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Über den Fluß und in die Wälder

Über den Fluß und in die Wälder

Titel: Über den Fluß und in die Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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sagte das Mädchen und ließ sie mit der Geschwindigkeit und Geschicklichkeit eines Juwelendiebes in seine Tasche gleiten. «Ich hab sie bei mir gehabt, weil ich die ganze Woche lang darüber nachgedacht und es beschlossen hatte.»
    «Ich dachte, du hast an meine Hand gedacht?»
    «Sei nicht so eklig, Richard. Und eigentlich solltest du auch niemals dumm tun. Es ist doch deine Hand, mit der du sie berührst. Hast du denn daran nicht gedacht?»
    «Nein. Wie dumm von mir. Was möchtest du aus dem Schaufenster da haben?»
    «Ich möchte gern den kleinen Mohren da mit dem Gesicht aus Ebenholz und dem Turban aus Brillantsplittern mit dem kleinen Rubin oben auf seinem Turban. Ich würde ihn als Brosche tragen. Früher trugen alle solche Mohren in dieser Stadt, und die Gesichter waren die ihrer vertrauten Diener. Ich habe mit dem hier schon lange geliebäugelt, aber ich wollte, daß du ihn mir schenkst.»
    «Ich schicke ihn dir morgen früh.»
    «Nein, gib ihn mir, bevor du wegfährst, wenn wir zusammen lunchen.»
    «Schön», sagte der Colonel.
    «Jetzt müssen wir gehen, sonst kommen wir zu spät zum Essen.» Sie setzten sich in Bewegung, Arm in Arm, und als sie die erste Brücke hinaufstiegen, peitschte ihnen der Wind entgegen.
    Als der stechende Schmerz kam, sagte der Colonel zu sich: Bloß das nicht!
    «Richard», sagte das Mädchen. «Steck deine Hand in die Tasche, mir zu Gefallen, und fühl sie an.»
    Der Colonel tat es.
    «Sie fühlen sich wunderbar an», sagte er.

11
    Sie kamen aus dem Wind und der Kälte durch den Haupteingang des Gritti Palace Hotel in das Licht und die Wärme des Vestibüls.
    «Guten Abend, Contessa», sagte der Portier. «Guten Abend, my Colonel. Draußen muß es kalt sein.»
    «Das ist es», sagte der Colonel und unterdrückte jede derbe und unanständige Redewendung über das Ausmaß der Kälte oder die Windstärke, die er sonst, wenn er sich mit dem Portier unterhielt, zu ihrem gemeinsamen Gaudium hinzugefügt haben würde.
    Als sie die lange Halle betraten, die zu der großen Treppe und zum Fahrstuhl führte, von der man rechter Hand in die Bar, zum Canal Grande und in den Speisesaal gelangte, kam der Gran Maestro aus der Bar heraus. Er trug die vorgeschriebene weiße, lang geschnittene Jacke und lächelte ihnen zu und sagte: «Guten Abend, Contessa. Guten Abend, Colonel.»
    «Gran Maestro», sagte der Colonel.
    Der Gran Maestro lächelte und sagte, während er sich noch verneigte: «Wir servieren das Essen ganz hinten in der Bar. Jetzt im Winter ist kaum jemand hier, und der Speisesaal ist zu groß. Ich habe einen Tisch reserviert. Wir haben einen wunderbaren Hummer da, falls Sie damit beginnen möchten.»
    «Ist er wirklich frisch?»
    «Ich habe ihn heute früh gesehen, als man ihn in einem Korb vom Markt brachte. Er war lebendig und dunkelgrün und äußerst feindselig.»
    «Möchtest du gern mit Hummer anfangen, Tochter?»
    Als er ‹Tochter› sagte, war sich der Colonel wie der Gran Maestro sowie auch das Mädchen dessen bewußt. Aber jeder der drei verstand etwas anderes darunter.
    «Ich hatte ihn für Sie reserviert, für den Fall, daß irgendwelche pescecani kommen sollten. Sie sind jetzt auf dem Lido und spielen. Ich habe nicht versucht, ihn zu verkaufen.»
    «Ich würde schrecklich gern Hummer essen», sagte das Mädchen. «Kalt und mit Mayonnaise. Die Mayonnaise ziemlich steif.» Dies sagte sie auf italienisch.
    «Es ist doch nicht zu teuer, oder doch?» sagte sie ernsthaft zu dem Colonel.
    «Ay hija mia», sagte der Colonel.
    «Faß mal in deine rechte Tasche», sagte sie.
    «Ich werde dafür sorgen, daß er nicht zu teuer ist», sagte der Gran Maestro. «Sonst werde ich ihn selbst bezahlen. Mit einem Wochengehalt könnte ich ihn leicht erstehen.»
    «Verkauft an Trust», sagte der Colonel; Trust war die Codebezeichnung der Besatzungstruppen von Triest. «Mich kostet er nur eine Tagesgage.»
    «Faß mal mit deiner Hand in deine rechte Tasche und fühl, wie reich du bist», sagte das Mädchen.
    Der Gran Maestro spürte, daß dies ein Privatscherz zwischen den beiden war, und hatte sich schweigend entfernt. Er freute sich über das Mädchen, das er schätzte und bewunderte, und er freute sich für seinen Colonel.
    «Ich bin reich», sagte der Colonel. «Aber wenn du mich mit ihnen neckst, geb ich sie zurück, hier auf diesem leinenen Tischtuch und in aller Öffentlichkeit.»
    Er neckte sie jetzt seinerseits und stieß ohne Überlegung mit seinem Gegenangriff vor.
    «Nein, das

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