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Ueber Den Deister

Ueber Den Deister

Titel: Ueber Den Deister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Teltscher
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klargemacht, dass ich außer Tennis kein Interesse an ihr hatte.«
    »Also konnte Frau Matuschek Ihr Verhalten durchaus missverstehen?«
    »Das muss wohl so gewesen sein. Aber ich war damals relativ glücklich verheiratet. Das habe ich Vera wissen lassen; danach hat sie sich nicht mehr gemeldet, und ich habe auch nie wieder mit ihr Tennis gespielt. Soweit ich weiß, hat sie sich überhaupt nicht mehr im Verein sehen lassen.«
    Bin ich eigentlich auch relativ glücklich verheiratet oder eher einfach nur glücklich mit den normalen Auf und Abs, wunderte sich Marder. Oder war das eine so gut wie das andere? Er würde Iris fragen, wie sie das sah. Er deutete mit der Hand auf sein leeres Glas und nickte der jungen Frau hinter der Theke zu, deren Gesicht von Schweiß und vor Freude am Leben glänzte. Sie hatte offensichtlich hier im Lokal einen Job gefunden, den sie gern tat.
    »Noch eins«, bat er sie.
    Es war wirklich ein heißer Tag. So gut hatte ihm Alsterwasser lange nicht geschmeckt.
    »Seitdem haben Sie Frau Matuschek nie wieder getroffen?«
    »Nein, nie wieder … oder warten Sie, einmal habe ich sie noch gesehen, aber ich glaube, sie mich nicht. Das war im vorigen Sommer. Ich bin an dem Tag mit meiner Frau zu einem Konzert nach Bad Pyrmont gefahren, da kam Vera mir mit ihrem Auto zwischen Hameln und Bodenwerder entgegen. Auf jeden Fall dachte ich damals, dass sie es war. Aber vielleicht habe ich mich geirrt.«
    »Können Sie sich festlegen?«
    »Wenn Sie darauf bestehen, würde ich sagen: Ja, ich bin mir sicher, dass ich sie gesehen habe.«
    Marder zweifelte nicht, dass Christian Neuberger die Wahrheit gesagt hatte. Er würde ihm bei der Suche nach Vera Matuschek nicht weiterhelfen können, war durch Marders Fragen nun jedoch neugierig geworden.
    »Erklären Sie mir bitte, was Sie bei der Kriminalpolizei tun und was diese Fragerei nach Vera Matuschek soll. Ist ihr nun etwas passiert oder nicht?«
    »Es handelt sich um eine laufende Ermittlung, deswegen kann ich Ihnen leider keine Einzelheiten mitteilen. Das verstehen Sie sicher.«
    Dass er in einem Fall ermittelte, konnte man so stehen lassen. Marder fügte hinzu: »Ob Frau Matuschek etwas passiert ist, versuche ich herauszufinden. Das muss Ihnen reichen.«
    Neuberger war an dem Schicksal von Vera Matuschek nicht interessiert genug, um den Kommissar weiter zu bedrängen. Er fiel in seine anfängliche Selbstsicherheit zurück.
    »Wenn Sie mich in dieser Angelegenheit noch einmal zu sprechen wünschen, lassen Sie es mich bitte vorher wissen, damit ich meinen Anwalt dazuziehen kann.«
    Christian Neuberger sagte das nicht diplomatisch und schon gar nicht freundlich.
    »Ich wette, Ihr Anwalt ist der Herr dort am Tisch.«
    Marder zeigte auf den Spieler, dem er den Beruf eines Anwalts zugeordnet hatte.
    »Nein, das ist mein Zahnarzt.«

Kapitel 7
    Bevor er ins Bett ging, öffnete Marder das Fenster und hoffte, dass die Nachtluft das Schlafzimmer ausreichend abkühlen würde, um ihn in Frieden schlafen zu lassen. Wenn er im Schlaf schwitzte, träumte er meistens unruhig. Nicht selten mischten sich dann Hitzeschweiß und Angstschweiß. Die Luft von außen brachte in dieser Nacht jedoch kaum angenehmere Temperaturen, die Sonne ging im Juli so spät unter und so früh wieder auf, dass die Nacht nicht genügend Zeit hatte, die Hitze des Vortages ganz auszulöschen.
    Als er zum dritten Mal aufwachte und auf die Uhr schaute, war es kurz vor fünf. Er hatte sich unruhig im Bett hin- und hergewälzt und dabei friedlos und fiebrig geträumt, ohne dass er sich nun an seine Träume erinnern konnte.
    Er stand auf, ging ins Badezimmer, trank einen Schluck Wasser, legte sich wieder ins Bett. Die dünne Decke, mit der er sich zugedeckt hatte, warf er auf den Fußboden. Nun lag er nackt auf dem Laken und hoffte, dass der Schlaf wiederkommen würde. Er drehte sich auf die linke Seite und zog seine Beine an, nach einer Weile streckte er sie wieder aus, drehte sich nach rechts und zog die Beine erneut an. Er wusste nicht, was er mit seinen Armen und Händen anfangen sollte. Egal wohin er sie legte – über den Kopf, neben den Kopf, am Körper entlang oder angewinkelt –, sie waren wie Fremdkörper und schienen nicht zu ihm zu gehören. Er stand wieder auf, ging noch einmal ins Bad, blickte in den Spiegel, sah ein zerknittertes Gesicht und fand sich grundhässlich. Dann schaute er wieder auf die Uhr, es war jetzt kurz nach fünf. In der Ferne, ganz leise, hörte er die Sirene eines

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