brach er in lauten Gesang unbekannter Mantras aus. Er führte viele aus der spirituellen Bewegung aus San Francisco bei Sonntagsspaziergängen durch den botanischen Garten und war sehr beliebt.
Zu einem der Vorträge kam Carol. Sie sollte uns die nächsten Jahre auf mehreren Ebenen beeinflussen. Carol hatte das London der 60er Jahre erlebt und war humanistische Professorin. In Nevada City an der Grenze Kaliforniens entschlossen wir uns, meine Bücher bei Paul Clemens in der Blue Dolphin Press auf Englisch herauszugeben. Sie hatten schon so viel Nutzen in anderen europäischen Sprachen gebracht. Carol sollte an meiner Sprache feilen und mich nicht loslassen, bis die Arbeit getan war. Wir besuchten noch unsere Filmfreunde in Los Angeles, bevor das Flugzeug nach Hawaii startete.
Ich unterrichtete zuerst auf Kauai, der ältesten der Inseln. Auf Maui bei Lama Tensing hatten Hannah und ich sehr starke Träume von Karmapa. Vielleicht war das die Stelle, zu der er uns zehn Jahre zuvor hatte schicken wollen. Auf Oahu, wo fast alle Einwohner Hawaiis leben, wohnten wir bei Nancy, meiner Freundin aus Portland. Hier hörte ich mit dem Tabakschnupfen auf. Obwohl ich die “Übertragung” von Karmapa selbst bekommen hatte, war diese Einschränkung jetzt notwendig. Die Amerikaner fragten sich immer, ob meine ständige gute Laune vielleicht von dem Pulver komme, und nicht - wie ich beteuerte - vom Segen der Linie. Das ging nicht. Übrigens, sollte jemand bezweifeln, dass Nikotin gewohnheitsbildend ist, braucht er sich nur das Video anzuschauen, das bei dem darauf folgenden Vortrag aufgenommen wurde: Ich winde mich zwei Stunden lang wie eine Schlange und habe die Hände abwechselnd in der Brusttasche, jetzt leer, und in meinem Gesicht, das ständig einen neuen “Hit” erwartet. An der Klarheit des Vortrags hatte sich dennoch nichts verändert.
In Japan war unsere Gruppe deutlich zu groß, um in den spießigen Rahmen des Landes zu passen. Schon am Flughafen Tokios ging alles schief. Weil wenig Platz für unsere Seesäcke im feinen Toyota der mexikanischen Botschaft war, setzte ich mich auf den Kofferraumdeckel, was bei europäischen Modellen durchaus geht. Dieses war jedoch japanisch, und es entstand sofort eine riesige Delle. Meine Versuche, sie wieder auszubeulen, machten den Schaden nur noch schlimmer. Danach schmuste einer aus der Gruppe etwas zu sichtbar mit einer einheimischen Dame, und ein anderer legte keinen Wert auf die Besichtigung vom “Schloss des alten Kaisers”, einem nationalen Heiligtum. Er wollte lieber einkaufen gehen. Damit war das Maß wohl voll. Glücklicherweise hatte ich die Zeit, Yoshikos Mutter auf den Tod vorzubereiten, und bekam ein starkes Band zu ihr. Als Cesar und Yoshiko später in Mexiko wohnten, wo eine größere Bandbreite des Ausdrucks möglich ist, fanden wir wieder zusammen, und seit 1993 halfen sie Mark im neuen Zentrum Tokios.
Die zu große Gruppe in Japan
Im Gegensatz zu Japan war Korea frisch. Außer den Koreanern, den Khampas Osttibets und einigen Kalmücken Russlands ist mir bisher kein mongolisches Volk begegnet, das sich so unmittelbar ausdrückt. Bei Chinesen und Japanern weiß man selten, was sich unterhalb der glatten Oberfläche verbirgt, und auch die Zentral- und Westtibeter sind sehr unehrlich in ihrem Ausdruck. Sowohl untereinander als auch auf Landesebene laufen endlose Spiele ab. In Korea hingegen schauten uns die Leute in die Augen und zeigten, was sie fühlten, was wirklich erfrischend ist.
Wir wollten nicht sofort in der Hauptstadt Seoul verschwinden, also nahmen wir den Nachtzug die Küste entlang nach Pusan. Wir verbrachten einige Tage in ihren riesigen Klöstern, die übrigens eher national als buddhistisch geprägt sind. Jahrhundertelang hatten die Japaner, die mit Unbehagen die Ursprünge
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